"Also bist du doch König"
Liebe Schwestern und Brüder !
Genau einen Monat vor dem Heiligen Abend, auf den wir uns so gerne vorbereiten, stellt man uns soeben die Frage: „Was ist Wahrheit?“ Und wir müssen sie beantworten - nicht nur bis Weihnachten.
Die Zeichen der Zeit können uns da auf die Sprünge helfen.
1000 Tage Krieg und Zerstörung in der Ukraine. Und die Eskalationsschraube dreht sich weiter.
Menschenverachtung pur, wenn Menschen aus ihren Wohnungen gebombt werden, junge Leute zu Krüppeln geschossen und zu Tausenden sterben müssen, ganze Städte in der Größe von unserer evakuiert und ruiniert werden .
Zurück zur Szene des Evangeliums: Da stehen sich 2 Autoritäten gegenüber: Der Gottes- und Menschenfreund Jesus aus Nazareth als Unruhestifter im Tempel und der Vertreter des Kaisers von Rom, der Statthalter Pontius Pilatus, der zwecks Ordnungsgarantie beim höchsten Fest in Jerusalem mit viel Militär angereist war.
Der erste als Gedemütigter, weil er alle Leute, die ihm begegnet waren, voll ins Herz geschlossen und ernst genommen hatte - mit einer überirdischen Autorität. Er ließ sich ja Messias nennen. Das gefiel den Tempelchefs gar nicht!
Der zweite stützt sich auf die Autorität des Stärkeren, der viel Gewalt ausüben kann und sie auch schon bewiesen hatte.
Wie kam dieser Mensch bloß mit Namen in unser Glaubensbekenntnis!!!
Auch wir müssen wieder Antwort geben. Es gibt ständig Gelegenheiten dazu.
Da braucht es gar keine „Spezial AdventVorsätze.“ Was ist also Wahrheit? Menschen-Achtung oder Menschen-Verachtung, Sympathie oder Antipathie entgegenbringen, Menschsein oder Unmensch-.
Wahrheit braucht Autorität, einen König. „Also bist du doch ein König!“ sagt Pilatus. Er ahnt vielleicht etwas von Jesu Autorität. (In der orthodoxen Kirche weiß man sogar von einer späteren Bekehrung des Pilatus, festgehalten auf Ikonengemälden.) Diese Ahnung zählt dann aber nicht in der tagespolitischen Entscheidung. Pilatus will sich um jeden Preis an die Macht klammern.
Er folgt also der Überzeugung der Tempelobersten: „Besser ein Mensch stirbt an Statt des ganzen Volkes als umgekehrt.“ Ordnung muss sein! Und doch kam es Jahre später soweit. Ihr Tempel wird über den Haufen geworfen. Die Bewohner dahingerafft. Im Jahr 70 nach Christus war es soweit. Sie hatten ihre Chance vertan. Menschenverächter sind sie geworden. Ihr Religionssystem war ihnen zu wichtig.
Zurück zum Evangelium:
Jesus sagt: „Ja, ich bin ein König. Dazu bin ich in die Welt gekommen, um von der Wahrheit Zeugnis abzulegen.“ - Er wollte der König unserer Herzen, unserer Entscheidungen werden. Er gab und gibt noch immer allen, die ihn als König einlassen, etwas von seinem Gottesleben, seinem Frieden. Er gießt sein Leben an jenem Karfreitag komplett aus, nachdem er am Vorabend beim letzen Abendmahl sein Testament hinterlassen hatte: „Dieses Brot ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ spricht er.
Das bewegt uns immer wieder, weil wir letztlich doch seine Energie, sein Leben brauchen, damit unsere Seele gesund wird und wir so wie er Menschen-Freunde werden.
Mit voller, königlicher Autorität bietet er uns auch einen neuen Bund mit Gott in seinem Blut an.
Ja, er war mehr als ein Kämpfer für Menschenrechte. Er befähigt uns aber solche zu werden, indem er unsere Rückfälle in die Menscheverachtung nicht anrechnet, uns unsere Sünden verzeiht und uns immer neu beginnen lässt, heute, jeden Tag, und an dem Tag, an dem er wiederkommt.