Pfarrer P. Johannes zum 2. Sonntag im Jahreskreis
- Gott will, dass die Menschen glücklich sind.
Das Glück kann nicht erkauft und nicht erzwungen werden, es kann nur als Geschenk mit Dank angenommen werden. „Der Herr hat an dir seine Freude!“, schreibt Jesaja, so, wie sich der Bräutigam freut über die Braut! Der Wein ist in der Bibel immer wieder ein Symbol für die Freude, insbesondere auch bei der Hochzeit.
Wenn Paulus im 1. Korintherbrief von den vielen Gnadengaben schreibt, die sich gegenseitig ergänzen sollen, so wie die Fähigkeiten der Organe des menschlichen Körpers füreinander da sind und einen gesunden Leib bilden, erinnert er daran, dass ein Mensch nur glücklich sein kann, wenn er sich mit seinen Begabungen selbstverständlich der Gemeinschaft zur Verfügung stellt.
Dagegen nimmt die Katastrophe ihren Lauf, wenn er ängstlich sich absichern will und auf Kosten der Allgemeinheit lebt. „Geben ist besser als nehmen.“ Warum sind so viele Menschen unglücklich? – Weil sie nicht bereit sind, sich zu verschenken, sondern immer fragen: „Was habe ich davon?“
- Glück und Freude brauchen Sensibilität.
Die Mutter Jesu sieht, dass sie keinen Wein mehr haben. Die Freude und das Glück sind gefährdet. Maria geht mit diesem Problem zu Jesus und bekommt eine merkwürdige Antwort, aus der wir einiges herauslesen können:
- „Was willst du von mir, Frau?“ Das könnte die Frage Gottes an den Menschen aller Zeiten sein. „Was fehlt dir zum wahren Glück?“ Der Mensch sollte genau überlegen, was er wirklich braucht. Es könnte aber auch heißen: Sind nicht die Menschen selbst fähig, dieses Problem zu lösen? Wieso muss hier ich einspringen? Worin liegt die Überforderung?
- „Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Erinnern wir uns an Joh 12, wo Jesus sagt: „Jetzt ist die Stunde da!“ Diese Stunde hat bei Jesus offensichtlich mit Passion und Ostern zu tun. Auch das Zeichen der Verwandlung des Wassers in Wein werden wir als österliches Zeichen verstehen müssen. Die Kraft des Heiligen Geistes, den Jesus dann senden wird, wird die Menschen erst zur wirklichen Freude fähig machen, also zu wahrer liebender Hingabe, von der auch Paulus spricht. Der Geist Gottes bewirkt, dass die Gnadengaben in der richtigen Weise eingesetzt werden!
- Das heißt für uns: Glück und Freude verlangen eine bestimmte Lebenshaltung! Sie können nur als Geschenk erfahren werden. Man muss sich dafür empfänglich machen. Sie kommen aus einem Geheimnis, das man wahren und für das man offen sein muss.
- „Was er euch sagt, das tut!“
Die Grundhaltung der Offenheit muss zur Tat werden. Obwohl es das Wunder nicht erzwingen kann, ist das Tun doch notwendig. Die Diener müssen, obwohl sie den Sinn zunächst nicht verstehen, die Krüge mit Wasser füllen. (Vergessen wir nicht: Auch bei der Brotvermehrung werden zunächst fünf Brote und zwei Fische gebracht, obwohl das für die unzähligen Menschen niemals reichen kann.) Sie sollen von dem Wasser, das sie gerade eingefüllt haben, dem bringen, der für das Mahl verantwortlich ist. Nach menschlichem Ermessen müssen sie sich damit lächerlich machen. Sie tun es trotzdem, nachdem Maria ihnen gesagt hat: „Was er euch sagt, das tut!“
- „So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit.“
Gemäß diesem Schlusssatz ist die Herrlichkeit Gottes, die sich in Jesus Christus offenbart, die Freude und das Glück der Menschen, und zwar in einem verschwenderischen Ausmaß! Natürlich ist auch in anderen Bildern von der göttlichen Herrlichkeit in der heiligen Schrift die Rede, aber offenbar wird sie immer dort, wo sich für Menschen in ihrer Verzweiflung neue Lebensmöglichkeiten eröffnen, wo Aussätzige rein werden, Blinde sehen, Lahme gehen, Stumme reden und Taube hören, wo Sünder Vergebung erfahren, Hungrige gespeist werden und wo „Tote“ neu aufleben.
Was er euch sagt das tut! Das bedeutet dann auch, dass wir alle das unsrige beitragen sollen, damit sich die Herrlichkeit Gottes offenbaren kann. Es wird aussichtslos erscheinen, aber es ermöglicht Gottes Wirken. So wie die Diener, die Wasser herbeischaffen und so wie der Knabe, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische zur Verfügung stellt, können auch wir unseren kleinen Dienst leisten, aus dem Gott dann unfassbar Großes bewirkt, in einem verschwenderischen Maß!
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.