Pfarrer P. Johannes zum 12. Sonntag im Jahreskreis
![Angst vor Menschen pixabay](/img/16/17/6ceda917b8d817cd82a6/-F_rchten.png)
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Fünf große Reden Jesu bringt das Matthäusevangelium: Die Bergpredigt, die Aussendungsrede, die Rede über das Himmelreich, die Rede über das Leben in der Gemeinde sowie die Rede über die Endzeit. Drei Sonntage hintereinander hören wir im Evangelium Ausschnitte aus der Aussendungsrede, an diesem 12. Sonntag im Jahreskreis Mt 10,26-33. Da betont Jesus, dass sich die ausgesandten Apostel nicht vor den Menschen fürchten sollen. Das Wort Gottes braucht mutige Verkünder! Es geht dabei um viel mehr als um einen augenblicklichen Erfolg. Einige Aspekte dazu möchte ich hier beleuchten:
1. Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht… (2 Tim 4,2)
Dieser Auftrag des Apostels Paulus an Timotheus ist auch Grundaussage des Evangeliums dieses Sonntags. In der heutigen ersten Lesung aus dem Buch Jeremia erfahren wir sehr deutlich, dass der Prophet für den Ruf zur Verkündigung viel zu leiden hat und auch Todesdrohungen in Kauf nehmen muss. Es ist meist nicht angenehm, im Auftrag Gottes zu sprechen. Man könnte geradezu vermuten, dass eine Predigt, die bei den Zuhörern recht gut ankommt und recht nach ihrem Geschmack ist, möglicherweise das Geheimnis des Gotteswortes nicht sehr tief anspricht. Als Verkünder müssen wir ja in der Kraft des Heiligen Geistes das unfassbare Geheimnis Gottes so in Menschenwort übersetzen, dass der göttliche Kern in der Tiefe unserer Seele zu vibrieren beginnt, und das kann für den Zuhörer äußerst unangenehm sein, weil es seinen Lebensstil immer auch in Frage stellt. Jesus sagt den Aposteln: „Fürchtet euch nicht vor den Menschen!“ Das heißt natürlich auch: Rechnet nicht mit Lob und Bewunderung. Andererseits aber ist es – wir erinnern uns an den vergangenen Sonntag - ein Auftrag, Menschen gesund zu machen! Die Menschen sind müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. Es gibt in der Tiefe jedes Menschen ungeheures Segenspotential, das nicht gehoben ist. Die Menschheit hätte so große Möglichkeiten, sich wechselseitig ein Leben in Fülle zu ermöglichen. Viele innere Sperren müssten aber durchbrochen werden, und viel Billiges, Oberflächliches müsste in seiner Kraftlosigkeit erkannt werden, um die Bahn für das Wort Gottes frei zu machen.
2. Nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird…
Dieses Wort Jesu im heutigen Evangelium bedeutet aus dem darauffolgenden Appell „… was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern…“, unter anderem: Deckt auf, macht bewusst, erforscht die Hintergründe, untersucht die Motive, befragt die unbewussten Ängste, beachtet die geistigen Sperren, eröffnet neue Perspektiven. Ja, vieles, was gesellschaftlich wirksam ist, jedoch möglicherweise notwendige Umkehr erfordern würde, kann sich nicht ändern, weil negative Kräfte es daran hindern. Meist sind es unbewusste Ängste, die alte Gewohnheiten fixieren.
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Dazu kommt noch, dass gerade viele Personen in einflussreichen Stellen auf ihre Machtposition bedacht sind und klare, einleuchtende und konsequente Sichtweisen verhindern. Da wird gemunkelt, da gibt es Insiderwissen, das der Allgemeinheit vorenthalten wird im Sinne von „Wissen ist Macht“. Auch hier ist der Appell Jesu verständlich: „Was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern!“ Alles, was sagbar ist, lässt sich klar sagen, hat ein großer österreichischer Philosoph festgestellt, und Jesus sagt in der Bergpredigt: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein, alles andere ist vom Bösen.“ Ein ehrlicher Verkünder des Evangeliums darf sich also auf keine Machtspielchen einlassen, sondern muss sie aufdecken, um der Wahrheit zum Recht zu verhelfen.
3. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt!
Jesus ermutigt die Verkünder seines Wortes durch diese Zusage, dass sie Gott selbst, von dem sie den Auftrag erhalten, unendlich kostbar sind. Sie haben es nicht not, auf das Lob ihrer Hörer zu warten. Man kann auch so sagen: Ein echter Prophet muss immun sein gegen den Virus der Schmeicheleien derer, die möchten, dass man ihnen nach dem Mund redet und ihre Lebensweise unterstützt oder zumindest nicht in Frage stellt. Das Wort Gottes aufleuchten zu lassen, kann für die Zuhörer sehr unangenehm sein. Ich denke an Herodes Antipas, von dem der Evangelist Markus erzählt: „Sooft er mit ihm (Johannes) sprach, wurde er unruhig und ratlos, und doch hörte er ihm gern zu“ (Mk 6,20). Jesus selbst hat mit seinem Wort bei den Angesehenen Widerspruch, Nervosität und auch Zorn ausgelöst, und man hat beharrlich gesucht, irgendeinen Widerspruch bei ihm zu finden, wohl auch, um ihn daran hindern zu können, den Finger auf ihre Wunden zu legen, von denen sie sich nicht heilen lassen wollten.
4. „Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt…"
Ich erinnere mich da an das zum Sprichwort gewordene Bibelwort: „Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über“ (LK 6,45). Von dem, was mich wirklich beschäftigt, werde ich auf Dauer nicht schweigen können. Ist nun mein Herz gottvoll, dann werde ich von diesem Allerheiligsten Geheimnis immer wieder sprechen müssen. Wenn andere Dinge die Stelle Gottes in meinem Herzen einnehmen, dann werden solche Themen mein Reden bestimmen. An meinem Reden werden sich die inneren Maßstäbe spiegeln.
Schlimm wird es, wenn jemand berufsmäßig das Evangelium verkünden soll, obwohl er nicht gottvoll ist. Wie soll das gehen? Jeder Schüler wird bald ahnen, ob der Religionslehrer das auch wirklich glaubt, was er sagt. Der Volksmund hat manchen Predigern nachgesagt: „Das ist auch einer, der Wasser predigt, aber Wein trinkt.“ Die Leute schauen sehr wohl darauf, ob das Leben des Verkünders mit seinem Wort übereinstimmt. Die Verkündigung geschieht ja weniger durch das gesprochene oder geschriebene Wort, als über das konkrete Leben. Bist du das, was du sagst? Glaubst du denn das auch wirklich? Oder ist zwischen deinem Wort und deinem Herzen eine undurchdringliche Mauer?
Ich denke, so wird man das Wort vom Bekennen oder Verleugnen Jesu auch verstehen müssen.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.