Pfarrer P. Johannes zum 15. Sonntag im Jahreskreis
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Liebe Pfarrgemeinde! Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Homepage!
Wir hören an den kommenden Sonntagen Ausschnitte aus der Rede Jesu über das Himmelreich. Jesus spricht hier immer in Gleichnissen, die er öfter auch deutet. Diese Rede beginnt mit dem Gleichnis vom Sämann, der Getreide sät, das aber zum Teil auf den Weg, auf felsigen Boden oder in Dornen fällt und deshalb keine Frucht bringt. Das Gleichnis beginnt also pessimistisch. Viel Samen fällt aber auf fruchtbaren Boden und bringt reiche Frucht.Es ist wohl vielen schon aufgefallen, dass in einem Relief auf der Kanzel unserer Stiftskirche der Sämann dargestellt ist, und in der Deutung am Ende des Evangeliums dieses Sonntags (Mt 13,1-23) sagt Jesus auch, dass es um das Wort Gottes geht, das ausgesät wird, aber aus verschiedenen Gründen oft nicht bei den Hörern ankommt. Bei denen aber, die es wirklich aufnehmen, bringt es reiche Frucht. Ich lade nun ein, dieses heutige Evangelium ein wenig genauer zu betrachten.
1. Jesus spricht vom Himmelreich in Gleichnissen:
Das Geheimnis der Gottesherrschaft kann wohl nur in Vergleichen mit unserer Lebenswelt aufgehen. Wer also bereit ist, unseren Alltag genauer wahrzunehmen, vermag zu erspüren, dass dahinter ein unfassbares Wunder steht. Unser so gewöhnliches Leben hat eine Tiefendimension. Dieser aber kann man sich verweigern. Man kann sich einreden, dass man alles verstehen könne, und alles andere gibt es nicht. „Wer Ohren hat, der höre“, sagt Jesus. Viele leben nur so dahin, von den Sorgen des Alltags beherrscht. Dieser Alltag ist aber zugleich eine Botschaft an uns, die uns über alles Begreifliche hinausführt.
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„Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen.“ Eine gewöhnliche, aber lebenswichtige Tätigkeit stellt uns Jesus vor. Erst im weiteren Verlauf wird deutlich, dass er damit ein oft verschüttetes geistliches Bewusstsein freilegen will, gegen das sich in vielen etwas sträubt. „Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen; ihnen aber ist es nicht gegeben.“
2. „Das Herz dieses Volkes ist hart geworden“
Jesus zitiert vor der Deutung des Gleichnisses eine zunächst rätselhafte Stelle aus Jesaja 6, die dort gleich nach der Berufung dieses Propheten steht. Dort findet sich in Vers 10 ein sogar noch schärferer Satz, der aber das Problem der Verkündigung verdeutlicht: „Verhärte das Herz dieses Volkes, verstopf ihm die Ohren, verkleb ihm die Augen…“ Den Zuhörern war diese Stelle aus ihrer Bibel sicher bekannt. Jesus hat unter dieser Konsequenz seiner Verkündigung gelitten: Mit seinem Heilswort verstopft er vielen die Ohren, und er verklebt ihnen die Augen!
Die Heilsverkündigung kann zur großen Gefahr für die Zuhörer werden, wenn sie nicht bereit sind, ihr Leben neu auszurichten. Wer das Wort nur hört, aber keine Konsequenzen zieht, macht sich selbst zunehmend unfähig, die rettende Hand Gottes zu ergreifen. Das zeigt sich an mehreren Stellen des Evangeliums: Man dichtet Jesus einen Bund mit dem Teufel an, weil er einen Besessenen heilt, oder man nimmt nicht die Heilung eines Kranken wahr, sondern wirft ihm vor, dass er den Sabbat bricht. Im Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus sagt Jesus, dass es Menschen geben könnte, die das Leben auch dann nicht korrigieren würden, wenn ein Toter aufersteht. Jesus hat tatsächlich mit seiner Heilsbotschaft bei manchen eine so tiefe Wunde berührt, dass es für sie unerträglich wurde. Sie haben ihr geistliches Herz verschlossen, um von seinem Wort nicht angerührt zu werden, deshalb aber auch keine Heilung erfahren können.
3. Wenn das Wort Gottes aufgenommen wird, bringt es reiche Frucht.
Es ist erstaunlich, dass das Wort Gottes Menschen wirklich verändern kann. Dieses Wort kann Menschen verwandeln! Es macht optimistisch, hoffnungsfroh, herzlich, respektvoll und wertschätzend, kreativ, mutig, tolerant, kurz gesagt, es bewirkt eine heilsame Lebensatmosphäre. Dieses Wort Gottes ist aber nicht eine Lehre neben anderen, es ist auch nicht auf das Christentum eingeschränkt. Gott möchte alle Menschen mit seiner liebenden Zuwendung ansprechen.
Zwei Hindernisse gibt es: Einerseits kann sich jemand, wie schon erwähnt, dem Wort Gottes versperren. Das ist wohl auch der Grund für den vielen Unfrieden auf der Welt, für die Ausbeutung, die Gier, den rücksichtslosen Egoismus, ja überhaupt für die sogenannten Hauptsünden. Das zweite Hindernis hat Jesus in der Aussendungsrede angesprochen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Das Wort Gottes muss im Menschenwort ausgesprochen werden. Da muss es Menschen geben, die so gottvoll sind, dass ihr Herz von dem übergeht, was in ihnen hundertfache Frucht gebracht hat.
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Die ganze Schöpfung erzählt ja von der Herrlichkeit Gottes. Diese Botschaft muss nun von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Wenn das Gleichnis vom Sämann auch pessimistisch beginnt: Es fällt so viel guter Same auf den Weg, auf felsigen Boden und in die Dornen - Schade drum, könnte man sagen! Aber dann ermutigt Jesus seine Apostel: Es fällt doch ganz viel auf guten Boden und bringt zum Teil hundertfache Frucht. Dass das Wachsen des Himmelreiches viel Zeit braucht, und dass hier Geduld notwendig ist, ist klar, ebenso, dass es weitere Bedrohungen für das Wort Gottes gibt. Davon werden wir am kommenden Sonntag hören. Jesus ist aber zuversichtlich, dass das Himmelreich unter uns geheimnisvoll wächst und sich in seiner Lebenskraft auf Dauer nicht aufhalten lässt.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.