Euch aber, die ihr zuhört, sage ich

Euch aber, die ihr zuhört, sage ich – so hat Jesus seine Rede eingeleitet. Und dann gibt ER uns Anweisungen für ein Leben nach Gottes Vorbild.
Und würden wir nicht gerne heute so manchem Mitmenschen zurufen: Hört doch auch ihr zu! Hört, was dieser Jesus uns zu sagen hat. Seine Worte sind brandaktuell!
Hört doch zu ihr Regierungsverantwortlichen in West und Ost: Liebt eure Feinde! Aber führt doch zumindest keine Kriege!
Hört doch zu ihr Konzernchefs von den riesigen Unternehmen auf der ganzen Welt: Tut denen Gutes, die euch hassen. Aber beutet doch wenigstens eure Arbeiter und Arbeiterinnen nicht aus und schaut doch nicht nur auf euren oftmals immensen Profit!
Hört doch zu ihr selbstgerechten Männer, die im Namen der Religion Andere einsperren und sogar töten: Seid barmherzig! Aber sagt doch zumindest nicht, dass eure Anhänger Menschen anderen Glaubens töten dürfen.
Hört doch zu ihr ewig Jammernden und ihr Pessimisten! Gebt, dann wir auch euch gegeben werden! Aber zieht doch zumindest mit eurem Gejammere nicht andere auch noch runter.
Hört doch zu!
Und dann muss ich mich fragen, ob denn ich GUT zugehört habe. Habe ich nur gehört oder habe ich das Gehörte auch verstanden?
Und wenn ich es verstanden habe, kann ich mit dem was ich gehört habe was anfangen?
Und wenn ich mit dem was anfangen kann, hat es dann Konsequenzen für mich?
Wahrscheinlich sagen wir alle „ja eh“.
Tut denen Gutes, die euch hassen. Ja eh - Aber das ist doch ungerecht, der hat es doch gar nicht verdient, dass ich ihm Gutes tue.
Dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd! Ja eh - Aber heutzutage muss ich doch schauen wo ich bleibt. Das Leben wir immer teurer, anspruchsvoller – da muss ich doch alles ausnutzen, sonst bleib ich auf der Strecke.
Gib jedem der dich bittet. Ja eh – aber mir gibt doch auch keiner was. Ich hab doch nix zu verschenken.
Ja eh – aber mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden. Sagt Jesus.
Obwohl, das stimmt nicht. JESUS MISST MIT EINEM ANDEREN MASS BEI UNS!
Sein Maß ist Liebe und Barmherzigkeit.
Sollte es uns da nicht eigentlich leichter fallen auch Liebe und Barmherzigkeit bei unseren Mitmenschen anzuwenden?
Ich glaube, die meisten Menschen sind nicht böse. Die meisten Menschen wollen gut leben; sie wollen für sich und ihre Familien ein angenehmes Leben und sie wollen auch ein gutes Auskommen mit ihren Mitmenschen. Mit einem Wort, sie wollen ein angenehmer Zeitgenosse sein, der gerne gesehen wird und in der Gesellschaft anerkannt ist. Das ist sehr löblich.
Für uns Christen und Christinnen ist das aber zu wenig.
Unser Anspruch an ein christliches Leben muss höher sein – weil Jesus Christus uns vorgezeigt und vorgelebt hat, dass wir als Nachfolger und als Nachfolgerin von Jesus Christus größer und weiter denken dürfen und können.
Unser Anspruch an ein christliches Leben muss von Gott und seiner Liebe zu uns Menschen geleitet sein. Und so möchte ich nochmals ein paar Sätze vom heutigen Evangelium herausnehmen:
Tut denen Gutes die euch hassen – auch in der Lesung haben wir gehört, dass David seinen König Saul nicht getötet hat, obwohl er allen Grund dazu hatte und auch die Möglichkeit. Aber David wusste, dass durch eine solche Tat niemals Gutes entstehen kann.
Gutes zu tun, kann ja auch schon bedeuten, sich ruhig zu verhalten. Den Hass nicht erwidern. Den Hass stehen lassen und sich nicht darum annehmen. Die Spirale von schlechtem Verhalten und übler Nachrede zu durchbrechen, zu unterbrechen. Böses nicht mit Bösem vergelten und so eine Art von Liebe zeigen.
Segnet die, die euch verfluchen, betet für die, die euch beschimpfen – nahezu tagtäglich hören wir jetzt in den Nachrichten von Zusammenstößen und wirklich schlimmen Ereignissen mit Asylanten.
Es ist ein leichtes, da einzustimmen in die berechtigterweise ablehnende Stimmung und dem Ruf nach Vergeltung.
Aber lasst uns auch hier das übliche Verhalten durchbrechen. Beten wir für diese Menschen. Ehrlich und innig. Beten wir für die Opfer und besonders auch für die Täter.
Beten wir um Frieden, beten wir um Lösungen für das Zusammenleben und beten wir um den Geist Gottes.
Gib jedem, der dich bittet – das setzt schon mal voraus, dass sich der Andere traut mich zu bitten.
Das wird er nur tun, wenn ich ein offener und herzlicher Mensch bin. Wenn ich mit aufmerksamen Sinnen durch meine Welt gehe und acht gebe auf den Anderen.
Es bedeutet aber auf keinen Fall, dass ich der Depperl bin, dem man eh alles aufbürden kann. Denn auch die Bitte selbst muss ehrlich sein und darf kein bequemes Abgeben von Eigen-verantwortung sein. Ich darf dem anderen auch zumuten, selbst seinen Beitrag zu leisten.
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist – üben wir uns in Barmherzigkeit. Lassen wir uns berühren, lassen wir uns anrühren vom Schicksal unserer Mitmenschen und handeln wir nach unseren Möglichkeiten und Fähigkeiten.
Gott wird uns dabei helfen und leiten. Wenn wir mit dem Herzen zuhören, was ER uns sagt.
Amen.