Pfarrer P. Johannes zum 6. Sonntag im Jahreskreis
- Das Lukasevangelium ist das Evangelium der sozialen Gerechtigkeit.
Hier finden wir das Gleichnis vom „barmherzigen Samariter“, aber auch die Geschichte „vom reichen Prasser und dem armen Lazarus“, ebenso die Drohrede gegen den reichen Narren. Reichtum ist eine große Gefahr, sie kann die Fähigkeit zur Nächstenliebe zerstören.
- Die Grundhaltung der Armut ist Voraussetzung für die Teilhabe am Reich Gottes
Ein alter Spruch heißt: Jeder Wunsch, wenn er erfüllt wird, kriegt augenblicklich Junge. Ich könnte es auch so formulieren: Wenn einer die ganze Welt besitzen würde, könnte er deshalb noch nicht glücklich sein. Der Mensch braucht „mehr als alles“. Arm sein bedeutet dann vor allem, den Mangel spüren, der durch nichts in der Welt gestillt werden kann. „Gott allein genügt“, sagt die heilige Theresia von Ávila.
Die Drohung „Weh euch, ihr Reichen…“ kritisiert dann die Selbstgenügsamkeit, die sich eingrenzt auf die Dinge dieser Welt. Man denke an die Superreichen, die immer noch nicht genug haben können und die Erfüllung in den Gütern dieser Welt sehen. Das Schlimme aber ist – und dabei können wir auf das Evangelium vom heurigen 26. Sonntag i. Jkr. vorausschauen – dass der Reiche blind wird für die Not des Armen. Von dem, was vom Tisch des Reichen herunterfällt, könnte der Arme leben, der Reiche sieht ihn aber gar nicht, kann ihm also auch keinen Liebesdienst erweisen.
Die weiteren Seligpreisungen sollten ähnlich betrachtet werden: hungern und weinen, beides lässt den Mangel erkennen, der in der irdischen Welt immer besteht und der nicht gestillt werden kann. Tragischerweise ist der Hunger und das Weinen im ursprünglichsten Sinn des Wortes Realität und zeigt damit die weltweite Ungerechtigkeit auf. Dass schließlich einer, der sich der Haltung der Ausbeutung verweigert, den anderen auf die Nerven geht und mit Attacken rechnen muss, könnte ein Zugang zur vierten Seligpreisung sein und eine Ermutigung, den Blick auf unsere Welt der Mängel auszuhalten. Ich erinnere mich an einen Meditationstext von Martin Gutl, der in etwa so beginnt: Sie sagen, „ich brauche Gott nicht“, und brauchen stattdessen ……! und mit einer Seligpreisung endet: „Selig, wer Gott braucht.“
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.