Pfarrer P. Johannes zum 32. Sonntag im Jahreskreis
Liebe Pfarrgemeinde!
Passend zu Allerseelen hören wir an diesem Sonntag von Jesus, dass Gott nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden ist, und dass für Gott alle lebendig sind, auch wenn sie in der irdischen Welt gestorben sind.
Die Sadduzäer, also die Priesterklasse, die „Adeligen“ des damaligen Israel, lehnen den Gedanken an eine Auferstehung ab und wollen mit einer Beispielgeschichte den Glauben an ein Weiterleben nach dem Tod ad absurdum führen. Sie reden von einer Frau, die nacheinander mit sieben Männern verheiratet ist, die alle früh sterben. Im Himmel müsste sie dann mit einem dieser sieben Männer verheiratet sein.
Jesus antwortet, einfach gesagt, dass die irdischen Vorstellungen für die Vollendung bei weitem zu kurz greifen. Die Welt Gottes ist nach irdischen Maßstäben nicht fassbar.
Es gibt aber die Himmelsahnung in der Tiefe des Herzens jedes Menschen. Das zeigt sich in vielen Begräbnisansprachen auch bei sogenannten Ungläubigen, und die Sehnsucht nach Ewigkeit spricht sogar Friedrich Nietzsche in seinem Werk „Also sprach Zarathustra“ aus: „Leid spricht – vergeh! - doch alle Lust will Ewigkeit, tiefe, tiefe Ewigkeit.“
Jesus verweist dann auf die Offenbarung Gottes an Mose beim brennenden Dornbusch: „Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“ Mose hat Jahrhunderte nach ihnen gelebt, und die Bibel schreibt ausdrücklich, dass das Grab der Stammväter bekannt ist. Wenn sich nun Gott als „ihr Gott“ offenbart, dann sind sie für ihn lebendig.
Zwei Grundaussagen sind zu machen. Das eine: Es wäre Größenwahnsinn zu meinen, nur das, was unserer Erkenntnis offensteht, wäre schon die ganze Wirklichkeit. Gerade, was für das Leben in seiner Tiefe relevant ist, kann nicht gemessen, kalkuliert und berechnet werden. Unser Herz, geistlich gesehen, erspürt etwas vom Geheimnis, das den Sinnen verborgen bleibt.
Das zweite: Wir glauben, dass Gott die Welt aus Liebe geschaffen hat. Was ich liebe, lasse ich nicht zugrunde gehen. Nur in der irdischen Perspektive hat alles ein Ablaufdatum. Die messbare Zeit gibt auch ein begrenztes Lebensalter an. Die Liebe ist jenseits von Zeit und Raum. Die Liebe verbindet Menschen über tausende Kilometer. Die Liebe verbindet uns mit den Verstorbenen. Die irdische Wahrnehmung des endgültigen Abschiedes ist für die Liebe nur ein Bruchteil einer viel größeren Wirklichkeit. Wir glauben, dass Gott in ewiger Liebe alles umfängt. Wir dürfen es als wunderbar tröstliche Zusage Jesu verstehen: „Für Gott sind alle lebendig!“
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.