Pfarrer P. Johannes zum 28. Sonntag im Jahreskreis
Für die meisten Menschen reicht zwar die Aufforderung: Halte die Gebote! - Gemeint sind die Zehn Gebote, die in der Gottes- und Nächstenliebe zusammengefasst sind. Die genauere Betrachtung des Gesprächs mit diesem jungen Menschen, der von einer tiefen Sorge erfüllt ist, ist aber auch für uns wichtig:
- „Guter Meister…“
Jesus hinterfragt diese Anrede: „Warum nennst du mich gut?“ Man könnte ergänzen: Was ist denn überhaupt gut? Willst du schmeicheln? Geht es dir ehrlich um das Gute? Was ist dein Lebensmaßstab? Wodurch wird das Verhalten deines Lebens motiviert? - Damit verbunden könnte auch die Frage sein: Was meinst du mit dem „ewigen Leben“?
- „Halte die Gebote!“
Wer die Gebote hält, ist auf dem richtigen Weg. Das ist anspruchsvoll genug, aber es passt. Man braucht sich wegen seiner Zukunft nicht zu ängstigen. Es gibt im Alltag Herausforderungen genug, die die Erfüllung der Gebote nicht ganz leicht machen.
- „Weil er ihn liebte, sagte er: Eines fehlt dir noch.“
An dieser Stelle ist es notwendig, nochmals die Beweggründe des jungen Mannes ins Auge zu fassen: Er läuft zu Jesus, fällt vor ihm auf die Knie und fragt! Jesus kritisiert die Anrede und stellt den Begriff „GUT“ in Frage. Nur Gott ist gut! Aber der Jüngling hat das Bedürfnis nach einer tieferen Antwort. Er hat die Gebote immer schon sehr ernst genommen und sich um ein gutes Leben bemüht, spürt aber, dass es um mehr gehen muss. Diese Sorge um das richtige Leben geht ihn in der innersten Mitte an, und Jesus merkt, dass der von der Frage nach dem ewigen Leben Gequälte in der Tiefe seines Herzens einen besonderen Anruf des himmlischen Vaters in sich trägt. Da ist nicht nur eine besondere Sympathie und Seelenverwandtschaft, der Evangelist schreibt ausdrücklich, dass Jesus ihn liebt! Gerade deswegen sagt er zu ihm: „Geh, verkauf alles!“ Die irdischen Güter müssen dem Heilsweg eines Menschen nicht unbedingt im Weg stehen, oft ist es aber so. Christusnachfolge kann durch Reichtum unmöglich werden, die Dinge dieser Welt können jemand so vereinnahmen, dass kein größerer Horizont mehr wahrgenommen werden kann. Jesus eröffnet einen größeren Weg.
Diese Evangelienstelle ist also eine Mahnung an uns alle, unseren Umgang mit den irdischen Gütern immer wieder zu überprüfen und unser Verhältnis zu dem, was wir in dieser Welt zu verwalten haben, im Auge zu behalten. Das Wort Jesu ist ernst: „Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, ins Reich Gottes zu gelangen!“
- „Wir haben alles verlassen.“
Dieses Wort des Petrus verdient Beachtung: Wir können ja dieser Welt nicht einfach entfliehen. Wir haben existentielle Bedürfnisse. Für unser irdisches Leben ist doch einiges vonnöten. Der Einsatz für das Reich Gottes setzt eine bestimmte Grundversorgung voraus. Auch ein großer Heiliger wie Franz von Assisi musste sich um sein Überleben kümmern, auch als Gründer eines Bettelordens. Es kann nur um das richtige Verhältnis gehen. „Sorgt euch zuerst um das Reich Gottes!“ Ein großer Unterschied besteht zwischen der Grundhaltung der Lebensgier, die für die größeren Zusammenhänge blind macht, und einer ernsten Sorge um ein gemeinsames gesundes Zusammenleben, zu dem auch das gemeinsame leibliche Wohlergehen gehört.
Wenn Gott den ersten Platz im Leben einnimmt, und wenn das Grundgebot der Nächstenliebe das Leben bestimmt, können irdische Reichtümer den Heilsweg nicht gefährden.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.