Pfarrer P. Johannes zum 2. Sonntag im Jahreskreis
![Genter Altar von Jan van Eyck](/img/55/be/e12f210d7f998bb71067/-Genter_Altarb.jpg)
Liebe Mitchristen!
Im heurigen Lesejahr hören wir am 2. Sonntag im Jahreskreis nochmals von der Begegnung zwischen Jesus und Johannes dem Täufer, wobei die Taufe Jesu im Johannesevangelium nur angedeutet wird. Johannes sieht, dass der Heilige Geist wie eine Taube auf Jesus herabkommt und auf ihm bleibt, und bekennt gemäß einer ihm gegebene Offenbarung, dass dieser der verheißene Christus ist.
„Seht, das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt!“
Jedes Mal vor der heiligen Kommunion wird Johannes der Täufer zitiert, wie wir ihn im heutigen Evangelium gehört haben. Der Verkünder des Christus verweist damit auf das Paschalamm, das die Israeliten in der Nacht vor dem Auszug aus Ägypten gegessen haben und mit dessen Blut sie die Türpfosten des Einganges ihrer Häuser bestrichen hatten, sodass der Todesengel nicht eindringen konnte. Dieses Lamm wurde Jahr für Jahr am Paschafest in Erinnerung an die Erlösung aus der Sklaverei des Pharao beim Ostermahl verzehrt. Die Befreiungstat Gottes blieb damit gegenwärtig.
Wenn Johannes nun Jesus selbst als das Lamm Gottes bezeichnet, soll allen bewusst werden, dass das einstige Paschalamm auf die wirkliche Erlösung, nun nicht mehr nur von der Befreiung aus einer Sklaverei in Ägypten, sondern aus der Unterdrückungsmacht von Sünde und Tod verweist.
Das Hauptbild des Isenheimer Altares zeigt den Gekreuzigten in einer schauerlichen Darstellung, die früher oft für Totenbilder verwendet worden ist. Matthias Grünewald, der dieses Bild verfertigt hat, stellt aber Johannes den Täufer daneben, der mit einem überlangen Zeigefinger auf Jesus hinweist. „Seht, das Lamm Gottes!“ wird hier mit dem Kreuzestod Jesu verknüpft. So also nimmt das Lamm Gottes die Sünde der Welt hinweg.
„Ihm, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebühren Lob und Ehre und Herrlichkeit und Kraft in alle Ewigkeit.“ (Offb 5,13)
In der geheimen Offenbarung des Johannes steht das Lamm, das geschlachtet wurde, über allem, was sich derzeit als Gericht über die Welt in furchtbaren Katastrophen abspielt. Am Ende wird es aber nichts Böses mehr geben, und im neuen Himmel und auf der neuen Erde wird Gott mit dem Lamm das Licht und das Leben sein. Die Sonne ist dann nicht mehr nötig.
Die geheimnisvolle Szene vom Buch mit den sieben Siegeln (in Offb 5), das niemand öffnen kann, sodass der Seher weinen muss, gipfelt im tröstenden Wort: „Gesiegt hat der Löwe aus dem Stamm Juda!“ (Vgl. den Jakobssegen über Juda, den wir im Advent gehört haben, Gen 49,8-10). Aber, welche Überraschung, statt eines Löwen sieht der Seher Johannes ein Lamm, das aussieht wie geschlachtet. Dieses Lamm empfängt das Buch und öffnet ein Siegel nach dem anderen. Das bedeutet furchtbare Katastrophen für die alte Welt, aber der Sieg in seiner Vollendung ist nicht aufzuhalten.
Das schwingt im Wort des Täufers schon mit, wenn er den Herrn als „Lamm Gottes“ bezeichnet.
Die Bibeltexte zu diesem Sonntag
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.