Erbsünde – Schuld – neue Zeitrechnung durch Maria
Wir feiern heute das "Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria".
Die Erbsünde – das ist etwas mit dem tun wir uns schwer. Es ist für uns unverständlich, dass wir Sünde vererbt bekommen haben sollen. Begonnen hat es mit dem Buch Genesis: Eva gibt Adam vom verbotenen Baum zu essen. Die Schlange, die sie dazu verführt hat, lockte sie mit den Worten: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf. Ihr werdet wie Gott. Sein wollen wie Gott – das ist die Ursünde, die Erbsünde, von der wir alle, wie wir hier sitzen betroffen sind. Diese Ursünde hatte zur Folge, dass der Erdboden verflucht wurde, wie es im Buch Genesis in weiterer Folge heisst, dass der Mensch unter Mühsal von diesem Erdboden essen wird, da ist die Rede vom Schweiße des Angesichts und dass der Mensch Staub ist und zu Staub zurückkehren wird.
Ja, was kann ich dafür – möchte ich da protestieren!
Aber - es hängt halt alles zusammen. Jede Aktion hat eine Reaktion zur Folge – jedes Tun hat Folgen. Das Essen vom Baum der Erkenntnis hatte die Vertreibung aus dem Paradies zur Folge. Kain, der Sohn von Adam und Eva erschlägt seinen Bruder Abel, daraufhin wurde er verflucht, dann kam Rache ins Spiel und der ewige Kreislauf von Schuld und Sünde setzte sich fort. Bis in unsere Tage. Und nachdem kein Mensch für sich alleine lebt, sind auch wir hineingestellt in diese Zusammenhänge, in diese Schuld-Zusammenhänge. Natürlich können wir unmittelbar nichts dafür, dass wir hier in Österreich geboren wurden, in einem der reichsten Länder der Welt leben und damit mitverantwortlich sind für die Not in anderen, armen Ländern. Wir haben keine unmittelbare Schuld an Kriegen und an Unterdrückungen, die an so vielen Orten der Welt stattfinden.
Wir können nichts dafür an Zerwürfnissen von Menschen, die vor unserem Dasein gelebt haben. Und trotzdem reichen die Auswirkungen – Streit innerhalb von Familien, Ablehnung von bestimmten Menschentypen, Vorurteile gegenüber bestimmten Volksgruppen - bis in unsere Tage hinein. So stehen wir bewusst oder unbewusst mitten drinnen in diesen Schuld-Zusammenhängen, in dieser ererbten Schuld. Wir können nichts dafür und trotzdem wirkt es in unser Leben hinein.
Wir müssen uns aber auch selbst eingestehen, dass unser Leben nicht frei von Schuld ist. Wir selbst werden schuldig, in Gedanken, Worten und Werken wie es im allgemeinen Schuldbekenntnis heisst. Wir alle sind verstrickt in Verfehlungen, wir tun Unrecht und wir erfahren Unrecht.
Das hören wir nicht gerne und es passt scheinbar so gar nicht mehr in unsere moderne Gesellschaft, wo das Gefühl was Recht ist und was Unrecht ist immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird.
Der heutige Festtag ist die Antwort Gottes auf diese Schuldzusammen-hänge. Gott beginnt eine neue Zeitrechnung mit Jesus und mit Maria als Mutter von Jesus. Gott stellt die Rechnung mit diesem Ereignis mit den Menschen auf Null. Warum? Weil ER gnädig und barmherzig gegenüber uns Menschen ist. Und weil ER uns von Herzen liebt.
„Sei gegrüßt, du Begnadete“ beginnt der Erzengel Gabriel seinen Besuch bei Maria. Und weiter unten heisst es „denn du, Maria hast bei Gott Gnade gefunden“. Und Maria ist zu keiner Zeit ihres Lebens aus dieser Gnade Gottes herausgefallen. Das ist das besondere des heutigen Marien-Feiertages. Von der ersten Sekunde Ihren Leben an bis zu ihrem Tod hat Maria sozusagen von der Gnade Gottes gelebt und seine erlösende Macht in ihr wirken lassen. Sie hat sich in der Versuchung von Gott leiten lassen und so das Böse bezwungen. Anders als Eva im AT, die sich von der Schlange versuchen hat lassen und gescheitert ist. Maria nicht – sie hat widerstanden, allen Versuchungen, allen Bequemlichkeiten, allen Lebensumständen zum Trotz.
Und – das unterscheidet sich ganz wesentlich von Eva aus dem Buch Genesis: Maria wollte nie wie Gott sein und wurde gerade dadurch zu einer wahren und für uns anbetungswürdigen Größe.
Maria liefert uns den Beweis, dass das Böse keine absolute und unüberwindbare Macht ist. Durch Maria haben wir erfahren, dass Schuld und Sünde überwunden, ja unterbrochen und durchbrochen werden kann. Mit Hilfe Gottes – mit Hilfe der Gnade Gottes.
Maria hat diese Gnade erfahren und auch wir dürfen auf die Gnade Gottes hoffen – mehr noch, wir dürfen die Gnade Gottes einfordern für unser Leben.
Was mich an Maria aber noch besonders fasziniert ist, dass sie den Plan Gottes – Mutter von Jesus Christus – zu werden voll und ganz erfüllte. Mehr als erfüllte. Maria hat ihre Aufgabe nicht mit der Geburt, und seiner Erziehung im Kindes- und Jugendalter erfüllt und abgeschlossen. Sie hat nicht als er erwachsen war gesagt – jetzt ist meine Aufgabe erfüllt, mach was Du willst. Nein, sie bleibt unlösbar mit ihrem Sohn verbunden. Sie steht ihm bei, sie begleitet ihn, sie ist bei allen entscheidenden Momenten im Leben Jesu dabei – sie geht mit ihm sogar bis nach Golgotha – dorthin wohin ihm viele seiner Jünger nicht gefolgt sind.
In Maria hat der neue Bund Gottes mit den Menschen begonnen – und da es sich um einen ewigen Bund handelt, ist sie, Maria noch heute die Basis und unsere Begründung und Ansporn den Bund Gottes mit den Menschen einzuhalten und immer wieder zu erneuern.
Daher dürfen wir uns Maria anvertrauen, wir dürfen sie als unsere Fürsprecherin benutzen.
Weil sie in ihrem ganzen Leben zu 100 % ihrer Bestimmung gefolgt ist und in allen Zeiten ihres Lebens auf Gottes Plan vertraut hat.
Nehmen wir sie uns als Vorbild im Hinblick auf ihre Treue zu Gott – bleiben wir uns als Christen treu und bleiben wir IHM treu.
Nehmen wir sie uns als Vorbild im Hinblick auf Vertrauen in Gott und dass wir es Gott zutrauen können, dass ER unser Leben leitet und führt.
Nehmen wir sie uns als Vorbild im Hinblick auf Hoffnung und Zuversicht – Gott wird unsere Hoffnungen erfüllen – mögen wir unsere Zuversicht auch in schwierigen Zeiten niemals verlieren.
Nehmen wir sie uns als Vorbild in Ausdauer und Beharrlichkeit. In Stärke und Standhaftigkeit. Nichts und niemand konnte sie von Ihrem Weg, den sie neben Jesus gegangen ist, abbringen.
Maria, die starke und bewundernswerte Frau, die vor 2000 Jahren gelebt hat, soll und kann uns Vorbild in all unseren Lebenslagen sein – uns Frauen und genauso allen Männern – ihre Botschaft ist zeitlos und geschlechtslos.
Amen.