Pfarrer P. Johannes zum Dreifaltigkeitssonntag
![Familien Dobersberger und Waldburger; v. H. Arbeithuber](/img/a1/1e/d2d94a7bc3729955c90e/-Dobi4.jpg)
Liebe Pfarrgemeinde! Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Homepage!
Der Sonntag nach Pfingsten ist der Anbetung der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht. Das tiefste Geheimnis unseres Glaubens, in dem die Offenbarung allen göttlichen Heilsgeschehens enthalten ist, bekennen wir beim Kreuzzeichen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, wir sprechen es im „Ehre sei dem Vater…“ aus, und bereits am Schluss des Matthäusevangeliums steht der Auftrag des Auferstandenen, im Namen der Heiligesten Dreifaltigkeit zu taufen.
Judentum und Islam als monotheistische Religionen haben mit dem christlichen Glaubensbekenntnis ein Problem. Sie befürchten darin einen versteckten Mehrgottglauben. Ich versuche hier unsere christliche Botschaft als Bekenntnis zur größeren Einheit kurz darzulegen.
1. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. (Gen 2,18)
Diese Stelle zielt auf die Erschaffung des Mitmenschen ab, der innigste Liebesbeziehung ermöglicht, sodass sie „ein Fleisch“ (Gen 2,24) sind. Was hier so geheimnisvoll formuliert wird, macht bewusst, dass in der Liebe größere Einheit geschieht, als sie im Selbstbewusstsein eines einzigen möglich ist, und dass die menschliche Existenz erst in der Hingabe ihre Erfüllung findet.
2. Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. (Gen 1,26)
Bereits im Alten Testament gibt es mehrere überraschende Botschaften, die das Geheimnis der Dreifaltigkeit andeuten. Im Schöpfungshymnus, wo der eine Gott in sechs Tagen die Welt erschafft, offenbart sich etwas von göttlicher Beziehungswirklichkeit, Gott erschafft den Menschen nach seinem Bild, als Mann und Frau, und besonders überraschend ist, dass Gott an dieser Stelle nicht wie bei allen anderen Schöpfungswerken sagt, „Es werde…“, sondern „Lasst uns….“
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3. Der Herr erschien Abraham. (Gen 18)
„Er blickte auf und sah vor sich drei Männer stehen. Als er sie sah, lief er ihnen vom Zelteingang aus entgegen, warf sich zur Erde nieder und sagte: Mein Herr, wenn ich dein Wohlwollen gefunden habe, geh doch an deinem Knecht nicht vorbei!“ Ganz rätselhaft ist diese Stelle, wo Abraham drei Männer sieht, und den einen Herrn anspricht!
4. Im Anfang ist die Beziehung. (Martin Buber)
Die Entstehung jedes Menschen ist ein Beziehungsereignis, hoffentlich zutiefst in der Kraft der Liebe begründet. Monatelang existiert der Mensch ausschließlich in innigstem Verwachsensein mit seiner Mutter. Nach der Geburt weiß der Mensch jahrelang nicht bewusst von sich selbst, sondern wächst heran in liebender Zuwendung. Erst nach und nach erschließt sich dem Geist so etwas wie persönliches Erlebnis, an das er/sie sich erinnern kann. Das Ich-Bewusstsein ist in der Entwicklung des Menschen etwas Sekundäres.
Eigentlich merkwürdig, dass es so etwas wie Egoismus überhaupt geben kann, wenn der Mensch so sehr ein sich geschenktes Wesen, und die ureigenste persönliche Existenz die des VERDANKTSEINS ist. Deshalb sehnt sich jeder Mensch nach gelungener personaler Beziehung, und deshalb findet er seine Erfüllung auch erst, wenn er sich selbst verschenkt.
5. Das Urgeheimnis allen Seins ist Liebe, verschenkende personale Beziehung!
Wenn wir Gott als Heiligste Dreifaltigkeit anbeten, bekennen wir, dass Gott die Liebe ist, das unendlich brennende Feuer der Liebe. In unseren schwachen Vorstellungen und Bildern sprechen wir das unsagbare Geheimnis mit Erlaubnis unseres Herrn Jesus Christus als Vater und Sohn an.
Dieses Feuer der Liebe ist so gewaltig, dass es unser eigenes Herz brennen machen kann, und leider haben viele Menschen sich einen Schutz vor diesem Feuer geschaffen, sodass die göttliche Liebe, die als Liebe Freiheit gewährt und sich niemandem aufzwingt, in Kauf nimmt, dass sie verschmäht wird.
So sehr sich also jeder Mensch im tiefsten nach der göttlichen Liebe sehnt und nach ihr dürstet, und Lieblosigkeit als Katastrophe erlebt, so sehr schaffen es viele, miteinander so umzugehen, als ob es die Liebe nicht gäbe.
In mir taucht immer wieder das Bild eines nach Luft ringenden Ertrinkenden auf, der seinen eigenen Retter noch mit in den Tod reißt, statt die kostbaren Atemzüge des Heiligen Geistes zu genießen. Wie anders sollte es erklärbar sein, dass ein amerikanischer Polizist imstande ist, einem durchaus kleinkriminellen Menschen minutenlang die Atemwege abzudrücken, bis er erstickt? Wie sollte es möglich sein, die unteilbare Würde einem Mitmenschen so abzusprechen, wie es das nationalsozialistische Regime in seinem fanatischen Rassismus getan hat? Diese Folterknechte können doch nur so handeln, nachdem sie sich vorher selbst den Zugang zur Lebenskraft des Heiligen Geistes abgedrückt haben!
Aufatmen im Feueratem der Liebe des Heiligen Geistes und damit jetzt schon, in unserem irdischen Leben, hineingenommen sein in die unendliche Liebe der Heiligsten Dreifaltigkeit – welches Ziel kann denn unser Leben sonst haben????
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Das Bild stammt von dem russischen Ikonenmaler Andrei Rubljow. Das etwa 1411 entstandene Gemälde ist 142 cm × 114 cm groß. Bilderklärung: