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Inhalt:

Pfarrer P. Johannes zum 4. Sonntag im Jahreskreis

Lesejahr C

Liebe Mitchristen!

 

Bibeltexte an diesem Sonntag


An diesem vierten Sonntag im Jahreskreis müssen wir uns die Frage stellen, warum die Gottesdienstbesucher von Nazaret bei der Rede von Jesus so in Wut kommen, dass sie ihn lynchen möchten.

Seine Botschaft lautet: Mit dem heutigen Tag ist das Heil für die Welt angebrochen.

Zunächst wird noch erwähnt, dass viele darüber staunen, wie begnadet Jesus redet, da er doch der bekannte Sohn Josefs sei. Dann aber eskaliert die Situation. Warum?

 

  1. Die etablierte Gesellschaft will keine Veränderungen.

Sogar eine wunderbare Heilsbotschaft kann eine Bedrohung des Lebensstils werden. Wir können uns vorstellen, dass die Besucher des Sabbatgottesdienstes mit verschränkten Armen dasitzen und neugierig sind, wie dieser Tischler, der jetzt plötzlich auf Rabbi spielt, seine Rede anlegt. Es heißt, dass man beeindruckt ist über die Worte Jesu, dass man sich aber auch fragt, woher er das alles hat, er redet ja geradezu begnadet. Das hätte man ihm gar nicht zugetraut. Man hat wunderbare Dinge gehört und ist jetzt neugierig, was noch passieren wird.

Es passiert aber nichts, weil sich bei den Zuhörern nichts bewegt. Der Herr stellt fest, dass er hier in Nazaret vor einer Wand steht, die nicht überwunden werden kann. Die Vorurteile sind zu stark. Jesus merkt mit zwei Beispielen an, dass Gott schon früher im heidnischen Ausland mehr Möglichkeiten hatte, Heil zu wirken, als hier, bei seinem auserwählten Volk. Das bringt die Leute aus Nazaret in Rage.

  1. Das Ringen mit neuen, unvorhergesehenen Situationen.

Die bekannte Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross hat sich intensiv mit Menschen beschäftigt, die vor der Realität des nahen Todes standen. Sie hat festgestellt, dass man diese Realität so lang wie möglich verdrängt, und erst, wenn es keinen Ausweg mehr gibt, allerdings mit Aggression reagiert. Angehörige müssen damit rechnen, schlimmste Beleidigungen durch den Kranken zu erleben, und sollten sich klar sein, dass Grenzerfahrungen mit irrationalen Äußerungen einhergehen, die jeder Sachlichkeit entbehren. Der Wutausbruch der Leute von Nazaret kann so verstanden werden, dass Jesus ihnen keine Möglichkeit lässt, so weiterzutun wie bisher. Die Herausforderung kann nicht mehr ignoriert werden. Ein „Sterbeprozess“ ist notwendig, damit ein neuer Aufbruch geschehen kann.

Der aggressive Prozess kann veranschaulicht werden durch die gegenwärtige Coronasituation: Wie ist es möglich, dass „Coronaleugner“ vor Krankenhäusern demonstrieren, die man möglicherweise lebensnotwendig brauchen würde, warum ist man fähig, Ärzte als Mörder zu bezeichnen, denen man sich im Notfall auf Gedeih und Verderb anvertrauen müsste, eine Krankenpflegerin wüst zu beschimpfen und mit heißem Kaffee zu überschütten, um die man im Fall des Falles froh sein müsste? Es ist auch sehr interessant, dass ein Mitglied der Partei MFG, schwer an Corona erkrankt, selbstverständlich ein Intensivbett beansprucht. Diese Irrationalität, die bis in die höchsten politischen Kreise geht, dass man beispielsweise ein Pferdeentwurmungsmittel gegen Covid19 empfiehlt, oder als seinerzeit regierender Präsident der USA empfiehlt, ein Desinfektionsmittel zu spritzen, entspricht genau dem, was Elisabeth Kübler-Ross in der Entwicklung der Sterbephasen darstellt, nämlich panische Aggression zum Teil auch gegen sich selbst. Auch bei den Männern aus Nazaret ist in der Phase der Auflehnung der Verstand ausgeschaltet. Die Todesangst führt immer wieder zu grausamsten Reaktionen, vom Brudermord des Kain an Abel bis zu den Atombombenangriffen der USA gegen Japan im Jahr 1945. Man ist nicht mehr fähig, vernünftig die Konsequenzen einzuschätzen.

  1. Gott ist mit seinem Heilswirken trotzdem am Werk.

Die Verheißung wird trotz der Reaktion der Nazarener von Gott nicht zurückgenommen. Jesus verlässt zwar enttäuscht seine Heimatstadt. Er wird noch viele Enttäuschungen erleben. Ja, bis heute wird das Heilswirken Gottes durch panische Angst niedergehalten. Es wird immer wieder auf den Karfreitag hinauslaufen, dessen erste Spuren sich schon in Nazaret zeigen.

Aber auf den Karfreitag folgt Ostern. Und so sehr Menschen bis heute wie die damaligen Synagogenbesucher in Angst und Panik dem Herrn ein Gnadenwirken unmöglich machen, so sehr dürfen wir auf die vielen schauen, die die Angst durch um so größeres Gottvertrauen besiegen und damit zum Einfallstor für das ewige Gnadenjahr des Herrn werden.

 

Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.

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