Pfarrer P. Johannes zum 14. Sonntag im Jahreskreis
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Liebe Pfarrgemeinde! Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Homepage!
Das Evangelium vom 14. Sonntag im Jahreskreis (Mt 11,25-30) offenbart uns im ersten Teil etwas vom Geheimnis Gottes: Jesus betet. Dabei offenbart er etwas vom innergöttlichen Geheimnis.
Der zweite Teil ist eine Einladung: Wer sich Jesus anvertraut, darf bei ihm seine Ängste und Sorgen abladen. Möglicherweise laden wir uns selbst manches auf, was nicht notwendig wäre.
„Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber geoffenbart hast!“
Jesu Lobpreis gilt dem, der wahrhaft HERR ist, der Urgeheimnis des Seins alles Seienden, des Sichtbaren und Unsichtbaren ist. Dieses Urgeheimnis ist aller menschlichen Intelligenz fremd! Mit allem Analysieren, Tüfteln und Erforschen kann man an dieses Geheimnis gar nicht rühren, geschweige denn ihm näherkommen. Offensichtlich vermag der Mensch jedoch auf eine andere Weise dem göttlichen Geheimnis sehr nahe zu sein.
Aber es kann auch den selbstbewusstesten Denkern passieren, dass ihnen die Kraft des Staunens geschenkt wird. Durch Gottes Gnade kann ihnen aufgehen, dass alles, was man erforschen kann, in einer Wirklichkeit gründet, die Betroffenheit verlangt und vor der man sich immer ganz klein fühlen muss. Diese Erfahrung unserer Kleinheit bzw. – wie Jesus sagt – Unmündigkeit, ist aber gar nicht negativ zu sehen, sondern schenkt uns das Bewusstsein, dass wir uns von einer unendlichen schöpferischen Liebe getragen wissen dürfen.
Manchmal hatte ich im Religionsunterricht vor allem der ersten Klassen Volksschule, aber auch beim Gespräch mit Kindergartenkindern den Eindruck, als würden diese noch das Geheimnis schauen dürfen, und als ob im Laufe der Entwicklung sich dieser Blick immer mehr versperrt. So hat mich ein Kind (ich war damals als Nikolaus im Kindergarten) über den Himmel befragt, denn der Nikolaus kommt doch direkt aus dem Himmel und muss deshalb wissen, wie es dort ausschaut. Ich habe die Frage zurückgegeben: „Wie stellst du dir den Himmel vor?“ Ich kann die Antwort jetzt nicht wiedergeben, aber mir sind damals unter dem Nikolausbart die Tränen gekommen, so betroffen war ich über die Antwort des Kindes. Mögen wir Erwachsenen den Blick des Kindes nicht verdecken durch unsere Besserwisserei, die angesichts des göttlichen Geheimnisses gar nichts wert ist.
„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt…“
Hier wird man im ersten Augenblick die Frage stellen, wie Jesus die Last des Alltags verringern kann. Es ist richtig, dass viele Menschen an verschiedenen Lebenssituationen furchtbar leiden, sei es eine Krankheit, seien es Belastungen durch schwierige Menschen, seien es die finanziellen Schwierigkeiten, seien es Naturkatastrophen oder auch Beziehungskatastrophen oder der plötzliche Tod eines lieben Menschen. Es gibt Schicksalsschläge, die als geradezu entsetzlich erlebt werden. Dann gibt es das Sprichwort „Die Zeit heilt alle Wunden.“ Aber was soll das? Warum diese Wunden? Warum die Schicksalsschläge? Das Leben könnte doch so schön sein! Warum zerbricht das Glück so leicht?
- Mein Lebensprogramm: So schwer es zu fassen ist, aber alle menschlichen Lebenspläne enden mit dem Tod! Man kann ein kleines Glück planen, auch, dass es doch Hoffnung gibt, aber das innerweltliche Ende ist immer der Tod.
- Die Menschheit geht auf den Tod zu! Alle Umweltpolitik muss realisieren, dass die Menschheit nicht aufhört, die Umwelt weiter zu verschmutzen und für den Komfort weiter fossile Brennstoffe zu verheizen. Auch die Vernichtung der „grünen Lunge“ der Welt, der vielen Urwälder, schreitet ungebremst fort!
- Wirtschaftswachstum, Konsum, Ausbeutung der Rohstoffe nehmen nicht ab. Herrscht auf der einen Seite Angst vor krebserregenden Stoffen, wird auf der anderen Seite die Produktion von Lebensmitteln mit Pestiziden fortgeführt, und die Lebensmittel werden auch konsumiert. Verschiedene Programme laufen parallel. Dem Fortschritt wird so viel geopfert, dass auf der anderen Seite die Lebensqualität ernsthaft bedroht wird. Und ein Bremsmanöver ist nicht absehbar.
- Die Werbung muss naturgemäß die negativen Folgen der immer größeren Produktion und des wachsenden Konsums, der auch die Wegwerfmentalität fördert, verschweigen. Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sparsames, naturnahes, saisonales und regionales Leben verhindert werden soll. Das würde das Wirtschaftswachstum gefährden.
In diesem Getriebe ist jeder einzelne nur ein Rädchen. Man kann Volksbegehren starten, man kann demonstrieren, man kann eine andere Partei wählen, die Wirtschaftsmaschine läuft weiter. Die größten Volkswirtschaften, so scheint es, sind am meisten veränderungsresistent.
Das, was uns, ins Große gesehen, am meisten bedrückt, lässt sich am schwersten ändern.
Und da sagt Jesus: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt.“ Könnte es nicht sein, dass das, was wir eigentlich brauchen, von anderer Art ist? Im Vaterunser beten wir: „Unser tägliches Brot gib uns heute“. An anderer Stelle sagt Jesus: „Sorgt euch nicht um morgen!“ Sicher ist da nicht eine gesunde Vorsorge gemeint, aber ganz sicher ist es nicht so, dass wir durch das Horten von Vorräten und den gegenwärtigen Konsumwahnsinn unser Leben absichern könnten. Der Volksmund sagt: Jeder kann nur mit einem Löffel essen. Und das Bild vom Manna im Buch Exodus betont, dass jeder nur das sammeln kann, was er für diesen Tag braucht, weil es am nächsten Tag verdorben ist. Allerdings gibt es am nächsten Tag neues Manna. Stattdessen ist das Hauptgebot Jesu die Sorge für den Nächsten. Ich darf nicht nur für mich leben, sondern genauso für den, der mich braucht. Meine Sorge muss das Wohlergehen des Mitmenschen sein.
Und schließlich spricht Jesus zu uns als Sieger über Sünde und Tod. Wo wir Ausweglosigkeit erleben, weil wir allzu irdisch denken, zeigt er uns, worauf es eigentlich ankommt. Wenn wir heute, gerade in unserer Wohlstandsgesellschaft, über Schwierigkeiten jammern, dann auf „höchstem Niveau“! Manchmal frage ich mich, wie unsere Vorfahren vor 200 Jahren überhaupt überleben konnten, ohne elektrischen Strom, ohne Telefon und Handy, ohne Wasserleitung, ohne Kühlschränke und Gefriertruhen, ohne Autos, Traktoren und Flugzeuge. Offensichtlich konnten diese Menschen auch glücklich sein. Sind wir nicht in unserem Wohlstand irgendwie festgefahren und erleben einen Mangel in Situationen, von denen frühere Generationen höchstens träumen konnten?
Vielleicht sind wir wirklich allzu weise und zu klug geworden, sodass wir das, was uns ein reiches und erfülltes Leben schenken würde, gar nicht mehr sehen können.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.