Pfarrer P. Johannes zum Fest Christi Himmelfahrt
![Kirchenfenster pixabay](/img/12/7f/efcd98af43576e04b5d0/-church-window-3434660_1280.jpg)
Liebe Pfarrgemeinde! Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Homepage!
Christi Himmelfahrt, in Einheit mit dem Oster- und dem Pfingstgeheimnis, gehört der Welt jenseits des Todes an und erschließt sich nicht dem Verstand, nur dem abgrundtiefen Geheimnis unserer Seele.
Das zeigen schon die scheinbar konträren Botschaften des Lukas- und des Matthäusevangeliums: Lukas erzählt, dass Jesus sich nach der Rückkehr der Emmausjünger der Schar der Apostel und Jünger geoffenbart hat und dann mit ihnen Richtung Bethanien gegangen ist. Dort segnete er sie und wurde in den Himmel entrückt. Der gleiche Lukas spricht in der Apostelgeschichte davon, dass diese Himmelfahrt erst nach 40 Tagen geschehen ist. Wir dürfen diese 40 als Symbol sehen, als einen Prozess, in dem der Glaube so weit reift, dass ein Leben auf neuer Basis möglich wird.
Der Evangelist Matthäus erzählt von einer einzigen Begegnung des Auferstandenen mit den Aposteln auf einem Berg in Galiläa, also einer Erfahrung nach einer längeren Zeit, in der sie von Jerusalem nach Galiläa gereist sein müssen. Sie entspricht der vierten Erscheinung des Auferstandenen im Johannesevangelium, wo Jesus auch in Galiläa erscheint, dort am See Genezareth. Bei Matthäus bekommen die Apostel den Auftrag, in die ganze Welt hinauszuziehen und alle Menschen zu Jüngern Jesu zu machen und sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen. Und dann macht Jesus eine Zusage, die ein Widerspruch zum Lukasevangelium zu sein scheint: „Seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt!“ Es ist ein tiefes Geheimnis, dass beide Botschaften unmittelbar zusammengehören! Ein kleiner Versuch, hier Zugang zu schaffen:
1. „Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden.“ (Joh 16,7)
In diesem Wort aus den Abschiedsreden Jesu spricht Jesus verdeckt von seinem Kreuzestod, aber auch von seiner Auferstehung und Himmelfahrt. Die irdische Gegenwart Jesu bekommt nach seinem Tod ihre volle Bedeutung in einer neuen Existenzweise seiner Jünger: Der Geist Jesu muss in den Herzen der Menschen wirken und eine Gemeinschaft eröffnen, in der der Auferstandene neu präsent ist – nicht mehr sichtbar wie vor seinem Tod, sondern kraft des Heiligen Geistes –, und wo seine geheimnisvolle Gegenwart im Wirken seiner Jüngerinnen und Jünger auch für diejenigen erspürbar wird, die noch nicht an den Auferstandenen glauben.
2. „Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief: Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen." (Apg 7,55 f.)
Stephanus spricht diese Worte vor dem Hohen Rat am Ende seiner Verteidigungsrede. Er hatte da in der Menge schon Zorn ausgelöst, und diese Vision endete mit seiner Steinigung. Warum lösen diese Worte des Stephanus geradezu eine Massenhysterie aus, die sie zur Lynchjustiz greifen lässt? Einerseits hat der Hohe Rat vor wenigen Jahren Jesus zum Tod verurteilt und ihn durch die Römer kreuzigen lassen.
Diesen Jesus sieht Stephanus jetzt zur Rechten Gottes erhöht. Man muss sich die Tragweite dieser Vision des Stephanus erst einmal vorstellen. Die Panikreaktion der Menge drückt aber auch aus, was diese Vision für das Leben jedes einzelnen bedeutet. Es geht in unserem Leben um unendlich mehr als nur um die begrenzte Existenz in der irdischen Welt. Das kann unbeschreibliche Ängste auslösen. Christi Himmelfahrt und das Wort des Glaubensbekenntnisses „Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters“ sind zugleich auch Bekenntnis des tiefsten Hoffnungsgeheimnisses unseres eigenen Lebens. Dieser Auferstandene ist gegangen, um uns allen eine Wohnung zu bereiten und uns schließlich in das gelobte Land im Himmel zu führen.
3. Gott hat Christus, der als Haupt alles überragt, über die Kirche gesetzt. Sie ist sein Leib und wird von ihm erfüllt, der das All ganz und gar beherrscht. (Vgl. Eph 1,22 f.)
Dieses Wort aus der heutigen zweiten Lesung macht nochmals bewusst, dass Christi Himmelfahrt nicht meint, dass Jesus jetzt weit weg, beim Vater ist, sondern dass der österliche Herr im Gegenteil jetzt noch unendlich mehr präsent ist als während seiner irdischen Gegenwart.
Der Auferstandene ist gegenwärtig, „wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind“. Er ist gegenwärtig in den geringsten Brüdern und Schwestern, die von uns Hilfe erwarten. Er ist gegenwärtig im Wort des Evangeliums. Er ist gegenwärtig im Allerheiligsten Sakrament des Altares. Diese Gegenwart wird immer bewirkt durch den Heiligen Geist, den er uns gesandt hat. Christus ist in den Himmel aufgefahren, nicht um uns zu verlassen, sondern um vielmehr bei uns bleiben zu können, alle Tage bis zum Ende der Welt.
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