Dreifaltig
Liebe Mitchristen!
Heute, am Dreifaltigkeitssonntag haben wir wieder, wie jedes Jahr, unseren Dreifaltigkeitsleuchter aufgestellt und die drei Kerzen darauf entzündet.
Er soll uns an diesem Sonntag als Symbol dienen für das, was wir mit unserem Verstand nicht fassen können. Gottes Einheit in drei Personen. Und wir tun uns tatsächlich schwer, das zu erklären und trotzdem versuchen wir es immer wieder.
Ein etwas boshafter Spruch lautet: Gott erfand die Theologen und schuf Handwerkszeug für sie, damit er endlich etwas über sich erfahren kann.
Lange Zeit sprachen wir von drei göttlichen Personen. Das brachte uns Christen, vor allem seitens des Islam, den Vorwurf ein, ein polytheistisches, also ein Gottesbild der Vielgötterei zu besitzen.
Das Wort "Person" bedeutet allerdings heute etwas anderes als zur Zeit Jesu. Unter "Person" verstehen wir heute jemanden, der eigenständig und in Freiheit denkt und handelt, der über sich selbst bestimmen kann. Dadurch wird der Ausdruck von den "drei göttlichen Personen" missverstanden.
Zur Zeit Jesu wurde unter Person verstanden, entweder eine Maske oder Rolle oder der Mensch ganz allgemein. Daraus könnte man ableiten, es geht um die drei göttlichen Erscheinungsformen die untrennbar miteinander verwoben sind.
Dieses Missverständnis des Personenbegriffs war auch der Grund, weshalb das Konzil von Trient (1545-1563) die bildhafte Darstellung des Heiligen Geistes als Person verboten hat. Die orthodoxe Kirche dagegen hat sich nicht gescheut, die Dreifaltigkeit auch bildlich auszudrücken. Die berühmteste Darstellung ist die Dreifaltigkeitsikone von Andrei Rubljow aus dem Jahre 1411. Drei schlanke Engelsgestalten sitzen um einen Tisch, in der Mitte ein Kelch. Ausgedrückt sollte damit werden, dass die drei göttlichen Personen in gleichwertiger Weise zusammengehören.
Eigentlich feiern wir heute ein großes Fest der Beziehungen - DREIFALTIGKEITSSONNTAG. Die Texte die wir gehört haben, sprechen sehr poetisch davon:
Paulus spricht von der großen Würde des Menschen durch die Gabe des Heiligen Geistes, er macht uns alle zu Söhnen und Töchter Gottes und untereinander zu Geschwister.
Das Evangelium spricht vom Sendungsauftrag an die Jünger, in die Welt hinauszugehen und die Menschen im Namen des dreieinigen Gottes zu taufen, und ihnen damit die Liebe Gottes und seine Nähe zu verkünden.
Drei Redensarten können vielleicht Klärung bringen:
Ich denke, also bin ich, so wird manchmal behauptet, nach der Erkenntnis eines französischen Philosophen: Aber der Verstand allein reicht sicher nicht aus, dieses große Geheimnis der Dreifaltigkeit oder des Lebens insgesamt zu begreifen. Aber es gibt etwas über den Verstand hinaus.
Ich zweifle, daher bin ich: Auch Zweifel begleiten uns lebenslang, vor allem in dunklen Stunden nach Niederlagen und Schicksalsschlägen. Wird wirklich alles so sein, wie es unser Glaube verspricht, eine in Frieden vollendete Welt? Sprechen nicht die täglichen Nachrichten dagegen? Aber es gibt etwas über den Zweifel hinaus.
Ich liebe, ich lebe, daher bin ich. "Liebe" und "Leben" haben ähnliche Wortwurzeln. Im Lateinischen:
Amo ergo sum, das ist wohl die schönste Formel. Weil ich geliebt bin und daher lieben kann, bin ich in der Welt.
Der heutige Dreifaltigkeitssonntag zeigt, wozu wir berufen sind: Liebende Beziehung zu schaffen, zu uns selbst, zu unseren Mitmenschen - ob es auch bei Unsympathischen gelingt, weiß ich nicht, einen Versuch wäre es wert! Die liebende Beziehung entsteht aber sicher durch einen guten Geist, den wir heiligen Geist nennen und der uns zugesagt wurde und auf den Verlass ist.
Am Beginn und am Ende eines jeden Gottesdienstes rufen wir die Dreifaltigkeit an. Damit wird zum Ausdruck gebracht, was Paulus in seiner Areopagrede in Athen (Apg 17,28) meint: "In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir."
Gott umgibt uns als "Vater" (und "Mutter"), als "Sohn" und als "Heiliger Geist". Seine Dreifaltigkeit soll unseren Glauben nicht kompliziert machen, sondern erlebbar und erfahrbar.
Unsere Erklärungsversuche kommen aber hier an die Grenzen des Sagbaren über Gott und sein Wesen.
Vielleicht genügt es ihn als barmherzigen Vater und liebende Mutter zu begreifen, der uns in Jesus nahegekommen ist und uns im hl. Geist immer noch nahe ist. Amen.