Pfarrer P. Johannes zum 7. Sonntag im Jahreskreis
- Der einzige Weg zum Frieden
Mit Unterdrückung und Rache lässt sich kein menschliches Zusammenleben erzwingen. Die alltägliche Erfahrung weiß genau, dass ein wohltuender Umgang der Menschen miteinander Wertschätzung, Ermutigung, Dankbarkeit, aber auch Barmherzigkeit braucht. Schwächen hat jeder, auch der liebste Mensch kann zuweilen auf die Nerven gehen. Erst wenn sich Menschen gegenseitig mit ihren Eigenheiten, Stärken und Schwächen annehmen, kann guter Geist wirken.
Zugegeben, es gibt Überforderung durch andere, die krank macht, verletzt, ja, Leib und Leben bedroht. Hoffentlich kann man die nötige Distanz schaffen, ohne dass man sich zu Gewalt gezwungen fühlt. Die Realität ist vielfach grausam, entwürdigend, ja, zerstörend. Wenn man aber mit gleicher Münze zurückzahlt, dreht sich eine Spirale der Grausamkeit weiter. An Jesus sehen wir, wozu einerseits menschlicher Wahnsinn des Bösen fähig ist, ja, wie er sich an ihm, der die Liebe in Person, austobt. Das ist aber nicht das Ende! Unfassbar: Ostern kennt keine Rache, keinen Vorwurf, kein Bloßstellen. Ostern offenbart ganz einfach, dass die Liebe siegt.
- Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!
Zweifellos reicht alle Liebe, zu der die Menschen fähig sind, nicht aus, der entsetzlichen Grausamkeit der Welt so zu begegnen, dass sie besiegt werden kann. Wir kennen einige herausragende Persönlichkeiten, die allem Hass und aller zerstörenden Machtgier mit Liebe begegnet sind. Dazu gehören ausgerechnet der Hindu Mahatma Ghandi, oder auch der Baptistenpfarrer Martin Luther King. Viele, die weniger bekannt sind, gehören dazu, wie der „Engel von Dachau“ und weitere, die in die Hölle der Konzentrationslager der Nazis etwas von göttlicher Liebe aufleuchten ließen. Das sind Lichtblicke. Dennoch wird immer wieder von furchtbaren Unmenschlichkeiten berichtet.
Der Aufruf Jesu zur Barmherzigkeit steht in unmittelbarer Verbindung zur barmherzigen Liebe des himmlischen Vaters. Was wir jeden Tag üben können, ist die Dankbarkeit für alles, was uns geschenkt ist, von den gesunden Organen über alles Beglückende in der Natur, angefangen beim guten Essen, bis hin zur Begegnung mit lieben Menschen. Das ist uns alles geschenkt. Wir sind doch unfassbar reich. Nicht jedem geht es so gut wie uns. Auch das Tischgebet dient eigentlich dieser Bewusstseinsbildung. Je reicher beschenkt ich mich aber weiß, desto großzügiger kann ich auch schwierigen Menschen gegenüber sein, um so das Gute zu vermehren.
- Wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen! (Lk 6,31)
Das ist die sogenannte „goldene Regel“ in der Fassung des Lukasevangeliums. Ähnliche Formulierungen gibt es in allen großen Religionen, wie z. B.: „Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem andern zu!“ Auch der kategorische Imperativ bei Immanuel Kant klingt ähnlich. Das Besondere an der Formulierung Jesu und damit entscheidend in jeder Ethik ist, dass man sich fragen soll: Was würde ich vom Mitmenschen erwarten, auch wenn er anders handelt. Wie ich behandelt werden möchte, soll ich handeln. Ich soll also eine Umgangsweise mit den Mitmenschen beginnen, die meinen Wünschen an sie entspricht, auch wenn ich vielleicht von anderen das Gegenteil erlebe. Aus eigenem könnte ich das nie schaffen, und ich werde meine Grenzen erleben trotz meines guten Willens. Kraft dazu gibt mir die von Gott bereits empfangene Liebe.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.