Pfarrer P. Johannes zum 17. Sonntag im Jahreskreis
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Am 17. Sonntag im heurigen Jahreskreis hören wir als Evangelium (Mt 13,44-52) den Abschluss der sogenannten Himmelreichsrede. Nach den Wachstumsgleichnissen, mit denen Jesus das Wachstum des Himmelreiches in der Tiefe des Menschen vermitteln wollte, geht es diesmal um die Frage, was mit dem passiert, der dieses Wachsen zulässt. Jesus verwendet dafür das Gleichnisbild vom Menschen, der einen Schatz im Acker entdeckt, und vom Juwelier, der eine unglaublich kostbare Perle findet, die er unbedingt erwerben will.
1. Beide wissen um eine Kostbarkeit, die anderen verborgen ist.
Das Verhalten des Entdeckers des Schatzes muss allen anderen verrückt erscheinen, ist aber in sich logisch. Für ihn dreht sich jetzt alles um diesen Schatz, den er in seinen Besitz bringen will. Dieser Mensch verhandelt mit dem Eigentümer des Ackers, darf aber sein Wissen nicht verraten. Der Acker ist an und für sich nichts wert, wäre billig zu haben. Wie wird er es anstellen, dem Besitzer plausibel zu machen, dass er den Acker braucht. Er wird schlaflose Nächte haben, sein ganzes Denken wird nur um den Acker kreisen, und er wird alle Verhandlungskunst anwenden müssen, um ihn zu bekommen. Ebenso wird der Kaufmann nicht verraten, wie viel die Perle eigentlich wert ist, denn sonst würde er sie nie erhalten. Alles, was er besitzt, gibt er dran, um diese kostbare Perle zu erwerben.
2. Der Mensch, in dem das Himmelreich eingewurzelt ist, lebt anders.
Das alltägliche Leben ist plausibel. Jeder kann nachvollziehen, wie man seinen Terminkalender organisiert. Es gibt da auch die öffentliche Meinung, die jeder versteht. Deshalb ist es ja auch so schwer, in dieser Zeit der Coronakrise die Abläufe umzuorganisieren. Jeder stolpert über die alten Gewohnheiten und muss vielleicht auch durch Strafverfügungen diszipliniert werden. Wer aber vom Wort Gottes zutiefst getroffen ist, setzt ganz neue Maßstäbe. Es ist ähnlich, wie wenn sich jemand verliebt. Da verändern sich auch die Gewichtungen. Alles dreht sich jetzt um den geliebten Menschen, und vieles, was vorher ungeheuer wichtig war, wird nebensächlich. Es geschieht eine Umwertung aller Werte.
3. Das Bild von den guten und den schlechten Fischen
Auch hier gilt wie bei der Deutung des Unkrautes unter dem Weizen, dass man den Text nicht aus dem Zusammenhang reißen darf. Würde dieses Gleichnis für sich alleine stehen, ginge es in die Richtung: Wir sind die guten, und da sind dann viele böse Menschen, die in die Hölle kommen, so wie die Fischer die schlechten Fische wegwerfen. Im Zusammenhang mit den Gleichnissen vom Schatz und von der Perle geht es viel eher darum, dass alles wertvoll ist, was dem Erwerb des Ackers und der Perle förderlich ist. Alles andere kann man wegwerfen. So schreibt auch der Apostel Paulus an die Philipper: „Doch was mir damals ein Gewinn war, das habe ich um Christi Willen als Verlust erkannt. Ja noch mehr: ich sehe alles als Verlust an, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, alles übertrifft. Seinetwegen habe ich alles aufgegeben und halte es für Unrat, um Christus zu gewinnen und in ihm zu sein.“ (Phil 3,7-9)
4. Die Ahnung vom Himmelreich
Zum Abschluss der Himmelreichsrede Jesu darf ich ein paar persönliche Bemerkungen machen: Es scheint, als würde in unserer Gesellschaft kaum jemanden die Frage nach einem vollendeten Leben bei Gott interessieren. Wenn man aber genauer hinschaut, fallen einem überraschende Dinge auf:
- Ich kenne keinen Menschen, der konsequent ungläubig lebt. Dem müsste ja letztlich alles egal sein. Auch der Tod eines lieben Menschen wäre einfach naturgegeben. Jede Liebe wäre pragmatischen Gesetzmäßigkeiten unterworfen. Aber sogar das Aufgehen in den Sorgen des Alltags zeigt noch, dass es um mehr als das Alltägliche geht. Man will ja doch immer mehr und noch mehr, auch wenn jeder nur mit einem Löffel essen kann. Die Sehnsucht nach dem Außergewöhnlichen ist unübersehbar.
- Wenn man die Augen öffnet, merkt man, dass die Wirksamkeit der Werbung in Symbolen der Transzendenz besteht. Es wird immer wieder ein Mehrwert suggeriert, der dem Konsumartikel eine besondere Heilsbedeutung zuschreibt. Manchmal wird direkt religiöse Sprache verwendet, oder biblische Bilder werden bemüht. Auffallend ist, dass man tatsächlich von Einkaufstempeln sprechen kann. Für die großen Geschäftszentren werden architektonisch oft sogar quasikirchliche Symbole verwendet wie Kuppelbauten und archaische Symbole. Wer sich dort aufhält, kann das Gefühl haben, dass er einen Gottesdienst besucht.
- Man achte auch auf die Rituale bei einem Fußballspiel. Gerade im neuen Rapidstadion in Wien wurden eindeutig religiöse Symbole eingebaut bis hin zu einer Art Fußballerkapelle, in der die Sportler geistige Kraft schöpfen sollen. Man beachte auch die Sprache der Sportreporter. Mancher Torschütze oder Tormann wurden am Ende des Spiels als Erlöser bezeichnet. Ähnlich auch bei den Schirennen. Ich habe nicht gezählt, wie oft Marcel Hirscher mit seinen Siegen Österreich vor einem Debakel bewahrt hat und damit sein „Erlöser“ war! Wer wird in Zukunft unser „Erlöser“ sein? In Nagano seinerzeit bei den olympischen Spielen ist ein Wunder geschehen, weil Hermann Maier nach seinem kapitalen Sturz noch den Super-G und den Riesentorlauf gewonnen hat! Man darf bei solchen Großereignissen die quasireligiöse Bedeutung der Bundeshymne und des Aufziehens der Fahne nicht unterschätzen. Da wird das Publikum für einen Augenblick „fromm“.
- Ein Letztes: Auch wenn sie sich völlig unreligiös geben, schauen die Leute, auch die Medien, dennoch sehr genau, wie die Christen, vor allem Bischöfe und Priester, leben. Man könnte geradezu von einer Sehnsucht sprechen, endlich einen Christen zu entdecken, dem man seinen Glauben so abnehmen könnte, dass einem auch selbst etwas vom Geheimnis der göttlichen Liebe neu aufgeht.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.