Pfarrer P. Johannes zum 11. Sonntag im Jahreskreis
![erntereifes Getreide pixabay](/img/88/1d/0e461846f645a487f54b/-cereals-5233734_1280.jpg)
Liebe Pfarrgemeinde! Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Homepage!
Jesus hat Mitleid!
Aus Mitleid heilt Jesus einen Aussätzigen (Mk 1,41), Blinde (Mt 20,34), er erweckt einen Toten (Lk 7,13), er speist 4000 Menschen (Mk 8,2), und auch in seinen Gleichnissen handeln Menschen aus Mitleid, so der barmherzige Samariter (Lk 10,33) und der barmherzige Vater gegenüber seinem verlorenen Sohn, als er ihn heruntergekommen aber heil wieder empfängt (Lk 15,20).
Beim Gleichnis vom barmherzigen Samariter zeigt sich, dass der Priester und der Levit dieses Gefühl nicht hochkommen lassen und den Schwerverletzten zwar sehen, aber vorübergehen. Die Parabel vom verlorenen Sohn könnte beim Zuhörer die Reaktion auslösen, dass hier Mitleid nicht angebracht sei, und dass die Gerechtigkeit in diesem Fall eine Strafe verlangen würde. So empfindet das auch der ältere Bruder, der deshalb am Fest nicht teilnehmen will.
Auch im heutigen Evangelium (Mt 9,36-38. 10,1-8) betont Matthäus, dass Jesus Mitleid mit den vielen Menschen hat, und zwar, weil sie müde und erschöpft sind wie Schafe, die keinen Hirten haben. Im Bild gesprochen, hätten die Schafe lange nach Nahrung gesucht, aber nichts gefunden. Hätten sie einen Hirten gehabt, dann hätte dieser sie auf gute Weide geführt, und sie hätten glücklich leben können. Wo aber ist dieser Hirte?
Gebt ihr ihnen zu essen!
So sagt Jesus zu den Jüngern beim Wunder der Brotvermehrung! Er selbst speist die riesige Menschenmenge mit dem wenigen, was da ist. Die Jünger verteilen diese Speise. Aus eigenem wären sie dazu unfähig gewesen.
Im heutigen Evangelium gibt Jesus den Jüngern zwei Aufträge: Er sagt einerseits: „Bittet den Herrn der Ernte, Arbeiter in seine Ernte zu senden!“ Und er ernennt zwölf seiner Jünger zu Aposteln und sendet sie aus zum Heilen und zum Verkündigen seiner frohmachenden Botschaft. Wir können uns auch an das Wort Jesu aus dem Johannesevangelium erinnern: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!“ Es gibt einen guten Hirten! (Erinnern wir uns an den 4. Sonntag in der Osterzeit, den Guten-Hirten-Sonntag!) Er sendet die Seinen als Diener dieses Hirtendienstes aus. Nicht aus eigenem können sie die Arbeit tun, sondern indem sie den Auftrag des guten Hirten erfüllen.
. | ![]() |
Die Ernte ist groß!
Diese Aussage ist im Zusammenhang des heutigen Evangeliums sicher so zu verstehen, dass in jedem einzelnen der vielen, die Jesus aufsuchen, unvorstellbar viel Gutes vorhanden ist, dass dieses Gute aber freigesetzt werden muss. In jedem Menschen wäre die Kraft zur Liebe und Vergebung vorhanden, die Fähigkeit, Frieden zu stiften und einander in jeder Hinsicht aufzubauen und zu bereichern. Wenn das nicht passiert, dann deshalb, weil es an den Erntehelfern fehlt, die Jesus gerade vorher im Bild von den Schafen als Hirten betrachtet. Ob das die Kirche im Laufe der Geschichte im Sinne Jesu wahrgenommen hat? Ist die heutige Kirchenführung sich klar, worum es eigentlich geht?
Verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.
Das also ist der Auftrag an die Erntehelfer, an die Assistenten des guten Hirten, das ist der Auftrag an alle, die heute im Dienst der Kirche tätig sind! Um nochmals daran zu erinnern: Jesus hat Mitleid mit den vielen Menschen, die zu ihm kommen, er sieht das viele Gute, das in ihnen steckt, und das nur freigesetzt werden müsste. Er sieht, dass der Not leicht abgeholfen werden könnte, dass die Ernte nur eingeholt werden müsste, dass es aber an den Erntehelfern fehlt. Er sagt den Aposteln auch, was ein Erntehelfer zu tun hat. Die Dienstanweisung ist also klar!
Man redet heute oft von den kirchlichen Berufen. Jawohl, diese werden benötigt. Es würde aber auch in unserer Zeit nicht schaden, wenn wir die Dienstanweisungen, die heute von kirchlichen Führungsstellen an ihre Mitarbeiter gegeben werden, mit der Dienstanweisung vergleichen würden, die Jesus seinen Aposteln gegeben hat. Könnte die fehlende Effizienz der Kirche heute auch daran liegen, dass die Dienstanweisung Jesu zu wenig ernst genommen wird?
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.