Pfarrer P. Johannes zum 3. Sonntag in der Osterzeit
![Bibelschriftrolle pixabay](/img/f4/d0/5be9d30c145158a4ccf1/-Schrift_3.png)
Liebe Pfarrgemeinde!
Es geht heute, wie schon am Ostermontag, um die Emmausgeschichte, eines der bekanntesten Evangelien.
Jesus, den die beiden Wanderer nicht erkennen, legt ihnen dar,
„ausgehend von Mose und allen Propheten,
was in der gesamten SCHRIFT über ihn geschrieben steht.“ (Lk 24,27)
Die Schrift, die Jesus ausgelegt hat, ist das Alte Testament. Daraus möchte ich Ihnen jetzt einige von der Zeit ihrer Abfassung her wirklich außergewöhnliche Schriftstellen vorstellen:
„So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten, und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füße.“ (Psalm 110,1)
Diese Stelle zitiert Jesus selbst, und das steht bei Matthäus (22,41-45), Markus (12,35-37a) und Lukas (20,41-44), und Petrus zitiert sie in der Pfingstpredigt (Apg 2,34-35). Jesus stellt die Anfrage an die Schriftgelehrten: Wie kann man behaupten, der Messias sei der Sohn Davids, wenn doch dieser selbst ihn „Herr“ nennt. – Jesus verkündet sich selbst zwar nicht als Messias, hinterfragt aber die geläufigen Messiasvorstellungen. Zugleich stellt er uns allen die Frage: Wer ist denn der Herr, den der Herr einlädt, sich zu seiner Rechten zu setzen. Unser Blick geht dabei schon auf Christi Himmelfahrt, und es sei erwähnt, dass in jeder Sonntagsvesper dieser Psalm 110 an erster Stelle steht.
„Du gibst mich nicht der Unterwelt preis, noch lässt du deinen Frommen die Verwesung schauen.“ (Psalm 16,10 in der Version von Apg 2,27)
Diesen Satz hören wir als Zitat in der heutigen Lesung aus der Pfingstpredigt des Petrus. Er argumentiert so: Der König David, der als Verfasser dieses Psalms 16 gilt, ist gestorben, sein Grab ist bekannt. Von sich selbst kann er also nicht reden. Er spricht vom Messias! – von wem denn sonst? Sterben und verwesen müssen alle, das ist doch klar! Wer sieht also die Verwesung nicht? – Der Messias! – Der also gestorben sein muss. – Und dessen Auferstehung also schon in diesem Psalm angedeutet ist.
„Er wurde…. Wegen der Verbrechen seines Volkes zu Tode getroffen…. Er wird Nachkommen sehen und lange leben …Nachdem er so vieles ertrug, erblickt er das Licht …. Weil er sein Leben dem Tod preisgab, und sich unter die Verbrecher rechnen ließ …“ (Jes 53,8.10-12)
Lukas erzählt in der Apostelgeschichte (8,26-40) von der Taufe eines Äthiopiers. Dieser fuhr gerade von Jerusalem nach Hause. Philippus trifft ihn, als er während der Fahrt aus dem Buch Jesaja das 4. Lied vom Gottesknecht liest. (Dies ist auch die erste Lesung vom Karfreitag). Er fragt ihn: „Verstehst du auch, was du liest?“ Dann erzählt Philippus, ausgehend von diesem Text des Jesaja, das Evangelium von Jesus Christus.
Dieses Gottesknechtlied weist tatsächlich wie keine andere Stelle des Alten Testaments deutlich auf das Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesu hin. Vor allem spricht Jesaja vom stellvertretenden Leiden und Sterben: „Er trug die Sünden von vielen und trat für die Schuldigen ein.“ Und: „Mein Knecht, der Gerechte, macht die vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich.“
Die Verteidigungsrede des Stephanus (Apg 7)
Die längste Rede der ganzen Apostelgeschichte, die Rede des Stephanus vor dem Hohen Rat, erzählt relativ genau von der Berufung des Abraham, des Josef und des Mose, und von der Befreiung des Volkes aus Ägypten, aber auch, dass das Volk damals nicht glauben wollte, und dass Mose schon den Kommenden verheißen hat mit den Worten: „Einen Propheten wie mich wird Gott euch aus euren Brüdern erwecken.“ (Vgl. Dtn 18,15 ff). Schließlich setzt Stephanus den damaligen Unglauben des Volkes Israel trotz der Befreiung aus der Sklaverei in Zusammenhang mit dem gegenwärtigen Unglauben gegenüber der Befreiungstat Jesu: „Ihr Halsstarrigen, die ihr euch mit Herz und Ohr immerzu dem Heiligen Geist widersetzt, eure Väter schon und nun auch ihr…..“ (Apg 7,51). Daraufhin wird Stephanus gesteinigt.
Die Messiassehnsucht des Alten Testaments:
Etwa ab 750 v. Chr. beginnt sich das Volk Israel nach einem endgültigen Heilsbringer zu sehnen, der aus dem Geschlecht Davids hervorgehen wird. Vor allem Micha und Jesaja sprechen davon, aber auch viele andere Propheten. Bekannt sind die Adventlesungen: „Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt“ (Jes 9,5), oder „Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis…“ (Jes 11,1). Am besten, man liest dazu die vielen Erfüllungszitate des Matthäusevangeliums, beginnend schon mit dem Stammbaum Jesu, oder man denke an die Bergpredigt, in der Jesus mit Vollmacht das Gesetz des Mose auslegt und sich damit als der Prophet zeigt, den Stephanus in seiner Rede erwähnt hat: „Ihr habt gehört …., ich aber sage euch….“ (Mt 5,21-48).
Das Volk Israel erwartet nach wie vor den Messias. Am unerträglichsten ist für sie der Gedanke, der Messias sei am Kreuz gestorben. Umso wichtiger ist es den Aposteln, genau das als Erfüllung der Verheißungen der Propheten festzustellen: „Gott aber hat auf diese Weise erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten im Voraus verkündigt hat: dass sein Messias leiden werde.“ (Apg 3,18, vgl. auch Lk 18,31-33)
Man könnte noch auf vieles im Alten Testament verweisen: Beispielsweise auf die Bundesschlüsse, die sich jetzt im neuen Bund erfüllen (vgl. meine Gedanken zum heurigen Gründonnerstag). Man kann an das Wort von Johannes dem Täufer denken, der auf Jesus zeigt und zu seinen Schülern sagt: „Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt“ (Joh 1,29; 36), womit das Geheimnis des alten Paschalammes seine Erfüllung erfährt. Man kann schließlich auf Visionen des Buches Daniel verweisen: „Immer noch hatte ich die nächtlichen Visionen: Da kam mit den Wolken des Himmels einer wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt. Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen müssen ihm dienen. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter.“ (Dan 7,13-14, vgl. Mt 24,30; 26,64). Jesus nennt sich selbst nicht Messias, dafür sehr oft „Menschensohn“, und zwar in ausschließlicher Form, was klar auf diese Stelle im Buch Daniel verweist. Auch die Parallelen dieses Buches mit der Offenbarung des Johannes sind unübersehbar.
Zusammenfassung:
Das Alte Testament ist für die Jünger zum Verständnis der Auferstehung notwendig. Jesus selbst legt aus, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.
Den Emmausjüngern brennt das Herz während der Auslegung durch Jesus, erst beim Brotbrechen in Emmaus erkennen sie ihn. Die vorhergehende Deutung der Schrift hat es jedoch gebraucht für das Erkennen.
Wenn wir Eucharistie feiern, geht der eigentlichen Gedächtnisfeier des letzten Abendmahles der Wortgottesdienst voraus. Während dieses Teiles der Heiligen Messe sollte unser Herz schon so zu brennen beginnen, dass wir dann in der Eucharistie Jesus selbst als den bleibend Gegenwärtigen erkennen. Es steht ja an dieser Stelle bei Lukas, dass Jesus mit den Emmausjüngern hineingeht, um bei ihnen zu bleiben! Obwohl sie ihn dann nicht mehr sehen, ist er bei ihnen, auch während sie nach Jerusalem zurückeilen, und auch während sie den anderen die Botschaft verkünden, ja, auch, obwohl sie von neuem erschrecken, als er plötzlich wieder „in ihre Mitte tritt“.
Bibeltexte zu diesem Sonntag
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.