Pfarrer P. Johannes zum Fest des hl. Stephanus
Überlegungen zum Fest des heiligen Märtyrers Stephanus:
Weihnachten ist ein Fest extremer Kontraste:
Da ist das römische Weltreich unter Kaiser Augustus, da sind die reichen, mächtigen Unternehmer in Betlehem und ganz Israel, und er, der als König des Friedens und der Gerechtigkeit zur Welt kommt, wird in einem Stall geboren und liegt in einer Futterkrippe!
Da feiern wir das Weihnachtsfest, und die Kirche stellt uns einen Tag später schon Stephanus vor, der als Verkünder der Frohbotschaft Jesu sein offenes Wort mit dem Tod bezahlen muss.
Da feiern wir Weihnachten in einem Weltwirtschaftssystem, das extreme Unterschiede zwischen arm und reich fördert. Wir feiern, weil wir zufällig auf die Butterseite gefallen sind im Überfluss und mit vielen Geschenken, die im Wesentlichen wieder an die Reichen gehen. Wir feiern und wissen doch, dass der größere Teil der Weltbevölkerung in unvorstellbarer Not leben muss, dass Kriege und Terror Millionen Menschen zur Flucht zwingen und dass es sogar innerhalb der EU Flüchtlingslager mit unvorstellbaren menschenunwürdigen Zuständen gibt. Wir feiern Weihnachten - und wir finden keine Lösungen für all das Elend.
Wir verkünden mit Stephanus die Botschaft, dass jetzt der Himmel offen ist, dass wir Zugang zur göttlichen Gnade haben, dass der Menschensohn zur Rechten Gottes steht, dass durch Christus eine neue Welt eröffnet ist, und wissen doch aus der Apostelgeschichte, dass die Menge bei dieser Botschaft zu schreien beginnt, sich die Ohren zuhält, Stephanus zur Stadt hinaustreibt und ihn zu Tode steinigt!
Was ist das für eine Welt, was sind das für Menschen?
Und in diese Welt steigt Gott herab! – Nicht um sie zu verurteilen, sondern um sie zu retten, sie zur Umkehr zu bewegen trotz aller Verweigerung. Und immer neu zeigt sich: Gott steht auf der Seite der Armen. Jesus teilt schon bei seiner Geburt das Schicksal derer, denen sich die Herbergen verschließen, die also schon in eine Notsituation hineingeboren werden, und die sich ständig auf der Verliererseite wiederfinden. Wir können bei der Betrachtung des irdischen Lebens Jesu, des Königs der Herrlichkeit, des Sohnes Gottes, immer neu erkennen, wie er auf der Seite der Verfolgten, der Armen, Kranken, Sünder, der Ausgestoßenen, und schließlich der Gefolterten und unschuldig Umgebrachten steht.
Eigentlich merkwürdig, dass das Hauptthema von Weihnachten in unserer Wohlstandswelt der wirtschaftliche Ertrag ist! Selig die arm sind vor Gott, denn ihrer ist das Himmelreich!
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.