Pfarrer P. Johannes zum 3. Sonntag in der Osterzeit
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Diese Stelle ist die direkte Fortsetzung der Emmausgeschichte und beleuchtet andere Aspekte der Ostererfahrung als beispielsweise das Johannesevangelium. Vor allem betont Lukas die Erfüllung der Schrift, also der damaligen Bibel, unseres Alten Testamentes:
„Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht. Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften. Er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben: Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen.“ (Lk 24,44-46)
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Schon den Emmausjüngern hat Jesus auf dem Weg die Schrift erschlossen, und auch in der heutigen Lesung aus der Apostelgeschichte betont Petrus, dass die Führer des Volkes aus Unwissenheit gehandelt haben, „Gott aber hat auf diese Weise erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten im Voraus verkündet hat: dass sein Christus leiden werde.“ (Apg 3,18)
Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. (Lk 24,36-37)
Diese Szene sollten wir uns genauer vor Augen führen: Die Emmausjünger sind nach Jerusalem zurückgeeilt und die anderen erzählen voll Freude, dass der Auferstandene dem Petrus erschienen ist. Da berichten auch sie, wie sie den Herrn erkannt haben, als er beim gemeinsamen Mahl das Brot brach. Trotz dieser österlichen Gewissheit erschrecken sie und haben große Angst, als Jesus plötzlich in ihrer Mitte erscheint! Es ist nicht nur der sich aufdrängende Eindruck, in einer Art traumatischem Fieberwahn Gespenster und Fantasiegebilde zu sehen, Halluzinationen zu haben und von einer Fata Morgana genarrt zu werden. Es ist die Gewissheit einer gemeinsamen Wahrnehmung, die es für den menschlichen Verstand gar nicht geben kann, da nämlich nur eines sicher ist: WAS TOT IST, IST TOT!! Der Gekreuzigte, Gestorbene und Begrabene offenbart sich als der LEBENDIGE schlechthin, so lebendig, dass sie sich im Vergleich dazu wie halbtot fühlen müssen. Das LEBEN selbst ist erschienen!! Der innere Kampf mit dem bisher sicheren Wissen und der noch viel sichereren Gegenwart des AUFERSTANDENEN wird bei Lukas an dieser Stelle besonders deutlich!
Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. (Lk 24,38-40)
Darauf folgt eine Formulierung, die das Unbegreifliche besonders bewusst macht, dass sie es nämlich VOR FREUDE immer noch nicht GLAUBEN KÖNNEN! Ihr Bewusstsein springt ständig zwischen dem bisherigen Hausverstand und der neuen Wirklichkeit hin und her.
Erwähnt werden muss an dieser Stelle, dass Lukas sein Evangelium vor allem für griechische Heidenchristen schreibt, die ganz andere philosophische Voraussetzungen haben als die Juden, und die die unsterbliche Geistseele sehr stark von der Körperlichkeit unterscheiden. Ihnen muss Lukas deutlich machen, dass Jesus als leibhafte Persönlichkeit auferstanden ist. Er kann berührt werden und ist wirklich als der zugegen, der vorher mit den Jüngern viel Zeit verbracht hat. Es geht nicht einfach um eine geistige, eine spirituelle Erfahrung. Deshalb erwähnt auch nur dieser Evangelist, dass der Auferstandene tatsächlich Speise zu sich nimmt. Ebenso schreibt auch er allein direkt von einer Himmelfahrt Jesu. Bei Johannes deutet Jesus dies nur an gegenüber Maria von Magdala, zu der er sagt, dass sie ihn nicht festhalten soll, weil er noch nicht zum Vater gegangen ist (Joh 20,17). Bei Matthäus sagt Jesus den Jüngern dagegen zu, er werde bei ihnen sein alle Tage bis zum Ende der Welt. (Mt 28,20)
Dennoch haben wir auch bei Lukas die Zusage, dass Jesus geheimnisvoll immer gegenwärtig sein wird durch das Wirken des Heiligen Geistes, den er selbst im Pfingstgeheimnis der Kirche schenken wird. In jeder Eucharistiefeier rufen wir den Heiligen Geist auf Brot und Wein herab und treten damit in die bleibende Gegenwart des Herrn ein. Auch im Wort des Evangeliums richtet er selbst immer neu sein Wort an uns. Wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, ist er selbst mitten unter ihnen (Mt 18,20). Was wir einem der Geringsten tun, tun wir ihm. (Mt 25,40)
Ostererfahrung bedeutet neue Wirklichkeit! Diese kann aber nur immer wieder in einer vom Heiligen Geist verwandelten Grundhaltung geschehen.
Vergleiche auch die Gedanken zum 3. Sonntag i.d. OZ. 2023 (Lesejahr A), in denen die der heutigen Evangelienstelle vorausstehende "Emmausgeschichte" betrachtet wird.
Zu Maria von Magdala, die Jesus nicht festhalten soll:
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.