Kniefall - Vor wem?

Liebe Schwestern und Brüder!
In drei, spektakuläre Schauplätze, besondere Orte mit großer Bedeutung: Wüste, Berg und der Tempel, nimmt uns heute der Evangelist Lukas mit.
Das alttestamentliche Volk Israel hat darin erschütternde Ereignisse durchlebt , aber auch tiefe Gotteserfahrungen gemacht. 40 Jahre Wüstenwanderung liegen in dem Volk Israel. Eine lange Zeit vieler Entbehrungen, eine Zeit großer Anfechtungen, eine Zeit in der sie ein Ziel vor Augen hatten, eine Zeit in der sie immer wieder ihre Ziele vergaßen, eine Zeit in der ihnen der Glaube an Gott verloren ging,, eine Zeit in der sie immer wieder zu Gott zurückkamen. Deshalb auch Orte von besonderer Bedeutung für Jesus.
Die drei Situationen widerspiegeln sich auch in unserem Leben immer wieder.
Wir laufen ständig in die Gefahr uns maßlos zu überschätzen und vergessen dabei, wem wir unser Leben zu verdanken haben.
Gemeinsam ist allen eine heftige Auseinandersetzung, in welcher der „Diabolos“, Jesus aber auch uns, hineintreibt.
Er wird mit seinen Versuchen, Jesus zu verführen, seinen Namen gerecht: Verwirrer und Durcheinanderwerfer.
Er hat die passende Situation erkannt, denn Jesus ist ausgehungert und leer von der Stille der Wüste, die aber auch den Blick für das Wesentliche schärft.
Der Widersacher Jesu weiß um die entscheidenden Lebensfragen, die in Zeiten des Rückzugs oder der Krise aufbrechen und Entscheidungen fordern: Wovon lebe ich? Woraus lebe ich?Wer oder was hat Macht über mich und kann ich mich in letzter Hinsicht und in größter Bedrängnis auf Gott verlassen und tiefer fallen als in seine Hand? Der Durcheinanderwerfer sagt aber:
Du kannst doch alles selber machen, wozu brauchst du da einen Gott der dir hilft?
„Wenn du Gottes Sohn bist,so befiel diesem Stein, zu Brot zu werden...
Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören...
Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze dich von hier hinab...“
Das sind die Köder, die der Teufel verwendet, um Jesus auf seine Seite zu ziehen,
in seine Falle zu locken und ihn dadurch von seiner Mission abzubringen.
Jedem Angriff auf sein Gottvertrauen begegnet er mit einer tief in ihm wohnenden Tora-Antwort, die seine Verbundenheit mit Gott bekräftigte. Er ist Gottes geliebter Sohn. Gott allein ist die Quelle seiner Kraft und Lebensausrichtung.
In dieser Wüstennot findet deshalb für Jesus die große Bewährungsprobe vor seinem öffentlichen Wirken statt. Er muss erkennen, was seine Mission ist und was sie gefährden würde. Letztlich ist dazu die Unterscheidung der Geister nötig. Sie gehört zu den größten Herausforderungen im Leben und im Glauben.
„Vor wem gehen wir in die Knie? Vor welchen Autoritäten und Instanzen beugen wir uns? Vor den Herren und Herrschaften der Welt...oder vor Gott?“
Macht auszuüben ist seit jeher verführerisch.
Sie bringt die Fähigkeit zu Ausdruck, etwas zu machen. Macht eröffnet Raum zur Gestaltung. Wohl jeder Mensch will etwas kreativ schaffen und sich in je eigener Weise als schöpferisch erleben. Das ist auch gut so, solange niemand zu schaden kommt, sondern eine Bereicherung für die Menschen ist.
Oft jedoch kippt Macht in ihr Gegenteil, in Herrschaft, Gewalt, Abhängigkeit Missbrauch oder Tyrannei. Macht hat deshalb in diesen Tagen eher einen schlechten Ruf. Denn die Erfahrung zeigt: Mächtige beginnen Kriege. Sie entscheiden mit Befehl über Leben und Tod. Sie regieren über die Köpfe der Menschen hinweg, sind unehrlich und korrupt und kümmern sich nicht um die Opfer, die durch sie zu schaden kommen. Sie lügen und schamlos um ihres Vorteils willen.
Wir können uns heute abschauen wie Jesus mit Macht umgegangen ist.
Jesus hat dem Teufel auch bei den Versuchungen eine klare Absage erteilt.
Er hat mit seiner Macht, die ihm durch Gott zugekommen ist und die dadurch an ihn rückgebunden war, Gutes bewirkt.
Er hat sich eingesetzt, um Menschen am Rand den Weg zurück zur Gemeinschaft zu ermöglichen, Kranke zu heilen, den Unansehnlichen Ansehen zu geben, den Suchenden Wege zu zeigen, die Verlorenen nicht aufzugeben und den Menschen Hoffnung zu schenken.
Zeiten der Wüste gehören zu unserem Leben. Das war bei Jesus so, oder auch bei Abraham, dem heimatlosen Aramäer, bei Mose und dem Volk Israel.
Die Lesung lässt aufhorchen, weil das Volk in all diesen Versuchungen und Irrwegen einen Gott erfahren durfte der sie gerettet hat, der barmherzig und mit starker Hand sie führte.
Im Erntekorb liegen die Früchte, die zugleich das Land symbolisieren, in dem Milch und Honig fließen. Sie brachten Gott den Ertrag der Ernte und warfen sich aus Freude und Dankbarkeit vor ihm nieder. Dieser Abschnitt wurde ausgewählt, weil im Evangelium von der Versuchung Jesu das Schriftwort zitiert wird, allein vor Gott soll der Mensch sich niederwerfen. Und es ist ja auch nicht falsch sich vor Gott zu neigen und zu beugen. Der Schlusssatz, der aber ausgelassen wurde, fordert die Angesprochenen auf, fröhlich zu sein und sich über all das Gute zu freuen. Nicht nur diejenigen die die Erntegabe gebracht haben, sondern das ganze Umfeld, die Familie und auch die Besitzlosen und Fremden sollen ein Fest feiern. Ein umfassendes Fest, ein umfassender Dank, eine umfassende Freude über einen maßlos,gütigen Gott.
Wir Christinnen und Christen sind „Pilger der Hoffnung“ Wir glauben daran, dass nicht das Böse, sondern Gott das letzte Wort hat. Aus dieser Hoffnung sollen wir leben und Zeugen dieser Hoffnung sein.
Bitten wir um diesen stärkenden, belebenden und ermächtigenden Geist für diese Tage der Fastenzeit .Amen