Pfarrer P. Johannes zum Fronleichnamsfest
- Jesus feiert das Paschamahl:
Dieses erinnert an die Befreiung vom Sklavendasein der Israeliten in Ägypten. Sogar das Sterben der männlichen Erstgeborenen weist auf das stellvertretende Sterben Jesu am Kreuz hin, das uns aus der Sklaverei der Sünde und des Todes befreien will. Wahrhaft frei werden wir aber erst, wenn wir das Geheimnis verinnerlichen, also zeichenhaft „essen“.
- Im heurigen Evangelium beim Fronleichnamsgottesdienst hören wir von der Speisung der 5000 Menschen.
Zu beachten ist, dass hier Lukas zuerst betont, dass Jesus vom Reich Gottes spricht. Die vielen Menschen wollen die Botschaft hören. Das Wort Jesu trifft sie im Herzen und erweckt ihre Sehnsucht nach dem, was Gott uns allen bereiten möchte. Dieses Wort vom Himmel muss aber in der irdischen Welt erfahrbar werden. Lukas stellt fest, dass Jesus die heilt, die der Heilung bedürfen.
Als die Zwölf aber dann wollen, dass Jesus die Leute wegschickt, fordert Jesus sie auf, ihnen zu essen zu geben. Sie bemerken, dass das Wenige, das sie haben, bei weitem nicht ausreicht. Daraufhin geschieht das Wunder der Brotvermehrung.
Wichtig ist für uns, den Bezug zum Wort vom Gottesreich nicht zu verlieren. Die Heilungen und die wunderbare Speisung wollen etwas vom Gottesreich jetzt in dieser Welt schon erlebbar machen. Sie sind Zeichen für das Anbrechen des Gottesreiches. Wir dürfen uns auch an die Vision vom endzeitlichen Mahl im Buch Jesaja im 25. Kapitel erinnern.
- Die Gleichnisgeschichte vom königlichen Hochzeitsmahl:
Der König lädt zur Hochzeit seines Sohnes ein. Die Gäste ignorieren die Einladung. Sie ist ihnen lästig. Ein Gast erscheint ohne hochzeitliches Gewand.
Das soll uns bewusst machen, dass wir eigentlich für das Geheimnis der Gottesherrschaft geschaffen sind, und dass alles andere nur von daher seinen Sinn im Leben bekommt. Wir müssen alles auf eine „Karte“ setzen – und die ist das ewige Leben, das nicht automatisch kommt, sondern als Einladung zu verstehen ist, der wir aus eigener Entscheidung folgen müssen und deren unendliches Gewicht uns bewusst sein muss.
Es mag erschreckend sein, dass hier auch von Krieg die Rede ist und davon, dass jemand in die äußerste Finsternis hinausgeworfen wird. Ich verstehe das als Ausdruck für die Sinnlosigkeit, in die man sich begibt, wenn man der Einladung nicht folgt oder sie lächerlich macht.
- „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.“
Dieses Wort Jesu, das er in seiner eucharistischen Rede in Joh 6 ausspricht, macht bewusst, dass unsere Seele von einem ganz anderen Brot lebt als von dem, welches unser Körper braucht. Auch dieses Kapitel beginnt mit der Speisung der 5000, das Jesus als Zeichen für die eigentliche Nahrung versteht, mit der uns Gott ständig speisen will, nämlich mit seiner Liebe, die er uns in seinem Sohn Jesus Christus geschenkt hat.
Die Fronleichnamsprozession möchte uns helfen, dass wir unseren Alltag verstehen als unmittelbar von Gottes Segen getragen, den er uns in Jesus Christus mitteilt, der im Geheimnis der Eucharistie unmittelbar unter uns gegenwärtig ist.
Zugleich dürfen wir nicht vergessen, dass wir Christen – die wir den Sonntagsgottesdienst mitfeiern und die heilige Kommunion empfangen – die eigentliche Monstranz sind, die den auferstandenen Herrn in den Alltag zu den Mitmenschen tragen kann und mit unserem konkreten Leben Segen spenden soll.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.
Bitte lesen Sie auch die Predigt von P. Johannes aus den Jahren 2021 und 2020!