Pfarrer P. Johannes zum Pfingstfest
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Liebe Pfarrgemeinde! Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Homepage!
Zu Pfingsten feiern wir die Geburtsstunde der Kirche Jesu Christi. Dieses neben Ostern und Weihnachten ganz wichtige Fest des Kirchenjahres soll die Bereitschaft stärken, sich vom Heiligen Geist leiten zu lassen. Wo der Gottesgeist wirkt, ist der auferstandene Herr geheimnisvoll zugegen.
Vor meinen Schülern wagte ich über diesen Geist Gottes die Formulierung: Der Heilige Geist trifft wie ein Blitz mitten ins Herz. Darauf sagte eine Schülerin: Der Heilige Geist ist doch eine Taube, woraufhin ich von den vielen Bildern, die die Bibel für diese göttliche Kraft verwendet, sprechen musste.
Es sind eben nur Bilder, die auch nur erahnbar machen, was der Gottesgeist in uns Menschen auszulösen vermag: Sturm, Feuer, Erdbeben, Hochwasser… Diese Bilder sind geradezu zerstörerisch und weisen darauf hin, dass alte Gewohnheiten und Denkmuster aufgegeben werden müssen, damit Gott wirken kann.
Daneben verwendet vor allem das Johannesevangelium personale Vergleiche: Der Heilige Geist ist Lehrer und Rechtsanwalt, Beistand. Er ist Tröster, er führt in die ganze Wahrheit ein. Er deckt auch die alten Irrtümer auf. Er macht fähig, die Geister zu unterscheiden. Im heutigen Evangelium befähigt er zur echten Vergebung aus ganzem Herzen. Damit heilt er auch die alten Verletzungen, die uns zugefügt worden sind, damit wir das, was uns angetan worden ist, nicht mehr nachtragen müssen.
Das Sprachenwunder:
Der heutige Pfingstbericht der Apostelgeschichte lässt die Veränderung an den Aposteln mit den spektakulären Bildern von Feuer und Sturm beginnen, daraufhin aber zählt Lukas 18 Volksgruppen auf, die voll Staunen sind, weil sie die einfachen Galiläer in ihren Sprachen verstehen. Man sollte nicht meinen, dass jemand, der auf Deutsch predigt, plötzlich auf Chinesisch verstanden wird. Die Grundaussage ist, dass die Osterbotschaft von jedem Menschen jeder Kultur, Rasse, ja auch von jeder Religion verstanden werden kann.
Es soll aber auch klar sein, dass das akustisch mitgeteilte Wort nur ein Teil einer Mitteilung ist. Der Mensch spricht durch Mimik und Gestik, durch die Sprachmelodie, durch Musik und Tanz und vieles mehr. Schauspieler lernen in ihrer Ausbildung verschiedenste Sprachdimensionen.
In Erinnerung bleibt mir ein Kinderlager, bei dem Kinder aus verschiedenen Ländern und Sprachen wunderbar miteinander spielen konnten. Erzählt wird vom hl. Bernhard von Clairvaux, dass Menschen ihn predigen sehen wollten, obwohl sie seine Sprache nicht verstanden, und von seiner Botschaft betroffen waren. Ähnliches wird vom hl. Pfarrer von Ars erzählt, der ja sprachlich kein Meister war, und dass tausende Menschen von seinen Predigten, die sie oft kaum verstanden, erschüttert und verwandelt weggegangen sind. Wenn Botschaft und Leben ganz eins sind, dann überträgt sich das auf die Mitmenschen! Ich merke auch bei meinen Schülerinnen und Schülern, dass sie eigentlich nur fragen, ob ich das auch bin, was ich sage.
Die Apostelgeschichte deutet aber gleich an, dass es auch die Menschen gab, die sich von der Botschaft nicht treffen lassen wollten, und stattdessen äußerten, die Apostel seien ja betrunken.
Nicht vergessen sollte man den Bezug zur urgeschichtlichen Erzählung vom Turmbau zu Babel. Gott verwirrt die Sprachen derer, die sich auf eigene Faust einen Namen machen wollen, die sich ihr Leben also richten wollen. Dieser Turm steht dort letztlich für ein Misstrauen gegen Gott, der allein echte Gemeinschaft ermöglicht. Der Heilige Geist schafft dagegen das Vertrauen auf Gott, der unser wirkliches Heil will, und damit ist die Sprachenverwirrung aufgehoben.
Das Bild vom Leib und den Gliedern – die zweite Lesung des Pfingstfestes:
Im 1. Korintherbrief macht Paulus die Leser behutsam darauf aufmerksam, dass alle Begabungen geschenkt sind, um der Gemeinschaft zu dienen. Durch den Heiligen Geist wird sozusagen ein geistlicher Organismus geschaffen, im dem alle füreinander da sind. Wenn jemand besondere Fähigkeiten hat, dann niemals, um sich besser vorzukommen und sich über andere zu erheben. Im Gegenteil: Alle Höchstleistungen sind wertlos und sogar schädlich, wenn sie nicht dem Aufbau der Gemeinschaft dienen. Paulus geht noch weiter: Manche Begabungen sind lebenswichtig, werden meist gar nicht gesehen, können aber trotzdem für das Ganze weit wertvoller sein als spektakuläre Leistungen.
Wie schon zu Christi Himmelfahrt betont, ist die Kirche der mystische Leib des auferstandenen Herrn Jesus Christus. Er ist das Haupt der Kirche, und im Heiligen Geist entsteht – im Bild gesprochen – ein lebendiges beseeltes Wesen mit vielen Gliedern, die alle gleich wichtig sind und wo es keinen Unterschied in der Würde gibt. Gerade Menschen mit schweren Behinderungen können die Gemeinschaft mehr in der Liebe erhalten als jemand mit voller Leistungsfähigkeit. (Die Coronakrise hat hoffentlich auch bewusst gemacht, dass Menschen, die oft schlechte Bezahlung haben, mindestens so wichtig sind wie Spitzenmanager mit Millionenboni. Es wäre zu hoffen, dass dadurch manchem Geldneurotiker die Augen aufgehen.)
Abschließend soll nochmals betont werden, dass der Heilige Geist hier auf der Erde eine ganz neue Welt eröffnet, die keine Kleinkrämerei, keinen Neid und keinen Egoismus kennt. Ein wirklich erfülltes Leben findet nur der Mensch, der sich verschenkt.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.