Pfarrer P. Johannes zum 5. Sonntag im Jahreskreis
- Das Volk, das sich um Jesus drängt, will das Wort Gottes hören.
An mehreren Stellen der Evangelien ist davon die Rede, dass Jesus mit Vollmacht lehrt und wirkt, und dass die Menschen so etwas noch nie erlebt haben. Durchwegs geht es um Botschaft von Heil, das zutiefst ersehnt wird, und das Jesus rein und unverfälscht vermittelt. Kein Schriftgelehrter, kein Priester, kein Politiker hat je so gesprochen oder gewirkt. Die Menschen möchten dieses Wort, das sie als Wort Gottes erkennen, hören. Das ist sicher in unserer Zeit nicht anders. Wie aber soll jemand, und sei er noch so studiert, tatsächlich im Menschenwort das Wort Gottes verkünden können?
Zumindest eins ist sicher: Bei Jesus können Menschen aufatmen. Sie erleben, dass sie angenommen sind, unabhängig von aller Leistung: Behinderte und Sünder, Außenseiter, Kinder, ja sogar die Feinde Israels wie römische Soldaten. Gott macht keinen Unterschied. Jesus lärmt auch nicht, er tritt nicht demagogisch auf, er braucht keine Werbestrategien, keine Slogans, kein Skandieren von starken Sprüchen, wie wir es gerade heute wieder öfter hören. im Gegenteil, wir kennen sogar die Frage in Joh 6: „Wollt auch ihr gehen?“ Ja, das Volk lechzt nach dem Wort Gottes, einem Wort, das sie aufatmen lässt und ihnen die Würde zurückgibt. Jesus schenkt ihnen dieses Wort.
- „Was er euch sagt, das tut!“
Diesen Satz hat die Mutter Jesu bei der Hochzeit zu Kana ausgesprochen, und die Diener haben ihn befolgt. Sie haben die Krüge mit Wasser gefüllt und davon dem Speisemeister gebracht. Vorigen Sonntag, als Jesus den Syrer Naaman als Beispiel für Heilung genannt hat, ging es darum, ihn zu überreden, der Anweisung des Elischa Folge zu leisten. Er hat es getan und ist geheilt worden.
Auch im heutigen Evangelium finden wir einen Auftrag Jesu, der Petrus absurd erscheint. Alle Erfahrung spricht dagegen, dass man am helllichten Vormittag die Netze zum Fischfang auswirft, vor allem, wenn man in der Nacht vorher nicht ein einziges Fischlein gefangen hat. „Auf dein Wort hin…“, das ist offensichtlich entscheidend für authentisches Christentum, und zwar in einer Situation, wie sie Petrus vorfindet. Er macht sich an dieser Stelle vor den anderen Fischern lächerlich: - So weit ist es mit ihm schon gekommen, dass er etwas völlig Sinnloses macht, anstatt die Netze für den nächsten Abend vorzubereiten.
- „Von jetzt an wirst du Menschen fangen!“
Petrus reagiert auf den reichen Fischfang nicht hocherfreut, sondern erschrocken. Er spürt genau, dass hier etwas passiert ist, das alle normalen Existenzregeln durchbricht. Petrus bittet Jesus, wegzugehen. Er spürt das Göttliche und damit auch eine unendliche Überforderung. Jesus nachzufolgen, bedeutet nicht, im irdischen Sinn ein gemütliches, lustiges und entspanntes Leben zu haben. Man wird da in eine Welt einsteigen müssen, die alles fordert, von der man zwar in der Tiefe der Seele weiß, die aber immer ein schöner Traum bleiben wird. Das konkrete Leben ist hart, mühselig und vordergründig. Von Reich Gottes ist hier nichts zu spüren.
Gerade die Erkenntnis des Petrus, dass er ein Sünder, ein unendlich von der Botschaft Jesu Überforderter ist, scheint für den Herrn aber die Voraussetzung zu sein, dass er als Menschenfischer taugt. Wenn wir nochmals auf das eingangs Gesagte achten, werden die Superrhetoriker immer nur Menschenwort verkünden, wenn auch in geschliffener und literarisch hochwertiger Sprache. Das Wort Gottes kann ein Mensch niemals aus eigenem verkünden, so wenig ein so reicher Fischfang etwas Alltägliches und Programmierbares ist. Das Wort Gottes kann nur bei Menschen durchbrechen, wenn sich der Verkünder in seiner menschlichen Schwachheit und als angewiesen auf die göttliche Hilfe erkennt – und das muss die Umgebung auch spüren. Keine menschliche Leistung wird je das Reich Gottes aufleuchten lassen! Dies ist Gottes Werk, das aber viel leichter durch Schwachheit vermittelt werden kann als durch Kraft. So ist wohl auch das Wort des Apostels Paulus zu verstehen: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.