Pfarrer P. Johannes zum 28. Sonntag im Jahreskreis
Liebe Mitchristen!
An diesem 28. Sonntag im Jahreskreis hören wir das Evangelium von den zehn Aussätzigen, die Jesus heilt. Er schickt sie, während sie noch krank sind, zu den Priestern, die ihre Heilung feststellen sollen. Im Vertrauen, wirklich geheilt zu werden, machen sie sich auf den Weg und werden tatsächlich von der furchtbaren Krankheit, der Lepra, befreit. Dann aber findet es nur einer der Mühe wert, zu Jesus zurückzukehren und seine Dankbarkeit auszudrücken.
Dieses Evangelium passt sehr gut zum Erntedankfest vom vorigen Sonntag und wurde im Vorjahr auch zu diesem Fest gewählt.
Jesus muss feststellen, dass nur einer von zehn schwerst Erkrankten nach der Heilung solche Dankbarkeit empfindet, dass er diese auch ihm gegenüber zum Ausdruck bringt.
Eine Überlegung ist hier notwendig. Ist es vielleicht gar nicht selbstverständlich, Dankbarkeit zu erwecken?
Im Fall dieser biblischen Heilung gilt: Die Zeit des vergangenen schweren Leides darf nicht vergessen werden. Das Bewusstsein, geheilt worden zu sein, braucht die Erinnerung an die Zeit vorher, die Tragödie der Isolation, das langsame Verfallen des Körpers, die Angst vor einem schrecklichen Tod, das würdelose Dahinsiechen. Wenn diese Realität vergessen oder vielmehr verdrängt wird, kann auch das Geschenk der Heilung nicht wahrgenommen und damit keine Dankbarkeit empfunden werden.
Übertragen auf das Leben eines jeden von uns bedeutet das, sich immer neu klarzumachen, dass nichts selbstverständlich ist. Jeder von uns hat wohl schon blinde Menschen erlebt und müsste allein schon deshalb dankbar sein für das gesunde Augenlicht. Immer wieder begegnen wir Menschen, die im Rollstuhl sitzen, die vielleicht nach einem schweren Unfall nie mehr gehen können. Ohne falsches Mitleid sollten wir uns klar machen, dass auch wir die Betroffenen hätten sein können, und dass es eine Gnade ist, wenn wir uns gesund fortbewegen können. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Uns ist so viel geschenkt worden, dass wir allen Grund zur Dankbarkeit haben. Diese muss aber auch zum Ausdruck gebracht werden. Im konkreten Beispiel des heutigen Evangeliums ist es die Rückkehr zu Jesus und der Ausdruck der Freude und des Glücks, dass Heilung geschenkt worden ist.
Der Apostel Paulus ist für mich das große Beispiel: Sein unermüdlicher Einsatz für das Evangelium ist unmittelbarer Ausdruck seiner Dankbarkeit. Er hat doch die Kirche Jesu Christi bis auf den Tod verfolgt. In seiner Bekehrung hat er zugleich die Gnade der Vergebung erfahren und eine wunderbare Erwählung. Die Verkündigung des Evangeliums von der ungeschuldeten Gnade Gottes ist auch ständige Verkündigung seiner Dankbarkeit, und am Völkerapostel zeigt sich, welche Kraft echter Dankbarkeit entströmt.
Bitte lesen Sie auch die Predigt von P. Johannes zum Erntedankfest 2021, in der er sich ausführlich mit dem Evangelium von den 10 Aussätzigen befasst.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.