Pfarrer P. Johannes zum 12. Sonntag im Jahreskreis
Im Evangelium hören wir in diesem Lesejahr am 12. Sonntag im Jahreskreis die erste Leidensweissagung in der Version des Lukasevangeliums. Sie beginnt wie auch bei Mt und Mk mit der Frage, für wen die Leute Jesus halten und dann: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
Mit der Leidensweissagung macht Jesus zunichte, was sich die Jünger unter dem Messias, dem Christus, den sie erwarten, vorstellen. Lukas lässt allerdings die Auseinandersetzung mit Petrus weg, der Jesus wegen der Ankündigung des Leidens tadelt, sondern spricht sofort vom Kreuz, das jeder täglich auf sich nehmen muss, wenn er Jesus nachfolgen will.
Das Wort vom Kreuz muss für jeden normalen Menschen unerträglich sein. Paulus beschäftigt sich damit gleich im ersten Kapitel des 1. Korintherbriefes: Im Blick auf das Kreuz wird jeder Größenwahn zunichte gemacht, denn gerade in der Schwäche liegt die Stärke.
Es ist unbestreitbar, dass jeder Mensch irgendwo seine Verwundungen und Verletzungen mit sich trägt, und dass die eigenen Pläne immer wieder durchkreuzt werden. Es ist gar nicht so gut, wenn immer alles wie am Schnürchen läuft und man immer nur erfolgreich ist. Da ist die Gefahr groß, dass man blind wird für die Not der anderen. Der Blickwinkel verengt sich und die Maßstäbe entsprechen nicht mehr der Realität. Während man von Triumph zu Triumph fortschreitet, nimmt die Sensibilität ab, und irgendwann kommt ja doch ein Zusammenbruch.
Die Aufforderung, täglich sein Kreuz auf sich zu nehmen, verlangt also, sich immer wieder neu auch dem zu stellen, was dem scheinbar gelungenen Leben zuwiderläuft, damit das eigentliche Leben gelingen kann. Gerade der Mensch, der seine Schwachheit bejaht, kann auch den Reichtum der Gnaden wahrnehmen, mit denen sein Leben beschenkt ist.
Im 2. Korintherbrief schreibt Paulus: „Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen, ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe“ (2 Kor 12,7). Es wurde viel über diesen „Stachel“ gerätselt. Paulus schreibt nicht, was er damit meint. Deutlich wird aber, dass es das Kreuz im Leben braucht, damit andererseits Gott einen Menschen zum Segen für andere machen kann. „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark!“ (2 Kor 12,10).
Dieses Thema wurde vor 2 Jahren nach Matthäus am 21. und 22. So im JK gebracht. Bitte lesen Sie die zugehörigen Predigten von P. Johannes.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.