"Selig seid ihr..." - oder "Weh euch...!"

Weh euch ihr Reichen, weh euch ihr Satten, weh euch, die ihr jetzt lacht, weh euch, wenn euch die Menschen loben…
Wie bitte? – möchte man da fragen. Ist es denn wirklich unanständig und zu verurteilen, wenn man in Wohlstand lebt, wenn man hat, was man braucht, oder vielleicht sogar mehr?
Ist es falsch, wenn man Freude am Leben findet und noch etwas zu lachen hat?
Ist es verwerflich, wenn man von anderen geschätzt und gelobt wird?
Warum ist Jesus so unfreundlich, so scharf in seiner Kritik? Wo bleibt denn da die „frohe“ Botschaft, von der immer die Rede ist?
Wohlstand, Zufriedenheit, Lebensfreude, Ansehen – wer sehnt sich denn nicht danach? - Sind das nicht berechtigte Wünsche und Ziele, von denen wir erwarten, dass sie uns „glücklich“ oder gar „selig“ machen?
Anerkennung und Lob – wer wünscht sich das nicht?
Warum werden von Jesus diejenigen als „selig“ gepriesen, die in Zuständen leben, die für niemanden erstrebenswert sind?
Es kann doch nicht sinnvoll sein – oder gar „selig“ machen – arm zu sein, Hunger zu leiden, oder Ablehnung und Hass zu erfahren.
Sich das zu wünschen, oder gar anzustreben - das wäre doch verrückt und zynisch.
„Euer Lohn im Himmel wird groß sein“ – Ist das nicht bloß eine billige Vertröstung – der „Lohn im Himmel“? Darf es mir nicht im „Hier und Jetzt“ schon, hier auf „Erden“ gut gehen?
„Selig“ seid ihr…auf der einen Seite – oder „wehe“ euch…auf der anderen Seite.
Wo würdest Du dich hinstellen?
Die Gegenüberstellung von „Reichtum“ und „Armut“, von „Sattheit und „Hunger“, von „Weinen“ und „Lachen“, von „Feindseligkeit“ und „Wertschätzung“, legt doch nahe, dass das eine mit dem anderen in einem Zusammenhang steht.
Es gibt eine Art von „Reichtum“, die „Armut“ hervorruft.
Es gibt eine „Sattheit“, die Grund ist für den „Hunger“ anderer.
Es gibt einen „Lustgewinn“ geben, auf Kosten anderer.
Es gibt eine Steigerung von „Ansehen“,
die gründet auf dem „Niedermachen“ anderer.
Die Art und Weise unseres Verhaltens, hat immer Auswirkung auf die anderen und überhaupt auf das „Klima“, zwischen uns Menschen.
Und deshalb dieses „Wehe!“ von Jesus:
als Warnung dafür, dass man nicht ohne die anderen, oder gar auf Kosten der anderen „selig“ werden kann.
Man kann sich nicht selbst „selig“ machen.
Reiche, Satte, Lachende und Angesehene dürfen nicht vergessen, dass Glück, Zufriedenheit und „Seligkeit“ immer Geschenke sind.
Geschenke die wir durch Zuwendung und die Liebe eines anderen empfangen.
„Seligkeit“ kann man nicht selbst machen.
Sie wächst und gedeiht nur dort, wo wir bereit sind, uns „aufzumachen“, uns beschenken zu lassen, das Glück dankbar anzunehmen, ihm Raum zu geben, in unserem Leben und Zusammenleben.
„Selig, die über sich selbst lachen können:
sie werden genug Unterhaltung finden.
Selig, die einen Berg von einem Maulwurfshügel unterscheiden können,
sie werden sich viel Ärger ersparen.
Selig, die schweigen und zuhören,
sie werden viel Neues erfahren.
Selig die, die kleine Dinge ernst und ernste Dinge gelassen nehmen, sie werden weit kommen.
Selig, die Gott erkennen und lieben;
sie werden Güte und Freude ausstrahlen.“
(Gebet der „Kleinen Schwestern Jesu“)