Pfarrer P. Johannes zum 18. Sonntag im Jahreskreis
Nach der Speisung der unvorstellbar großen Zahl von Menschen will man Jesus zum König machen. In Kafarnaum haben sie Jesus gefunden. Aber wollten sie wirklich zu Jesus kommen? Am Schluss des heutigen Evangeliums heißt es: „Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“
- Zeichen für die tiefere Wirklichkeit:
In der Bergpredigt sagt Jesus, dass wir uns um Gottes Reich sorgen sollen. Alles andere wird uns dazugegeben werden (vgl. Mt 6,33). Hier bei Johannes kritisiert Jesus an den Leuten, dass sie nur satt werden wollen – und nicht merken, wofür diese wunderbare Speisung Zeichen ist. Natürlich braucht der Körper Nahrung, aber es ist ein Unterschied, ob man seine Lebenskraft für seichte, oberflächliche Alltagssorgen verschwendet, oder ob dieser Alltag auf das Reich Gottes, das Leben in Fülle, abzielt.
Ich staune selbst immer wieder, auf wie viel ein großer Musiker oder ein Spitzensportler zu verzichten bereit ist, um seine Ziele zu erreichen.
Was sind nun die durchschnittlichen Ziele des Alltagsmenschen?
Unser Ziel soll die „Speise“ sein, die „für das ewige Leben bleibt“! Die Alltagssorgen sind dann zwar nicht weg, aber sie erscheinen in einem ganz anderen Licht. Die Tiefenwirklichkeit setzt in uns Kräfte und Energien frei, die der göttlichen Dimension angehören.
- Das wahre Manna:
Der Disput mit Jesus zielt auf die Frage ab: Was will Gott von uns? Jesu Antwort: „Dass ihr an den glaubt, den er gesandt habt.“ Die Leute würden eher die Forderung bestimmter Handlungen erwarten, ähnlich der Frage des jungen Menschen bei Markus: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“ (Vgl. Mk 10,17-31). Die Antwort Jesu: „Halte die Gebote!“ Das genügt ihm nicht. Darauf merkt Jesus, dass der Mann Sehnsucht nach der Tiefenwirklichkeit hat und sagt: Geh, verkaufe alles, was du hast, dann komm und folge mir nach.
Bei Johannes geht es auch um diese Radikalforderung: Das merken die Leute sofort. Sie wollen deshalb ein Zeichen und sprechen das Manna an, das die Väter in der Wüste gegessen haben. Jesus macht sofort klar, dass diese wunderbare Speise in der Wüste von Gott geschenkt wurde und dass auch das ein Zeichen für eine tiefere Wirklichkeit ist: „Mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel.“ Dieses Brot gibt der Welt das Leben.
- „Ich bin das Brot des Lebens!“
Die Leute haben immer noch nicht verstanden. Sie stellen sich offensichtlich immer noch ein neues Manna als Sache vor. Sie wollten ein Zeichen in diesem Zusammenhang. Jesus macht nochmals deutlich, dass das große Mahl am Vortag Zeichen für die Wirklichkeit ist, die er jetzt unverhüllt anspricht. Das eigentliche Lebensbrot des ewigen Lebens ist er selbst in Person. Er ist die Speise, nach der der Mensch zutiefst hungert, weil die Sehnsucht nach Ewigkeit die Tiefen der Seele ständig aufwühlt.
Die Selbstoffenbarung Jesu steht parallel zu anderen Ich-bin-Worten, wie: „Ich bin das Licht der Welt.“, „Ich bin der gute Hirt.“, „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“, „Ich bin der Weinstock.“ So ist auch das Wort Jesu im Tempel zu verstehen: „Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt…“ (Joh 7,37 f.)
Alles, was der irdische Mensch lebensnotwendig braucht, wird hier zum Zeichen für das wahre Leben, das Gott durch seinen Sohn Jesus Christus jedem als Geschenk anbietet und das im Glauben angenommen werden kann.
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.