Pfarrer P. Johannes zum 24. Sonntag im Jahreskreis
- Was reden die Leute über mich?
Bis in unsere Zeit werden Menschen nach Kategorien eingeordnet. – Man muss doch wissen, wie man mit jemand umgehen soll. – Wir haben heuer schon zweimal gehört, dass Jesus seiner Familie und seinem früheren Beruf zugeordnet worden ist. Sein öffentliches Auftreten passt eigentlich nicht dazu. Es ist den Leuten unbegreiflich. Sie sind betroffen und auch erschrocken über seine Worte und sein Wirken. Da muss der Geist von Johannes dem Täufer oder einem Propheten wirken. Jesus ist aber mit dieser Antwort nicht zufrieden. Er fragt jetzt die Zwölf direkt.
2. Für wen haltet ihr mich?
Als Petrus ihn als Messias bekennt, befiehlt Jesus, darüber zu schweigen. Offensichtlich ist das eigentliche Geheimnis Jesu nicht sagbar, oder es führt in eine verkehrte Richtung. Was der Herr ihnen aber dann anvertraut, ist eine Botschaft, die den Jüngern nicht nur fremd, sondern auch unerträglich ist. Jetzt spricht Jesus von sich als dem Menschensohn, der leiden und von den Mächtigen Israels verworfen werden wird. Er wird sterben, aber am dritten Tag auferstehen. Ganz unverblümt sagt er es, und die Reaktion des Petrus darauf ist bekannt, ebenso die Antwort des Herrn an ihn. Dieses Wort Jesu ist für die Apostel kaum auszuhalten, und auch wir heutige Menschen müssen uns fragen, ob wir den Ernst dieser Worte erfassen. Der, der so viel Heil in die Welt gebracht hat und der niemandem etwas Böses will, ist für die Mächtigen eine so ernsthafte Bedrohung, dass sie ihn schließlich mit allen Mitteln aus dem Weg räumen. Sie schrecken nicht einmal davor zurück, ihn den Heiden zur Kreuzigung auszuliefern und stattdessen die Freilassung eines Verbrechers zu fordern.
3. „Wer mein Jünger sein will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“
Ja, dieses Wort ist unerträglich. Es fordert, dem Leben in seiner Ganzheit bis zum bitteren Ende ins Auge zu schauen. Aber zwingt nicht gerade das Verdrängen des Unausbleiblichen, oberflächlich zu bleiben und am Kern dessen, was das Leben ausmacht, vorbeizuleben? Es scheint, dass viele zwar nach der Fülle des Lebens suchen, aber immer nur dort, wo sie nicht zu finden ist. Vielfach wird die Sehnsucht dann zu einer Sucht, die erst recht zum Tod führt. Dann aber stimmt ganz genau, was Jesus noch ergänzt: Wer sein Leben (in einem falschen Sinne) liebt, wird es verlieren, wer es aber verliert (verschenkt), wird es gewinnen. Leben in Fülle kann nicht konsumiert werden, es besteht in der Dynamik liebender Kommunikation und herzlichem Austausch in der Gewissheit, dass darin tiefe Ewigkeit leuchtet.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.
Bitte lesen Sie auch die Predigt zum 21. So. im JKr. und zum 22. So. im JKr., Lesejahr A (2020)