Pfarrer P. Johannes zum 26. Sonntag im Jahreskreis
Jesus zeigt sich in seiner Antwort als der, der in allem das Gute und Wertvolle erkennt. Einen Menschen, der Heil wirkt, kann man doch nicht daran hindern. Jesus hat selbst schon häufig erlebt, dass man ihn an seinem Heilswirken hindern will. Warum soll man sich nicht daran freuen, wenn ein Mensch segensreich in seinem Namen wirkt?
Der Blick Jesu geht noch weiter: Das Gute zeigt sich oft spurenhaft, in einem Glas Wasser, das gereicht wird. In den kleinsten, unauffälligen guten Werken ist schon viel Segen enthalten, an dem man sich freuen soll, und den Gott nicht übersieht.
Dann aber wird der Herr sehr ernst: Es gibt die Macht des Bösen, und jemand zum Bösen verführen beginnt schon damit, dass man ihn am Guten hindern will. Erinnern wir uns an die Heilung des Mannes mit der verdorrten Hand (Mk 3,1-6): Soll man am Sabbat Gutes oder Böses tun? Ein Leben retten oder vernichten? - Hier ist das Böse schon im Unterlassen des Guten gegeben! Und tatsächlich beschließen die Pharisäer und die Anhänger des Herodes, Jesus zu verderben, weil er den Mann am Sabbat geheilt hat.
Das Bild vom Mühlstein um den Hals für den, der einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt, kann also auch so verstanden werden: Wehe dem, der jemand daran hindert, Gutes zu tun! Jesus geht in seiner Warnung noch weiter. Auch etwas, an dem man sehr hängt, kann zum Bösen verführen, sogar Hand, Fuß oder Auge. Die Welt kann sehr trügerisch sein. Die Pharisäer haben sich für gerecht und heilig gehalten und hatten doch den Blick für das wahrhaft Gute verloren. Auch die Apostel müssen sehr wachsam sein. Sogar sie können den Blick für das Gute, das in dieser Welt geschieht, verlieren – im heutigen Evangelium wohl aus Eifersucht und auch aus Machtgier. Das kann doch nicht sein, dass jemand Gutes wirkt, der nicht in ihrem Machtbereich steht.
Wir sollten nicht übersehen, dass dieses Problem die ganze Kirchengeschichte durchzieht. Statt sich an dem vielen Guten zu freuen, hat man Menschen, die durchaus segensreich gewirkt, sich aber dem Machtapparat der Kirche entzogen haben, exkommuniziert oder sogar auf den Scheiterhaufen gebracht. Jesus äußert Sympathie für den Fremden, der in seinem Namen Wunder tut und Heil wirkt. Diese Menschen gibt es zu allen Zeiten, in verschiedenen Kulturen und Religionen, und es kann jemand im Geiste Jesu in dieser Welt wirken, ohne ihn kennengelernt zu haben.
Wie heißt es doch in einem Kirchenlied aus dem Jahr 1979 (Gotteslob 815): Zu viele sehen nur das Böse und nicht das Gute, das geschieht. Auch das Geringste, das wir geben, es zählt bei Dir – Du machst es groß.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.