Pfarrer P. Johannes zum 7. Sonntag in der Osterzeit
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Liebe Pfarrgemeinde! Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Homepage!
Der siebte Sonntag der Osterzeit bringt im Evangelium jeweils Ausschnitte aus dem großen hohepriesterlichen Gebet, dem Gebet, das Jesus gemäß Johannesevangelium (Joh 17) zum Abschluss der Abschiedsreden für die Seinen an den Vater richtet.
Dieses Gebet offenbart einiges von der innigen innergöttlichen Beziehung zwischen Vater und Sohn und der wunderbaren Heilsverheißung für uns Menschen, „die Seinen“.
„Vater, die Stunde ist da, verherrliche deinen Sohn.“
Dieser erste Satz des Gebetes erinnert uns daran, dass Jesus oft von der „Stunde“ spricht und auch von der Verherrlichung. In meinen Gedanken zum Palmsonntag habe ich das thematisiert. Es ist die Stunde des Heiles für uns alle, für Jesus ist es die Stunde des Kreuzesopfers.
„Du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben.“
Abgesehen davon, dass diese Macht im Leiden, Sterben und der Auferstehung des Herrn besteht, soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass das Wort „Macht“ gefährlich ist und von kirchlichen Machthabern im Lauf der Geschichte schlimm missbraucht worden ist. Kreuzzüge, Inquisition und das Unterdrücken von Wahrheit sind im Namen einer Autorität passiert, die sich die Kirchenführer angemaßt haben, sich dafür aber nie ans Kreuz hätten schlagen lassen. Im Gegenteil, die Macht eines Kajaphas oder Pilatus wird kopiert. Man sollte wohl den Urtext mit einem anderen Wort übersetzen. Gemeint ist eigentlich die innere Freiheit Jesu. Dies zeigt sich ja auch in der Fußwaschung, dem niedrigsten Sklavendienst, für den sich Jesus nicht zu gut ist. Gleich im nächsten Satz spricht Jesus das aus: Der himmlische Vater ermöglicht Jesus, denen, die der Vater ihm gegeben hat, ewiges Leben zu schenken!
„Die Worte, die du mir gegeben hast, gab ich ihnen.“
Auch mit diesem Satz offenbart sich göttliches Geheimnis: Der Vater hat dem Sohn alles Heil übergeben, und der Sohn hat es weitergegeben. Alle Liebe, mit der der Vater den Sohn liebt, hat der Sohn weitergegeben an uns, und wir haben den Auftrag, das, was uns geschenkt worden ist, weiterzuschenken. An dieser Stelle sind es alle Worte des Heils. Jesus ist das Wort, das der Vater vor aller Zeit spricht, und dieses Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Es ist uns geschenkt, dieses Wort des Heiles, des ewigen Lebens, in die Welt hinaus zu tragen.
„Nicht für die Welt bitte ich.“
Ich lese hier eine tiefe Wirklichkeit heraus: Die Welt ist, was die Menschen gestalten. Liebende Menschen schaffen eine heile Welt, egoistische, gedankenlose Menschen schädigen und zerstören sie. Es liegt also immer an den Menschen, an ihrer Ehrfurcht vor der Schöpfung, ihrer Dankbarkeit und auch am Erkennen dessen, worauf es ankommt. (Dieses Wort kommt im heutigen Evangelium dreimal vor!) Liebende Menschen sehen mehr, erkennen mehr, und sie handeln danach. Möge die Welt nicht von Ausbeutern, sondern von Liebenden gestaltet werden!
„Alle sollen eins sein.“ (17,21)
Ein kleiner Blick auf ein großes Anliegen Jesu im hohepriesterlichen Gebet, das auf drei Jahre verteilt gelesen wird, soll noch angesprochen werden. Gott ist innigste Liebesbeziehung von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Wenn alle so eins sein sollen wie der Vater mit dem Sohn, bedeutet das Dialog, personale Beziehung unter Menschen. Leider ist die Bedeutung des Dialogs unter Christen oft sehr geringgeschätzt worden. Das, was wir als Kirchenspaltung und Aufteilung in verschiedene Konfessionen sehen, könnte durchaus auch als Chance und Bereicherung gesehen werden.
Alle glauben an den einen Herrn Jesus Christus, den der Vater in diese Welt gesandt hat, damit er die Welt von der Macht des Bösen und der Gewalt des Todes befreit. Alle können sich mit allen Aspekten dieses Glaubens gegenseitig bereichern, da die verschiedenen Konfessionen auch verschiedene Schwerpunkte setzen. Gibt es etwas Schöneres, als sich im Glauben zu ermutigen und auch in schwierigen Zeiten treu zur frohen Botschaft zu stehen und daraus Kraft zu schöpfen?
Dass es in früheren Zeiten sogar Kriege unter den christlichen Konfessionen gegeben hat, ist zutiefst beschämend, und dass tiefgläubige Menschen, die es gewagt haben, die Mächtigen eines Bekenntnisses zu kritisieren, sogar lebendig verbrannt worden sind, macht auch manches Gute für viele Suchende unglaubwürdig. Statt zum Glauben an den Auferstandenen einzuladen, hat es die Kirche vielen schwer gemacht, diese wunderbare Botschaft glauben zu können.
Jesus hat zwar davon auch gesprochen, dass seine Botschaft Spaltung bringen wird, ja dass der Vater mit dem Sohn und die Tochter mit der Mutter wegen des Evangeliums gespalten sein werden. Aber dass die, die sich auf das Evangelium berufen, deswegen im Krieg leben, weist schon darauf hin, dass Jesus nicht verstanden worden ist! Alle sollen eins sein, betet Jesus – damit die Welt glauben kann!
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.