Pfarrer P. Johannes zum 3. Fastensonntag
![Sprudelndes Wasser pixapay](/img/7f/dc/510d5e89ef8eb4e77cc2/-fluss_-.jpg)
Liebe Getaufte!
Am heurigen 3. Fastensonntag offenbart sich Jesus als die Quelle lebendigen Wassers. Beachten müssen wir, dass Jesus hier das Wasser als Bild für die liebende göttliche Zuwendung verwendet, die den Seelendurst der Menschen zu stillen vermag.
Johannes zeichnet eine alltägliche Situation: Es ist Mittag, es ist brennend heiß, Jesus wandert mit seinen Jüngern durch Samarien und kommt zum „Jakobsbrunnen“, also zu der Zisterne, die der Überlieferung nach der Patriarch Jakob schon 1.700 Jahren früher selbst gegraben haben soll. Die Jünger gehen ins Dorf einkaufen, Jesus gönnt sich eine Rast an diesem Brunnen.
Da kommt eine Frau aus dem Dorf, um Wasser zu holen. Jesus bittet sie um etwas Wasser. Die Antwort der Frau ist bissig, verletzend, erfüllt von Ressentiment: „Wie kannst du, ein Jude, mich, eine Samariterin, um Wasser bitten!“ Jesus merkt sofort, dass hier eine seelisch zutiefst verletzte Frau vor ihm steht und hat sofort den eigenen Durst vergessen. So eine giftige Reaktion ist nicht normal, sie ist der Aufschrei einer gebrochenen Seele. Und Jesus verwendet das Bild vom Wasser, um eine Heilung zu bewirken, die scheinbar nichts Wunderbares an sich hat. Er redet zunächst von einer anderen Art von Wasser. Dieses könnte er geben. Wenn man von diesem Wasser trinkt, wird man selbst zu einer Quelle, die übersprudelt ins ewige Leben, und von der natürlich Tausende trinken können.
Die nächste Überraschung: Die Frau sagt: „Herr, gib mir dieses Wasser!“ Darauf sagt Jesus: „Hole deinen Mann!“ Ich meine, dass Jesus als ausgezeichneter Psychologe einfach vermutet, dass die seelischen Verwundungen von einer entwürdigenden Beziehung stammen. Er wartet auf die Reaktion der Frau, und die ist sehr heftig: „Ich habe keinen Mann!“ Damit ist es für Jesus klar: Sehr einfühlsam sagt er zu ihr: Ah ja, fünf Männer hast du schon gehabt, und der, den du jetzt hast, ist auch nicht dein Mann. - Diese Frau wurde also bisher nur ausgebeutet, oft ist sie schon verstoßen worden, und auch die derzeitige Beziehung ist eine Katastrophe. Trotzdem möchte sie ihre Würde nicht ganz verlieren. Deshalb auch dieser verletzende Ton.
Die Samariterin erlebt jetzt erstmals einen Mann, der sie einfach so annimmt, wie sie ist, der ihre Verwundungen mitfühlt, und bei dem sie sich endlich einmal verstanden erlebt. Hier darf sie aufleben. Ja, es ist das lebendige Wasser, durch das ihre Seelenwurzeln endlich heilende Nahrung bekommen. Jetzt erwacht auch ihr geistliches Interesse, und in weiterer Folge wird die Frau selbst zu einer Apostelin Jesu, die ins Dorf läuft und den Bewohnern gegenüber die Vermutung äußert, der Mann am Jakobsbrunnen könnte vielleicht der Christus, der Messias sein.
In der ersten Lesung hören wir, wie Mose beim Berg Sinai auf einen Felsen schlägt, und so viel Wasser herausfließt, dass das ganze Volk trinken kann. Die Wüste kann auch ein Bild für die irdische Welt sein, in der die Menschen, oft ohne es zu wissen, nach dem Wasser des Lebens dürsten.
In der zweiten Lesung steht ein Satz, der das Geheimnis von der Quelle des lebendigen Wassers wohl noch verständlicher macht: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen.“
Eines ist aber vom Evangelium her klar: Jesus bietet das lebendige Wasser nur an. Die Frau muss ausdrücklich sagen: „Herr, gib mir dieses Wasser!“ Damit öffnet sie ihr Herz, sodass ihr die göttliche Gnade, seine Liebeszuwendung, das lebendige Wasser, zuteilwerden kann.
Die Bibeltexte zu diesem Sonntag
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.