Pfarrer P. Johannes zum Fronleichnamsfest
![Fronleichnam 1959 in Wilhering - Film Zankerl](/img/2b/b2/d1d84ed38b012f9b617f/-Fronleichnam_1959-.png)
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„Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt.“ (Joh 6,51)
Dieser erste Satz des Evangeliums von Fronleichnam muss so verstanden werden wie die vielen anderen ICH-BIN-WORTE Jesu im Johannesevangelium.
So, wie der menschliche Körper Nahrung braucht, so braucht jeder Mensch, um als ganzer gesund leben zu können, eine Liebeszuwendung, die bis zum äußersten geht. Bei ein wenig Aufmerksamkeit für dieses Wort Jesu ist klar: Er ist für uns das Lebensbrot, weil er in seiner Liebe zu den Menschen bereit ist, sogar den Tod am Kreuz auf sich zu nehmen.
Wir erinnern uns: Jesus hat oft Mahl gehalten, nicht nur mit seinen Jüngern, sondern auch mit Menschen, die in der Gesellschaft verachtet waren: Dieses gemeinsame Essen hatte für Jesus eine große symbolische Botschaft.
1. Mahl als Vergebungserfahrung
So haben sich die anständigen Leute der damaligen Gesellschaft empört, weil Jesus sich mit Zöllnern und Sündern abgegeben und sogar mit ihnen gegessen hat. Damit hat Jesus ihnen aber die Würde zurückgegeben, die sie in den Augen Gottes auch dann noch haben, wenn sie sich bisher nicht um seine Gebote gekümmert haben. Jesus hat sich beim Zöllner Zachäus direkt zum Essen eingeladen und hat ihn, den verachteten reichen obersten Zollaufseher erfahren lassen, dass sich die göttliche Gnade auch ihm zuwendet. Solche Liebe, die bis zum äußersten geht, macht einen Menschen überhaupt erst fähig, sein Leben neu auszurichten.
Im Gleichnis vom verlorenen Sohn lässt Jesus für den verkommenen jüngeren Sohn durch dessen Vater ein Festmahl veranstalten, weil er ihn heil wieder zurückbekommen hat. Der ältere Sohn ärgert sich so darüber, dass er an diesem Mahl nicht teilnehmen will. Mit Jesus Mahl halten bedeutet Vergebung.
2. Mahl als Ostererfahrung
Am bekanntesten ist die Emmausgeschichte: Der Auferstandene, der lange Zeit unbekannt mit den Jüngern gewandert ist und ihnen die Schrift für die Osterbotschaft erschlossen hat, geht mit ihnen in die Herberge. Beim gemeinsamen Mahl erkennen sie ihn am Brotbrechen.
Der Evangelist Johannes erzählt von einem Mahl mit dem österlichen Herrn am See von Tiberias. Die Jünger, die auf Anweisung des Herrn das Netz auf der rechten Seite ausgeworfen und viele Fische gefangen haben, halten mit dem Meister jetzt Mahl und erfahren darin die Gegenwart des am Kreuz getöteten und jetzt endgültig lebenden Siegers über den Tod, den Herrn einer neuen Lebensgemeinschaft. Das eucharistische Mahl wird in Zukunft für die Kirche die bleibende Erfahrung des Auferstandenen, der allen neues Leben schenken möchte.
3. Mahl als Neuer Bund
Der Herr, der so oft mit den Jüngern gemeinsam gegessen hat, und dessen Mahlgemeinschaft ihnen so in Erinnerung geblieben ist, er, der tausende Menschen geheimnisvoll gespeist hat, hält mit ihnen jetzt, am Abend vor seinem Leiden, das letzte Abendmahl. Die Befreiung aus der Sklaverei der Ägypter wurde ja von den Israeliten jedes Jahr zum Paschafest mit einem Mahl gefeiert, und man erinnerte sich, dass Gott nach dem Durchzug durch das Schilfmeer mit seinem Volk am Sinai einen Bund geschlossen hat.
Wenn Jesus jetzt den Neuen Bund in seinem Blut begründet, während er seinen Jüngern Brot und Wein reicht mit den Worten: Nehmt und esst, das ist mein Fleisch, das ist mein Blut, dann macht er den Jüngern zugleich bewusst, dass die Menschen eine ganz andere Befreiung brauchen, dass nicht die irdischen Mächte dem Menschen den Lebenssinn rauben können, dass es einen viel schlimmeren Tod gibt, von dem der Mensch befreit werden muss, und dass diese Befreiung durch die Hingabe Jesu geschieht. – Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird, das ist mein Blut, das für euch vergossen wird!
In Jesus Christus gibt es also das Angebot des Neuen Bundes mit Gott, den keine Macht dieser Welt, auch nicht der Tod, zerstören kann.
4. Mahl, Vorgeschmack des Himmels
Der Prophet Jesaja hat in 25,6-8 eine Vision der Vollendung gezeichnet: „Der Herr der Heere wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen. Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt, und die Decke, die alle Völker bedeckt. Er beseitigt den Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt er von seinem Volk die Schande hinweg. Ja, der Herr hat gesprochen.“
Jesus vergleicht den Himmel mit einem Hochzeitsmahl: Bei der Fronleichnamsprozession hören wir normalerweise dieses Evangelium: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der die Hochzeit seines Sohnes vorbereitete“ (Mt 22,2). Bei diesem Gleichnis ist es nur wichtig, dieser Einladung auch zu folgen, und man muss das Hochzeitsmahl auch in seiner Bedeutung ernst nehmen. Die dramatischen Bilder in diesem Gleichnis machen bewusst, dass das unfassbar großzügige Gnadenangebot nicht verscherzt werden darf.
Das mit vielen Symbolen und Volksbräuchen begleitete Freudenfest soll uns wieder neu bewusst machen, wie kostbar wir alle Gott, unserem Schöpfer, sind, und wie wichtig und schön es ist, wenn wir einander an dieser Freude teilhaben lassen. Der auferstandene Herr Jesus Christus ist geheimnisvoll mitten unter uns und macht unser Leben wahrhaft reich. Im eucharistischen Zeichen des Brotes wird diese Gegenwart für uns besonders erspürbar. Im gemeinsamen Mahl dürfen wir das österliche Geheimnis bleibend mitvollziehen.
Eingangsbild aus Stiftsvideo Youtube "Fronleichnam 1959" von Josef Zankerl
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