Pfarrer P. Johannes zum Fest der Erscheinung des Herrn
![Dreikönigskrippe Stiftskirche Wilhering](/img/83/af/c7c1a6f1e82d36b467f2/-P1060478b.jpg)
Liebe Mitchristen!
Das Fest der Erscheinung des Herrn weitet den Blick von Betlehem aus in die ganze Welt. Schon die Vision im 60. Kapitel des Buches Jesaja, viele Jahrhunderte vor Christi Geburt geschrieben, deutet die Universalität des von Gott geschenkten Heiles an:
Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker. Über dir, Jerusalem, geht leuchtend der Herr auf. Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Kranz.
Die Vision von Jes 2 und Jes 25 erscheint hier in einer neuen, alles überbietenden Perspektive. Dieses Licht, das der Herr selbst ist, ist die Sehnsucht aller Völker. Mit der Auswahl des 60. Kapitel von Jesaja als erste Lesung des heutigen Festes deutet die Liturgie auch den Besuch der Sterndeuter, die aus dem Osten kommen, um dem neugeborenen König zu huldigen, als universales heilsgeschichtliches Geschehen.
Wenn in der christlichen Tradition aus den Sterndeutern Könige werden und wir das Fest der „heiligen drei Könige“ feiern, die noch dazu die verschiedenen Erdteile symbolisieren sollen, wird das besonders von der heutigen Lesung her verständlich, und die Dreizahl orientiert sich an den drei Geschenken, Gold, Weihrauch und Myrrhe. Absurd ist höchstens, dass im Kölner Dom der Schrein mit den angeblichen Reliquien der heiligen drei Könige steht. Überhaupt nicht abwegig ist, wenn die Sternsinger von Haus zu Haus gehen und traditionell ihr Gesicht färben, um die Erdteile darzustellen, die sich alle nach dem wahren Licht sehnen, das in diese Welt kommen soll.
Diese Sehnsucht wird heute meistens verdrängt und durch Geschäftigkeit verdeckt. Spätestens bei einem Schicksalsschlag bricht aber die Frage nach dem Sinn des Lebens auf. Wie schon Karl Rahner in seinem ersten großen Werk „Geist in Welt“ schreibt, ist diese Frage allein schon das größte Indiz dafür, dass der Mensch in der Tiefe seiner Seele immer schon auf der Suche nach dem wahren Licht ist.
Da die Bibeltexte am Fest der Erscheinung des Herrn die gleichen sind wie in den Vorjahren, laden wir dazu ein, auch die Gedanken von P. Johannes vom 6. Jänner 2022 zu lesen.
Der Text aus 2023 wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.
Die Dreikönigskrippe der Stiftspfarrkirche in Bildern