Pfarrer P. Johannes zum 2. Adventsonntag
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Liebe Mitchristen!
Der Traum vom Paradies lässt sich nicht einfach auslöschen, auch nicht durch die größten Unmenschlichkeiten, unter denen die Welt bis heute leidet. Die Adventsehnsucht spürt dem paradiesischen Heil mit vielen Symbolen nach, die die Traurigkeit der Gegenwart nicht außer Acht lassen.
Da sind vier Kerzen am Adventkranz. Immerhin, eine Kerze brennt, am heutigen Sonntag sogar zwei von vier! Da wird die Situation in der Welt mit Krampussen dargestellt, und doch tritt die Lichtgestalt des Nikolaus auf, der die Grundhaltung der Liebe bezeugt. Da ist die heilige Barbara, die Gott die Treue hält, auch wenn sie dafür ihr Leben opfert, ebenso die heilige Luzia.
Mitten in der Kriegsangst in Jerusalem trat um 740 vor Christus der Prophet Jesaja auf, der unglaubliche Friedensvisionen verkündete, mit denen er ermutigte, den Glauben an die göttliche Liebesmacht nicht aufzugeben. Wenn auch im Evangelium des heutigen Sonntags der große Herold des Christus im Mittelpunkt steht, der das Volk zur Umkehr bewegen will, Johannes, der am Jordan tauft, so darf die wunderbare Utopie des Jesaja, die wir in der ersten Lesung hören, hier aufgezeigt werden:
In Jesaja 11 geht es zunächst um den Baum, der das Königtum Davids, des Sohnes Isais, darstellt. Dieser wurde gefällt, die Linie ist zu Ende, auch moralisch. Doch plötzlich treibt aus diesem Baumstumpf ein Reis hervor.
Dieser Spross wird als König vorgestellt, der ganz anders regiert, als es bisher der Fall ist. Er braucht nicht mehr Gewalt anzuwenden, sein Wort ist so mächtig, dass es die Ungerechten „tötet“, womit eine echte Bekehrung zum Ausdruck kommt. Dann wohnt nämlich „der Wolf beim Lamm“, und zahlreiche weitere Friedenssymbole sollen bewusst machen, dass es keine Angst mehr geben wird, weil das ganze Land von der Erkenntnis des Herrn erfüllt ist.
Dieser neue König wird ein Zeichen für alle Nationen sein. Wir reden von einem Heilsuniversalismus. Erinnert werden darf damit an die erste große Utopie des Jesaja im 2. Kapitel, wo von der Völkerwallfahrt auf den Zion die Rede ist, und wo Lanzen zu Winzermessern und Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet werden, und an die wunderbare Stelle in Jesaja 25, die Vision vom Gottesmahl für ALLE Nationen (!), wo dann Gott alle Tränen von den Augen wischen wird und DEN TOD BESEITIGT FÜR IMMER!
Das ist die adventliche Hoffnung, die wir uns nicht rauben lassen dürfen, schon gar nicht durch das, was gegenwärtig an die Stelle des christlichen Advents gestellt wird. Den unüberbietbaren Höhepunkt unserer Hoffnung dürfen wir allerdings dann zu Ostern feiern, wenn die Verheißung von Jesaja 25 sich erfüllt an Christus als dem Ersten der Entschlafenen, der die Verwesung nicht schauen wird. (Psalm 16)
Bitte lesen Sie in Hinblick auf den heutigen Evangelientext, der von Johannes dem Täufer spricht, die Predigtgedanken aus 2020, dem Lesejahr B (Markus) und aus 2021, dem Lesejahr C (Lukas)!
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.