Nachhaltigkeit im Christsein
Je mehr Konsum, desto mehr Glücksmomente? Das ist wohl eher ein Trugschluss: Eine Zeit lang mag man sich ja über etwas Neues freuen. Aber diese Zeitspanne wird immer kürzer und der Preis immer höher. Wahres Glück, wahre Erfüllung müssen eher von wo anders kommen. Auch schöne Feste werden als beglückend empfunden. Solche mit Kindern und Jugendlichen zum Beispiel, so wie Erstkommunion oder Firmung. Die ganze Familie ist dann dazu eingeladen, alle freuen sich und sind sich auch in der Einschätzung danach meist einig: „Es war ein schönes Fest!“
Und weil die Logik von Kosten und Nutzen bei den Menschen in unserer Zeit sehr tief verankert ist, fangen dann auch viele zum Rechnen an: Die Kinder haben schon alle die Firmung hinter sich, was kann ich da noch von der Kirche erwarten? Was bei meinem Begräbnis sein wird, ist mir egal, darum sollen sich die Hinterbliebenen dann kümmern. Das ist dann oft der Schritt für einen Kirchenaustritt. „Es ist nur wegen dem Geld, seinen Glauben hat er ja ehh,“ zeigen Mitmenschen oft Verständnis für solch eine Entscheidung. Aber Jesus hat es anders mit uns gemeint. Nicht nur an den besonderen Sonn- und Feiertagen sollen wir Christen sein, vielmehr geht es um eine innere Haltung, um eine persönliche Überzeugung, die im täglichen Leben zum Ausdruck kommt. An unserer Haltung sollen unsere Mitmenschen unser Christsein erkennen.
Die Schublade mit der katholischen Tradition und den christlichen Werten nur dann herauszuziehen, wenn es uns in den Kram passt, ist zu wenig! Als Argument, dass wir keine moslemischen Asylwerber bei uns wollen, sind die christlichen Werte dann wieder etwas besonders Wichtiges, woran sich mancher politische Redner besinnt, der sonst mit bösen Worten über „die Kirche“ schimpft! Solches Gerede kann man dann sehr wohl als schein-heilig bezeichnen. Die Kirche als Institution unseres Glaubens sichert auch eine breite Infrastruktur für unsere Gesellschaft, von der sehr viele profitieren: Nicht nur die kulturelle und vielfach auch touristische Bedeutung der kirchlichen Gebäude sei hier erwähnt, sondern besonders zahlreiche caritative Einrichtungen, Krankenhäuser, Schulen, usw. Dies alles sind Dinge, mit denen keine satten Gewinne erwirtschaftet werden können. Aber sie sind möglich, wenn viele von uns durch Spenden und ihren Kirchenbeitrag die Finanzierung unterstützen. Oft sind es spezielle Merkmale einer Einrichtung, warum eben nicht eine beliebige andere Einrichtung das gleiche leisten kann. Kirche ist mehr als ein Verein und Glaube mehr als eine Freizeitbeschäftigung. Trotzdem möchte ich hier einen Vergleich versuchen: Es würde auch das Netz von Schutzhütten, mit dem unsere Gebirgslandschaft überzogen ist, als Ergebnis des Engagements verschiedener Vereine nicht geben, wenn jedes Mitglied von Naturfreunden oder Alpenverein aus dem Verein austreten würde, nur weil derzeit keine konkrete Bergtour geplant ist. Mitglied in einer Solidargemeinschaft zu sein, bedeutet, gemeinsam können wir viel mehr schaffen und möglich machen, als einer allein. Und wenn man die finanzielle Seite betrachtet, ist auch die katholische Kirche eine Solidargemeinschaft, deren Möglichkeiten für Leistungen zugunsten der Gesellschaft wesentlich von der Anzahl ihrer Mitglieder abhängig sind. Und wenn es mit dem Geld wirklich eng ist, kann man auch mit der Kirchenbeitragsstelle darüber reden.
Hans Haas