Pfarrer P. Johannes zum Fest der Hl. Familie
Darin sind einige Botschaften für uns enthalten, die wir ernst nehmen müssen.
- „Eure Kinder sind nicht eure Kinder“
Dieser bekannte Satz des christlich-arabischen Dichters Khalil Gibran sollte uns bewusst machen, dass jeder Mensch von Gott in die Welt gerufen ist und die irdischen Eltern ihre Kinder so in das Leben hineinbegleiten sollen, dass sie den Ruf Gottes vernehmen und ihm folgen können. Es ist dringend zu prüfen, welche persönlichen Interessen hinter einer Erziehung stehen können. Bekanntlich haben viele Kinder kaum mehr Freizeit, weil ihnen neben den schulischen Aufgaben noch alles Mögliche an Leistungen aufgezwungen wird: Sporttraining, Musikschule, Reitstunden, und ein Familienprogramm, das in der wenigen gemeinsamen Zeit außerhalb der elterlichen Berufsarbeit noch verbleibt. Die Eltern meinen es sicher gut, für die Kinder ist es aber meist großer Stress. Zudem werden die schulischen Ziele oft sehr hochgeschraubt.
- Jeder Mensch ist geboren, weil Gott ihn in dieser irdischen Welt braucht, um seine Botschaft der Liebe mitzuteilen.
Um mit Gott in Verbindung zu bleiben, braucht es Freiraum, es braucht Zeiten der Stille und vor allem die Erlaubnis, ohne äußere Steuerung seine Kreativität entfalten zu können. Zugleich ist es wichtig, die Welt mit ihren hellen, aber auch dunklen Seiten im geschützten Bereich der Geborgenheit kennenzulernen. Die Welt kann auch grausam sein. Ja, und Kinder wissen oft selbst besser, was sie eigentlich möchten und was ihnen guttut. Das müssen auch die irdischen Eltern Jesu schmerzlich erfahren. Er bleibt bei den Schriftgelehrten, hört ihnen zu und stellt ihnen Fragen. Menschlich gesehen, wird ihn das Interesse nicht mehr loslassen. Mit dem Geheimnis verbunden, erkennt er, dass Gott sein eigentlicher Vater ist.
- „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“
Die irdische Sorge um das Kind ist wichtig. Schutz, Beistand, Orientierung müssen gegeben werden. Das sind Voraussetzungen für die Entfaltung eines Kindes, zugleich aber eröffnet sich damit mehr und mehr ein neuer Horizont für den jungen Menschen, der dazu führen soll, dass er seinen persönlichen Weg erkennen kann, und dieser entspricht oft nicht dem Plan der Eltern und der Verwandtschaft. Da kann es zu Enttäuschungen kommen.
Die Kindheitserzählungen zeigen einerseits die normale menschliche Welt Jesu: Da ist die politische Situation: Israel stöhnt unter der Fremdherrschaft der Römer, die ihre Macht brutal ausnützen. Da ist die religiöse Welt Israels mit seiner langen Geschichte und seinen Vorschriften. So wird Jesus am achten Tag beschnitten, wie es das Gesetz verlangt. Ebenso gibt es die regelmäßigen Wallfahrten nach Jerusalem und die großen Feiern im Tempel. Schließlich geht es auch um das Erwerbsleben, und da besteht kein Zweifel, dass Jesus sich schon als Kind Fertigkeiten im Beruf des Zimmermannes erwirbt, den er dann auch selbst viele Jahre ausübt.
Andererseits weist uns der Evangelist Lukas immer wieder auf das dahinterstehende göttliche Geheimnis hin. Es ist vor allem der Bericht der Hirten bei der Krippe, die die Botschaft des Engels vernommen haben, und den Maria in ihrem Herzen bewahrt und immer neu betrachtet. Es sind die Worte von Simeon und Hanna bei der Darstellung Jesu im Tempel, und schließlich ist es dieses Wort Jesu, das er spricht, nachdem er im Tempel wiedergefunden wird. Auch dieses Wort bewahrt Maria in ihrem Herzen.
Tief unter der Oberfläche der alltäglichen Welt liegt das eigentliche göttliche Heilsgeheimnis, das allem erst die wahre Bedeutung gibt. So sehr diese oberflächliche Wirklichkeit belastend sein kann, damals wie heute, Gott will darin sein Heilswirken entfalten.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.
Bitte lesen Sie auch die Predigtgedanken von P. Johannes aus 2020 zum Fest der Hl. Familie und zum Stefanitag, der heuer auf diesen Sonntag fällt.