Pfarrer P. Johannes zum 7. Sonntag in der Osterzeit
Am Sonntag in der Pfingstnovene hören wir Ausschnitte aus dem sogenannten hohepriesterlichen Gebet Jesu, aus dem 17. Kapitel des Johannesevangeliums.
In diesem Lesejahr steht die Bitte Jesu an den himmlischen Vater um Einheit aller, die an ihn glauben, im Mittelpunkt.
Diese Bitte steht im Kontrast zur tragischen Wirklichkeit der Spaltungen unter den Christen. Es kann tatsächlich nur einen Glauben an Jesus Christus und an seine Auferstehung geben.
Andererseits darf es verschiedene Zugänge zu diesem Glauben geben, die nicht zur Spaltung führen müssen. Leider ist schon die frühe Christenheit mit Spaltungen konfrontiert gewesen. Die erste große Spaltung ist bereits mit der Frage entstanden, ob Heidenchristen zuerst Juden werden müssen, um Christen sein zu können.
Eine Spaltung beklagt Paulus in seinem ersten Korintherbrief. (1,10-4,21) „Ist denn Christus zerteilt?“ Paulus verwendet dann im 12. Kapitel das Bild vom Leib, der eine Einheit sein muss, um gesund zu sein.
Die weitere Geschichte der Kirche bis heute ist, was die Einheit betrifft, ein Trauerspiel. Dass es ein Ringen um die authentische Botschaft Jesu geben musste, und dass dieses Ringen mühselig war, hätte keineswegs zu Machtspielen führen müssen, die schon in den ersten Jahrhunderten in Kriege ausgeartet sind. Deutlich hat schon Jesus gesagt, dass der Größte der Diener aller sein muss, - und unmittelbar vor seinem Tod hat er das Zeichen der Fußwaschung gesetzt.
Paulus stellt im 1. Korintherbrief den Machtbegierden der Menschen das Wort vom Kreuz entgegen.
Wenn wir die großen Kirchenspaltungen genauer betrachten, ist es dabei niemals um ein ehrliches Ringen gegangen, dem Evangelium Jesu Christi gerecht zu werden, sondern immer waren es Eitelkeiten, Geldgier und Angst vor Machtverlust. Sogar Bernhard von Clairvaux ist eingespannt worden in Werbung für Glaubenskriege. Andere große Heilige wie Franz von Assisi haben es schwer gehabt mit der Amtskirche. Jan Hus war zweifellos ein authentischer Verkünder des Evangeliums und ist beim Konzil von Konstanz auf dem Scheiterhaufen gelandet. Die ehrliche Kirchenkritik von Martin Luther zumindest am Beginn seines öffentlichen Auftretens hatte vor der weltlichen Macht keine Chance. Hier hat der 30- jährige Krieg für Jahrhunderte jede Möglichkeit von Dialog unmöglich gemacht.
Gegenwärtig nimmt die Angst um religiöse Identität skurrile Züge an. Für das Kirchenvolk ist der Streit längst fremd geworden. Da gibt es Familien, die das eine Kind evangelisch, das andere katholisch taufen lassen. Auch große Theologen stellen diese Diskussion in Frage. Was die Realpräsenz Christi in der Eucharistie betrifft, bezweifle ich, dass die Ängste berechtigt sind, evangelische Christen würden die Gegenwart Jesu ignorieren. Ob es wiederum sicher ist, dass alle Bischöfe und Priester bis zu den Aposteln zurück in einer Weihelinie stehen, darf bezweifelt werden, und ob das wirklich essenziell ist, kann man auch in Frage stellen.
Jesus selbst hat das nicht gefordert, er hat aber inständig darum gebetet, dass alle Christen EINS SEIEN, DAMIT DIE WELT GLAUBEN KANN!!
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.
Bitte lesen Sie auch die Predigten von P. Johannes zu den beiden anderen Teilen des hohenpriesterlichen Gebetes Jesu aus 2021 und 2020!