Pfarrer P. Johannes zum Fronleichnamsfest
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Die Jünger des Herrn konnten das Geschehen erst nach dem Tod und der Auferstehung des Erlösers verstehen:
Der Auferstandene ist geheimnisvoll unter uns „alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Als Menschen brauchen wir aber Zeichen, die diese Gegenwart erspürbar machen. Das von Jesus selbst eingesetzte große Zeichen ist die Eucharistie. In der römisch-katholischen Kirche wird dieses Sakrament von zusätzlichen Symbolen umrahmt, um die bleibende Gegenwart als wunderbares Geheimnis besonders spüren zu lassen:
Tabernakel: Auch wenn der österliche Herr ständig anwesend ist, verspüren wir in der Kirche mit dem Blick auf den kunstvoll gestalteten Tabernakel und das ewige Licht dieses unfassbare Geheimnis der liebenden Gegenwart des Herrn ganz besonders.
Monstranz und eucharistischer Segen: Die geheimnisvolle dauernde Präsenz des Herrn ist die Kostbarkeit der Welt schlechthin, sie schenkt Heilung, Trost, Ermutigung, ja immer reicheres göttliches Leben. Diese Kostbarkeit wird durch die Monstranz und durch den Segen dargestellt.
Weihrauch: In früheren Jahrhunderten wurde damit den Königen Wohlgeruch in einer oft schlecht riechenden Umgebung geboten. So wurde er ein Ausdruck besonderer Verehrung und der Anerkennung der großen Würde. Wenn bei einem Hochamt das Gottesvolk beräuchert wird, drückt auch diese Geste unsere göttliche Würde aus. Ähnliches wird dargestellt, wenn die Ministranten beim Segen läuten.
Velum (das Tuch, mit dem der Speisekelch verhüllt wird): Das Geheimnis soll spürbar bleiben. Obwohl der Herr im allerheiligsten Sakrament gegenwärtig ist, ist er unserem menschlichen Einfluss unzugänglich. Wir sollen etwas von Betroffenheit, einer sich auch wieder entziehenden Nähe spüren, vielleicht so wie die Emmausjünger, die den Herrn in dem Augenblick, in dem sie ihn erkennen, nicht mehr sehen, und doch voll Freude sind.
Eucharistische Prozession: Der österliche Herr ist nicht fern vom Alltag in einem Kirchengebäude, abgetrennt von der Konkretheit des Lebens, sondern er begegnet uns in der Arbeit, in der Freizeit, ja, genau dort, wo unser Leben stattfindet. Vergessen wir nicht, dass der Auferstandene den Jüngern gerade bei ihrer Arbeit als Fischer, in einer frustrierenden Situation, begegnet ist. Dieses Bei-den-Menschen-sein soll durch die Fronleichnamsprozession zum Ausdruck gebracht werden.
Wir müssen allerdings in einer Zeit, in der viele Menschen einen Zug zur Esoterik haben, sehr aufpassen, dass es nicht zu Missverständnissen kommt. Hier handelt es sich nicht um einen Zauber und um kein naturreligiöses Ritual, sondern die geheimnisvolle, aber wirkliche Gegenwart des auferstandenen Herrn soll durch sinnenfällige Zeichen tatsächlich verspürt werden können.
Vergleiche auch die Gedanken zum Fronleichnamsfest LJ A!
Stiftsvideo Youtube "Fronleichnam 1959" von Josef Zankerl
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