Pfarrer P. Johannes zum 1. Fastensonntag
- Steine in Brot verwandeln:
„Nicht nur vom Brot lebt der Mensch“, sagt Jesus. Dabei darf man nicht vergessen, dass das Lukasevangelium von einer zweimaligen Brotvermehrung und von einem reichen Fischfang erzählt, dass es vom Festmahl anlässlich des Heimkommens des verlorenen Sohnes erzählt, dass Jesus mit Zöllnern und Sündern isst, und dass ihn die Emmausjünger beim Brotbrechen erkennen.
Das gemeinsame Mahl verweist über sich hinaus auf die vergebende Liebe Gottes und auf die österliche Erfahrung. Es geht also nicht nur um die Beschaffung von Nahrung, sondern letztlich um ein Essen, das sich im himmlischen Festmahl vollendet.
- Die ganze Welt besitzen, indem man den Teufel anbetet:
Es ist ein verrückter Gedanke, die Welt besitzen, beherrschen, unter Kontrolle halten zu können. Wir wissen zwar aus der Geschichte, dass die Diktatoren immer einige absolut Hörige finden, die dann den Rest der Bevölkerung so in Angst versetzen, dass diese es nicht mehr wagt, trotz gegenteiliger Überzeugung Widerstand zu leisten. Der Großteil der Bevölkerung will normalerweise keinen Krieg. Es braucht deshalb furchtbare Exempel, Folter, Hinrichtungen, um genug Menschen dazu zwingen zu können, dem Willen des Diktators und seiner Getreuen zu folgen. Wer die Welt beherrschen will, muss über Leichen gehen, darf vor schlimmsten Unterstellungen und Lügen nicht zurückschrecken, muss dem Feind das Schlimmste andichten, muss ihm sogar die Menschenwürde absprechen. Die Wahnidee des Rassismus ist gerade noch gut genug, um daraus ein Recht auf Völkermord zu schaffen. Wer ein unterentwickeltes Selbstwertgefühl hat, mag sich im Entwürdigen der Feinde sogar besser vorkommen und deshalb den Wahnsinn mitspielen.
Dass Gott jeden Menschen in seine Liebe einschließt, muss aus dem Bewusstsein gelöscht werden, um Terror ausüben zu können. Dazu dient die unsinnigste Propaganda. Ja, da sind wirklich teuflische Mächte am Werk, die vor gar nichts zurückschrecken! Dass aber jeder Diktator, jeder Weltbeherrscher so wie alles in der Natur eines Tages dem Tod anheimfällt, und die Macht der Liebe sich immer noch als stärker erwiesen hat, ist den Machtgierigen kein Thema.
In Wahrheit kann man aber nur Gott allein anbeten, ihn, der will, dass die Menschen das Leben haben und es in Fülle haben.
- Sich von der höchsten Zinne des Tempels stürzen:
Es ist wohl nicht allzu weit hergeholt, wenn man diese Versuchung auf außergewöhnliche, sensationelle Leistungen hin interpretiert. Einen Sprung von der höchsten Zinne des Tempels unverletzt überleben, kann man als Bild für Leistungen verstehen, die ein normaler Mensch nicht schafft, die ihn faszinieren und für die er viel von seiner Persönlichkeit in die Waagschale legt. Vergessen wir nicht die Unsummen an Sponsorgeldern, die an die Spitzensportler bezahlt werden.
Woher kommen die Millionen, die für die bedeutendsten Fußballvereine ausgegeben werden, um nur ein Beispiel zu nennen. Bezahlt werden sie schließlich doch von den Konsumenten, die von diesen Firmen beworbene Waren kaufen. Oder denken wir an den Werbewert von Olympiasiegern. Da steht eine Macht dahinter, die sich offensichtlich selbst genügt. Sportliche Leistung und auch vieles andere, das genug Publikum in den Bann zieht, dienen letztlich der wirtschaftlichen Macht, die keine Rücksicht kennt, und für die es im eigenen Bereich keine Nächstenliebe, keine soziale Gerechtigkeit und keine Sorge um die Bewahrung der Schöpfung gibt. Die wirtschaftliche Macht verwendet dabei sogar religiöse Symbole, sie schafft Einkaufstempel, sie nützt auch tiefliegende christliche Sehnsüchte aus, aber nur, um ihre eigenen wirtschaftlichen Ziele zu erreichen.
Soll man das Wort Jesu: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen!“, nicht auch dahingehend verstehen, dass alles, was das allerheiligste Geheimnis für seine egoistischen Zwecke auszunützen versucht, das Tiefste im Menschen, seine Sehnsucht nach Ewigkeit, zerstört? – Dass man den Menschen damit als Konsummaschine willfährig macht? Dass man den Menschen auf diese Weise seiner eigentlichen Berufung beraubt?
Diese drei Grundversuchungen gibt es zu allen Zeiten. Es sind unzureichende Erlösungsversuche, die insgesamt furchtbaren Schaden anrichten. Die Vaterunserbitte „Führe uns nicht in Versuchung!“, die heute oft diskutiert und in Frage gestellt wird, bekommt von daher aber neue Bedeutung. Es geht nicht um kleine Versuchungen, die der Alltag oft mit sich bringt, oder innere Kämpfe, die mit der persönlichen Reifung zu tun haben, sondern um die Bedrohungen des göttlichen Heilswerkes. „Führe uns nicht in Versuchung“ meint dann genau, was formuliert ist. Wir sollen in diese Versuchungen gar nicht hineintaumeln, sondern sie in der Kraft Gottes von vornherein abwehren.
Wir dürfen uns weder mit der irdischen Versorgung begnügen, noch dürfen wir auf irdische Macht oder auf spektakuläre Leistungen vertrauen.
GOTT ALLEIN GENÜGT!
Bitte lesen Sie auch die Predigtgedanken von Pfarrer P. Johannes aus 2021:
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.