„Füllt die Krüge mit Wasser!“

Ein sehr sympathisches Wunder, das Johannes an den Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu stellt. Jesus hilft Leuten aus der Verlegenheit.
Es ist peinlich, wenn bei einem Fest der Wein ausgeht. Noch dazu bei einer Hochzeit. Und Hochzeiten wurden damals ausgiebig gefeiert, tagelang.
Es wäre blamabel für das Brautpaar, müsste es das Fest abbrechen und die Gäste heimschicken.
Johannes nennt es ein „Zeichen“, was Jesus in dieser Situation tut
und als solches sollten wir es auch verstehen:
Ein Zeichen für das, was Gott für uns und mit uns vorhat.
Die „Hochzeit“ ist ein beliebtes Bild, das die Bibel gerne verwendet:
So wird es einmal sein: Ein großes „Hochzeitsfest“ – Gott ist der Einladende, wir alle seine Gäste. Himmel und Erde, Gott und Mensch, werden sich „vermählen“ – das Leben wird zum Fest.
„Unser Leben sei ein Fest“ - heißt es in einem Lied. Und bisweilen stimmt es auch. Es gibt Zeiten in unserem Leben, die möchten wir als „Hoch-zeiten“ bezeichnen. Alles stimmt. Das Leben ist voller Freude, voller Liebe und Harmonie - einfach ein Fest. Alles ist gut.
Es gibt aber auch das Gegenteil: „Tief -zeiten“. Und wer kennt sie nicht. Zeiten in denen nichts mehr geht. Das Leben schleppt sich dahin, wird zur Qual. Keine Freude, keine Begeisterung. Freudlos und leer kommen uns solche Zeiten vor. Es sind dies die Zeiten, in denen uns der „Wein“ ausgeht: Nicht unbedingt der im Keller – aber:
der „Wein“ der Lebensfreude, des Lebensmutes, der Wein des Vertrauens, der Wein der Zufriedenheit, des Glücks.
So sehr kann einem der „Wein“ ausgehen, dass man glaubt, es geht nicht mehr. Mit einem selbst nicht mehr, in der Gemeinschaft, in der Ehe, in der Familie, im Beruf... – Es geht nicht mehr.
Wenn wir es noch so sehr wünschen, dass die „Hoch-zeiten“ unseres Lebens anhalten, dass wir „oben“ bleiben: es gibt keine Garantie.
Es kann etwas passieren - durch eigene oder fremde Schuld - und wir sind „unten“, mitten in einem „Tief“.
Gerade dann, so meine ich, sollten wir uns an diese Geschichte erinnern, an dieses „Zeichen“, das uns Jesus gegeben hat. Es will uns zeigen, wie wir bestehen können in solchen Situationen. Und: wie sich die Lage „wandeln“ kann und verändern, auf „wunderbare“ Weise.
„Tut, was Er euch sagt!“ - so der Hinweis, der das Wunder bewirkt.
Und was Er sagt, ist schlicht und einfach: „Füllt die Krüge mit Wasser!“
Ich verstehe diese Aufforderung Jesu so:
„Verzweifelt nicht! Gebt, was ihr habt, was ihr noch geben könnt. Und wenn es „nur“ Wasser ist“. „Wasser“ steht als Symbol für alles, was wir zu geben immer noch imstande sind.
Es muss nichts Großes sein, nichts Außergewöhnliches.
„Wasser“ genügt. - Es kann sich auf wunderbare Weise in „Wein“ verwandeln.
Ich meine, wir kennen solche Wunder aus eigener Erfahrung.
z. B: Da ist jemand in einer schwierigen Situation. Er bittet mich um Hilfe. Ich bin hilflos, weiß keinen Rat für ihn, keinen Ausweg. Aber: Ich nehme mir Zeit, höre zu. Das heißt: ich „gebe“, was ich ehrlicherweise „geben“ kann.
Für mich schaut es nicht nach sehr viel aus. Wie „Wasser“ kommt es mir vor. Überrascht bin ich dann, wenn der Betreffende mir später einmal sagt:
„Du, dass du damals einfach für mich da warst - es hat mir geholfen, es hat meine Situation „gewandelt“.Hat sich da nicht „Wasser“ in „Wein“ gewandelt?
Oder: Eine leer gewordene Beziehung. Nichts scheint mehr zu gehen. Alles aus, leer. - Aber die beiden finden sich nicht einfach ab damit.
Der gute Wille ist noch da, und irgendwie bringen sie es fertig, die „leeren Krüge wieder zu füllen“: mit kleinen Zeichen der Liebe, mit einem Lob, einem anerkennenden Wort, einer kleinen Aufmerksamkeit - und es beginnt sich etwas zu „verwandeln“. - Aus „Wasser“ wird „Wein“. Eine neue „Hochzeit“ bahnt sich an.
In jeder Gemeinschaft gibt es das: die anfängliche Begeisterung ist verflogen, Man quält sich so dahin. Aber dann: man riskiert einen neuen Anfang.
Man beginnt „leer gewordene“ Gewohnheiten neu zu „füllen“ - und es „verwandelt“ sich etwas – das „Fest“ des Lebens ist nicht zu Ende.
Wie durch ein Wunder kehrt die Freude zurück.
„Füllt die Krüge mit Wasser“ - sagt Jesus - „bis an den Rand“ - soweit es möglich ist - und glaubt an das Wunder.
Eines scheint mir wichtig in dieser Geschichte:
Es ist Maria, die Mutter Jesu, die das Gespür hat und die Verlegenheit des Brautpaares erkennt und zu Jesus geht: „Sie haben keinen Wein mehr!“ - Auch wenn uns die Reaktion Jesu zunächst verwundern mag – sie vertraut auf Ihn, sonst würde sie nicht sagen: „Was er euch sagt das tut!“
Liebe Schwestern und Brüder!
Möge uns niemals der „Wein“ ausgehen, in unserem Leben und Zusammenleben. - Sollte es aber anders kommen, dann wünsche ich uns: dass wir Menschen in unserer Nähe haben, die erkennen, was uns fehlt.
So wie Maria. Menschen, die uns aufmerksam machen und hinweisen, auf das, was „notwendig“ ist: „Tut, was Er euch sagt!“ - Und dann wünsche ich uns, dass wir beherzigen können, was ER uns sagt: „Füllt die Krüge mit Wasser!“ – Und so kann eine wunderbare „Verwandlung“ geschehen:
aus Wasser wird Wein, das Fest des Lebens geht weiter.
Vielleicht nicht sofort. –
„Wunder“ brauchen Zeit und Geduld, aber sie sind möglich. Amen