Pfarrer P. Johannes zum 18. Sonntag im Jahreskreis
1. Als Jesus hörte, dass Johannes der Täufer enthauptet worden war…
Wir erinnern uns: Johannes hat in aller Schärfe die Umkehr des Volkes gefordert und hat dabei, vor allem nach dem Matthäusevangelium, die Pharisäer und Sadduzäer als Schlangenbrut bezeichnet, von denen er Früchte fordert, die ihre Umkehr zeigen (Mt 3,7 f.). Schön reden tut‘s nicht, es geht um Taten!
Zum Verhängnis wird ihm aber, als er auch König Herodes Antipas klar auf sein Vergehen gegen das mosaische Gesetz aufmerksam macht: Du hattest nicht das Recht, die Frau deines Bruders zur Frau zu nehmen (Vgl. Mt 14,4). Herodes möchte ihn deshalb töten, getraut sich aber nicht, doch schließlich bringt ihn seine Frau Herodias dazu, Johannes enthaupten zu lassen.
Johannes hat kein Verbrechen begangen, er wird von einem skrupellosen Machthaber aus dem Weg geräumt. Er hat nur den Willen Gottes erfüllt, er hat sich konsequent für den Willen Gottes eingesetzt.
2. …fuhr er mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.
Es muss Jesus ziemlich zu schaffen gemacht haben, dass Johannes die Erfüllung des Willens des himmlischen Vaters mit dem Leben bezahlt hat. Möglicherweise hat Jesus hier zum ersten Mal menschlich begriffen, dass auch ihm bei der Erfüllung des Auftrages seines Vaters große Gefahr droht.
3. Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen.
Jesus erlebt wieder die unfassbare Sehnsucht der vielen Menschen! Erinnern wir uns doch nochmals an den Beginn der Aussendungsrede, den wir am 11. Sonntag im Jahreskreis gehört haben. Fast wörtlich gleich heißt es dort: „Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben…“ (Mt 9,36). Dieses Wort „Mitleid“ offenbart uns seine Liebe zu den Menschen sogar bis zum Tod. Obwohl es für ihn äußerst gefährlich ist, lehrt er sie, er heilt sie und er speist sie!
4. Gebt ihr ihnen zu essen!
Wieder klingt das Wort der Aussendungsrede an: Die Ernte ist groß… Zugleich aber zeigt das heutige Evangelium etwas Zusätzliches: Ihr braucht nicht mehr als das zu geben, was ihr zur Verfügung habt. Das sind nur fünf Brote und zwei Fische. (Bei der Hochzeit zu Kana ist das, was die Diener der Hochzeit zur Verfügung haben, nur Wasser!) Gebt, was ihr habt, und ihr werdet selbst staunen, wieviel ihr eigentlich geben könnt. Wenn ihr bereit seid, weiterzugeben, was Gott euch durch seinen Segen überträgt, so wird das unermesslich groß und menschlich nicht zu fassen sein.
Hochalter der Pfarrkirche St. Oswald bei Freistadt |
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5. Das Volk nimmt die Gabe Gottes an!
Wir dürfen diesen Aspekt nicht übersehen: Es scheint gerade für die Reichen und Mächtigen in der Welt äußerst schwer zu sein, sich von Gott beschenken zu lassen. Was Gott gibt, ist reine Gnade. Er verlangt keine Gegenleistung, aber die Leute müssen sich hinsetzen und die Gabe Gottes genießen. Sind wir bereit, zu genießen, was Gott uns täglich schenkt?
Der Text wird auch im PDF-Format angeboten, mit der Bitte, ihn auszudrucken und an die Nächsten und Näheren weiterzugeben, die kein Internet haben.