Pfarrer P. Johannes zum 1. Fastensonntag
![Ludwig Eidenhammer -Taufbecken, in dem sich ein Kirchefenster spiegelt](/img/32/15/7d1daea85a385d1a51f0/-Taufschale_in_der_sich_ein_Kirchenfenster_spiegelt____Ludwig_Eidenhammer-tauf_beckenb_Eidenhammer_Ludwig1.jpg)
Liebe christlich Getaufte!
Die Fastenzeit war seit den frühen Jahrhunderten der Kirche die Intensivzeit der Vorbereitung auf die Taufe, die dann in der Osternacht stattfand. In einer langen Zeit des Katechumenats wurden die Taufwerber in die christlichen Grundhaltungen eingeschult. An den Fastensonntagen vor der Taufe wurden die wichtigsten Aspekte an Hand passender Evangelientexte nochmals bedacht.
Im heurigen Jahr werden wir diese Schrifttexte hören.
- Die großen Taufkatechesen:
- Der Getaufte muss mit den Versuchungen rechnen, die auch Jesus durchgemacht hat.
- Taufe bedeutet Verwandlung, Neugeburt, Teilhabe am himmlischen Leben Jesu. (Verklärung)
- Jesus schenkt das lebendige Wasser, das uns selbst zur Quelle neuen Lebens macht. (Frau am Jakobsbrunnen)
- Jesus ist das wahre Licht der Welt, das unsere angeborene Blindheit heilt. (Heilung des Blindgeborenen)
- Jesus ist das Leben. Wer an ihn glaubt, lebt, auch wenn er stirbt. Taufe bedeutet Teilhabe am ewigen Leben. (Auferweckung des Lazarus)
- Die Grundversuchungen:
Jesus selbst werden die Versuchungen nicht erspart, mit denen jeder Mensch, auch jeder Getaufte, immer rechnen muss. Es sind Versuchungen einer billigen Lösung für die Probleme des Lebens.
Die erste Versuchung: Irdische Wohlhabenheit reicht. Gib den Menschen genug zu essen, dann sind sie zufrieden und du hast alles unter Kontrolle. Jesus entgegnet mit aller Vehemenz dem Versucher: Der Mensch lebt nicht allein vom Brot. Er braucht das göttliche Wort, also die Zuwendung der ewigen Liebesmacht. Nur von Gott her kann er als Mensch existieren.
Die zweite Versuchung: Spektakuläre Erfolge, Sensationen, unglaubliche Leistungen. „Spring von der obersten Zinne des Tempels.“ Ich sehe in der modernen Zeit vor allem die Massenmedien als Vermittler der Rekorde, der übermenschlichen Leistungen. Es sollte alles noch schneller, noch höher, noch weiter gehen. Für Jesus sind das gefährliche Versuchungen, Ablenkungen vom Eigentlichen, Ersatzreligion. Gegen Höchstleistungen ist nichts einzuwenden, die Ertüchtigung des Körpers ist sogar eine Verpflichtung. Beanspruchung tut gut. Bei dieser Versuchung Jesu soll aber Gott mitspielen und auf die übermenschlichen Rekorde reduziert werden. Es gilt wieder: Göttliche Zuwendung ist unendlich mehr als alles, was ein Mensch leisten kann.
Die dritte Versuchung ist die schrecklichste, wir sehen sie aber in der vielen Gewalt, die den Menschen und der Natur angetan wird. Der Teufel wagt es, dem Herrn zu sagen, er solle vor ihm niederfallen und ihn anbeten, dann werde er alle Macht der Welt haben. Statt sich für das Heil der Menschen zu verzehren, sollte man ein Programm des Egoismus, der Ausbeutung und Entwürdigung fahren, über Leichen gehen, mit Angst und Mord Menschen einschüchtern und zu Sklaven der eigenen Begierden machen! Jesus erteilt dem Ansinnen des Teufels eine solche Absage, dass dieser für eine Zeit von ihm ablässt.
Die erste Lesung erinnert an die Urversuchung durch die Schlange, eine gemeine Unterstellung, eine Verdächtigung, für die es keinen Anhaltspunkt gibt: „Hat Gott wirklich gesagt, ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?“ Ich sehe hinter den Grausamkeiten dieser Welt immer das gleiche Muster: Es gibt zwar keine Veranlassung dazu und keine Verdachtsmomente, es könnte aber theoretisch trotzdem sein, man sichert sich lieber ab. Dieses Absichern wird zur sinnlosen Unterdrückung, zur Ausbeutung, zu einem absurden Horten von Reichtümern, mit denen man auf weitere Sicht überhaupt nichts anfangen kann, die im Gegenteil selbst wieder Ursache von Streit und Entwürdigung werden. Jeder kann nur mit einem Löffel essen, und jeder wird so nackt die Welt verlassen, wie er sie betreten hat. Niemand kann etwas mitnehmen. Aller Reichtum und alle Macht der Welt zerbröseln am Ende zu Staub und Asche. Der Mensch lebt vom Wort Gottes, das das wahre Leben schenkt.
Die Bibeltexte zu diesem Sonntag
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.