Schwestern und Brüder!

Heute geht es um die Liebe und das Glück in unseren Beziehungen. Wir sagen zwar oft, das Wichtigste sei die Gesundheit für unser Leben und unser Glück, aber schaut man genauer hin, kommt man drauf, dass die Gesundheit wesentlich mit der Liebe zusammenhängt, die man im Leben erfährt.

Jeder und jede von uns kennt viele Sprüche im Zusammenhang mit der Liebe.

„Liebe ist nicht nur ein Wort, Liebe das sind Worte und Taten“ heißt da ein Liedtext im GL; „Liebe und tu was du willst“, sagt Augustinus schon im 5. Jht., und stellt damit den kürzesten Moralkodex seiner Zeit vor. Oder „Liebe ist das Einzige was bleibt, wenn wir gehen!“ auch: „Liebe ist das einzige was sich vermehrt, wenn man es verschenkt“; und „Hättest du die Liebe nicht, wäre alles nichts“; „Es ist was es ist, sagt die Liebe“…“Die Liebe ist ein seltsames Spiel…; Love is all around me …“Gern haben tuat guat“ und weitere tausende Liebeslieder…

Die Liebe wurde schon immer besungen, besprochen, bedacht und gelebt. Manchmal gelingt uns das Leben der Liebe besser, manchmal mittelmäßig, manchmal gar nicht.

In der Theorie wissen wir, wie es ginge, aber die Praxis ist nicht so einfach. Wir sehnen uns nach bedingungsloser Liebe und gleichzeitig stehen wir uns selber dabei im Weg, uns lieben zu lassen und bedingungslos zu lieben, ohne etwas zu erwarten.

Wir haben das Hohelied der Liebe gehört. Paulus, er ist schon alt und auch weise geworden, sein jugendlicher Leichtsinn und Eifer hat sich in Einsicht und Mitgefühl verwandelt, schreibt berührende Worte über die Liebe an die Gemeinde von Korinth, die ihm sehr am Herzen liegt.

Einige Facetten der Liebe scheinen mir hier besonders hilfreich:

• Die Liebe prahlt nicht und bläht sich nicht auf: Prahlerei und Besserwisserei hat also nichts mit Liebe zu tun, auch wenn sie noch so gut gemeint ist. Die Gefahr der Abwertung des anderen ist dabei sehr groß. Die Liebe aber ist niemals abwertend dem anderen gegenüber.
• Die Liebe sucht nicht ihren Vorteil, sondern hat immer auch den/die anderen im Blick, das Wohl des/der anderen ist ihr genauso wichtig, wie das eigene. Diese Anweisung steht in engem Zusammenhang mit dem Gebot der Nächstenliebe: liebe deinen Nächsten, wie dich selbst!
• Die Liebe hofft alles, d.h. sie sagt niemals: bei dir ist alles zu spät, du wirst dich nie ändern, da ist Hopfen und Malz verloren! Im Gegenteil sie sagt: ich glaube an dich und deine Fähigkeiten, ich will deine Entwicklung fördern und unterstützen so gut ich kann und ohne dich dabei zu bevormunden!
• Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen rätselhafte Umrisse: die Liebe ist also in unserem Leben noch nicht vollkommen und wir werden immer hinter unserer Sehnsucht und unseren Möglichkeiten ein Stück zurückbleiben. Das kann auch so manchen Druck wegnehmen, perfekt sein zu müssen. Ich muss nicht perfekt sein, aber mein Partner/Partnerin genauso wenig.

Im Evangelium haben wir gehört, dass es darauf ankommt, auf welchen Untergrund man ein Haus errichtet, damit es Bestand haben kann.

Vom klugen Mann ist da die Rede, der sein Haus auf Felsen baute und nicht auf Sand. Auch im alten Orient haben anscheinend die Männer die Häuser gebaut. Ich vermute aber, dass auch schon damals die Frauen kräftig mitgeredet haben, wohin es gebaut wird und wie es ausschauen soll. Hier kann sich so mancher Konflikt entzünden und die Liebe auf die Probe stellen.

In dieser Bildrede geht es Jesus aber nicht um Standorte oder Aussehen, es geht ihm um das Erlangen des Himmelreichs. Also um Freude, Frieden, Glück und Gerechtigkeit, nicht nur im Jenseits, sondern auch schon jetzt und hier.

Der feste Untergrund ist hier der feste Glaube an Jesus Christus, der dem Leben Halt geben soll und kann und der allen Stürmen standhält.

Auch die Eigenschaften, die Paulus in seinem Hohelied der Liebe beschreibt, und die ja auf seinen Christusglauben aufbauen, sind ein gutes Fundament für unsere Beziehungen, sind wie ein Felsen, der uns halt gibt in den Stürmen des Zusammenlebens, in den Höhen und Tiefen unserer Beziehungen.

Ich wünsche euch solch einen festen Grund für eure Liebe und für eure gemeinsamen weiteren Wege.

Amen.