Pfarrer P. Johannes zum Gründonnerstag
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Liebe Pfarrgemeinde!
Wenn wir die Gründonnerstagsliturgie feiern, fällt besonders das Läuten mit allen Glocken und das feierliche Orgelspiel zum Gloria auf. Der Volksmund sagt: Die Glocken fliegen nach Rom und kommen erst in der Osternacht zurück. In Erinnerung ist wohl bei uns auch die Kelchkommunion, und, dass das Allerheiligste nach der Kommunion in die Grundemannkapelle gebracht und schließlich der Altar entblößt wird.
Dahinter steht einerseits das letzte Abendmahl, anderseits der Gang auf den Ölberg, wo Jesus Todesangst leidet. Das letzte Abendmahl und der Kreuzestod Jesu dürfen nicht getrennt werden. Jesus nimmt in der Einsetzung der Eucharistie vorweg, was er am nächsten Tag leiden wird, und er deutet es auch. Für uns ist wichtig, bei jeder heiligen Messe diesen Zusammenhang zu sehen.
Nehmet und trinket alle daraus! Das ist der Kelch des neuen und ewigen
Bundes, mein Blut, das für euch und für die vielen vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“
Das Alte Testament erzählt davon, dass Gott immer wieder Menschen anspricht, dass er sich also offenbart. Klar ist, dass es Menschen braucht, die diesen Anspruch hören und darauf reagieren. Insbesondere erzählt die Bibel davon, dass Gott Menschen, beispielsweise Abraham, Isaak, Jakob, Mose, Jesaja, Jeremia und viele andere dazu beruft, sich in seinen Dienst zu stellen. Wenn jemand auf den Ruf Gottes antwortet, wird er im Leben ganz schön beansprucht. Für die Berufenen, die Gott gefolgt sind, war es nicht leicht. Aber, sehr deutlich im Bekenntnis des Jeremia, im Antworten auf den Ruf Gottes bekommt das Leben erst wirklich Sinn, es ist ein unvorstellbar erfülltes Leben.
Gott möchte, so zeigt es das Alte Testament, mit den angesprochenen Menschen einen Bund schließen. Gott verpflichtet sich damit selbst, aber auch der Bundespartner, der Mensch, geht eine Verpflichtung ein. Von dieser Verpflichtung her sagen wir ja auch: GOTT IST TREU. Er bricht den Bund nicht.
Die Bibel erzählt insbesondere vom Bund
- Mit Adam: Der Baum des Lebens ist das Bundeszeichen. Adam und seine Gefährtin haben den Bund aber gebrochen.
- Mit Noach: Der Regenbogen ist das Bundeszeichen. An diesen Bund hat man sich erinnert, als der Sinaibund gebrochen worden war.
- Mit Abraham: Die Beschneidung ist das Bundeszeichen. Als Gott dem Mose im brennenden Dornbusch erscheint, erinnert er daran, dass er der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs ist, dass er diese Selbstverpflichtung gegenüber deren Nachkommenschaft einlösen wird.
- Mit dem Volk Israel am Sinai: Die Bundeslade ist das Bundeszeichen. In späteren Jahrhunderten gesteht das Volk Gottes ein, dass es diesen Bund immer wieder gebrochen hat, indem es anderen Göttern nachgelaufen ist und ihnen gedient hat. Deshalb haben sie auch verdient, dass Gott die Eroberung Jerusalems und die Zerstörung des Tempels durch die Neubabylonier unter König Nebukadnezzar zulässt. In dieser Zeit erinnert sich das Volk daran, dass Gott auch früher schon einen Bund geschlossen hat, und dass dieser Bund noch gültig ist.
Der Bundesschluss am Sinai wird in Ex 24 erzählt. Mose besprengt mit der Hälfte des Blutes der Heilsopfer den Altar, liest die Rechtsvorschriften des Herrn vor, denen das Volk zustimmt, und besprengt dann mit der anderen Hälfte des Blutes das Volk und sagt dazu: „DAS IST DAS BLUT DES BUNDES…“.
Der Prophet Jeremia warnt in viel späterer Zeit, ungefähr 600 vor Christus, vor dem falschen Vertrauen in diesen Bund und kündigt die Zerstörung des Tempels an (Jer 7). Im 31. Kapitel steht dann bei Jeremia eine ganz erstaunliche Stelle: „Seht, es werden Tage kommen – Spruch des Herrn - , in denen ich mit dem Haus Israel einen neuen Bund schließen werde, nicht wie der Bund war, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägypten herauszuführen. Diesen meinen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich ihr Gebieter war – Spruch des Herrn. Denn das wird der Bund sein, den ich nach diesen Tagen mit dem Haus Israel schließe – Spruch des Herrn: Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein…“ (Jer 31, 31 ff.).
Im Ganzen Alten Testament wird dann kein wirklicher Bund mit Gott mehr geschlossen. Wir Christen sehen im Wort des Jeremia eine Verheißung der Einsetzung der Eucharistie, und der Begründung des Neuen Bundes im Blut Jesu, das er am Kreuz für uns vergossen hat.
Die Fußwaschung:
Das Gedächtnis des letzten Abendmahles wurde von den ersten Christen schon sehr früh regelmäßig gefeiert. Der Apostel Paulus hat im 1. Korintherbrief, wie wir am Gründonnerstag in der 2. Lesung hören, bereits etwa 25 Jahre nach dem Ereignis die Korinther an das letzte Abendmahl erinnert, von dem er ihnen schon bei der ersten Mission so mitgeteilt hat, wie er es selbst empfangen hat.
Es ist überraschend, dass der Evangelist Johannes, dem doch die Gedächtnisfeier des Abendmahles sicher bekannt war, statt dem Einsetzungsbericht die Szene von der Fußwaschung erzählt. Gerade damit bringt uns Johannes aber eine der tiefsten Deutungen dessen, was mit dem neuen Bund in Jesu Blut gemeint ist. Bedenken wir: Jesus, der Herr, leistet mit der Fußwaschung einen der niedrigsten Sklavendienste, und er fordert von Petrus, diesen Dienst anzunehmen, weil er sonst keine Gemeinschaft mit Jesus haben kann. Der springende Punkt ist nun, dass Jesus kein Sklave ist, und dass gerade Petrus ihn (bei Matthäus) als Messias und Sohn Gottes bekannt hat.
Die Aussage ist klar: Dieser neue Bund in Jesu Blut fordert von jedem, der an diesem Bund teilhaben will, einen völlig neuen Umgang mit den Mitmenschen. Die Kirche Jesu Christi misst sich am Maßstab des Füße-waschens. Wenn Jesus so oft betont: „Die Ersten werden die Letzten sein“, oder, „wer unter euch der größte sein will, soll euer Sklave sein“, und wenn Jesus Kinder als Vorbild des Klein-seins zeigt, macht er den Maßstab des neuen Bundes deutlich.
Der Apostel Paulus formuliert das in seinem Christushymnus im Philipperbrief (Phil 2,5-11) so: Christus, der Gott gleich war, erniedrigte sich und wurde gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Gerade so ist die göttliche Herrlichkeit des Herrn unüberbietbar in alle Ewigkeit. Somit zeigt sich in diesem Geheimnis der entscheidende Unterschied des Christentums zu allen anderen Religionen. Wer durch die Eucharistie am Leben des Auferstandenen teilhat, sagt zugleich JA zu diesem Lebensmaßstab.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.