"Kommt, folgt mir nach!"
So harmlos war das sicherlich nicht, was da geschah, am See von Galiläa.
Stell dir vor, dir passiert das:
Du hast einen Betrieb, du hast zwei Söhne - nennen wir sie Simon und Andreas.
Du wünschst dir, dass zumindest einer der beiden den Betrieb einmal weiterführt.
Und dann kommt einer daher, ein gewisser Jesus aus Nazareth. Ein „Wanderprediger“ mit eigenartigen Ideen. „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe!“ - behauptet er.
„Kommt her, folgt mir nach!“
Und deine Söhne lassen sofort alles liegen und stehen und hauen ab.
Dann noch einmal, wieder zwei Brüder, Jakobus und Johannes. Sie sind mit ihrem Vater Zebedäus bei der Arbeit im Boot. Auch sie ruft er - und weg sind sie, die beiden.
Sie lassen ihren Vater einfach sitzen. Das darf doch nicht wahr sein!
Die Aufregung am See kann man sich gut vorstellen:
Was bildet sich dieser Jesus eigentlich ein. Dieser Sohn eines Zimmermanns aus Nazareth, dieser „Provinzler“. – So höre ich die Väter schimpfen.
Ich gehe davon aus, dass Jesus schon bekannt war in den Dörfern am See Genezareth. Seine Ideen, seine Art von Gott zu reden, seine Art mit den Menschen umzugehen, seine Hinwendung zu den Kleinen, den Außenseitern, den Kranken, überhaupt seine Weltanschauung, und seine Vision von diesem „Reich Gottes“ – das alles war bei manchen auf fruchtbaren Boden gefallen.
„Reich Gottes“ - oder „Himmelreich“ - was dasselbe bedeutet - das war die Vision von einem geglückten, sinnvollen Leben und Zusammenleben. Die Alternative zu einem bloßen Dahinleben, aussichtslos und hoffnungslos.
Dieses „Reich Gottes“ ist „nahe“, dieses „Leben in Fülle“ ist möglich, behauptet Jesus.
Du brauchst nur danach zu greifen, du brauchst es nur zu wagen.
Darum: „Kommt, folgt mir nach!“
Die Jünger haben begriffen. Sie gehen mit, sie trauen dieser Verheißung und dem, der sie ihnen sagte. Sie waren wohl gerade in diesem Augenblick „reif“ für dieses Wort.
Für sie war die Zeit „erfüllt“.
Das war die Stunde ihrer „Berufung“. Und dieser Berufung sind sie treu geblieben:
trotz mancher Zweifel, trotz Anfeindungen und trotz der Katastrophe des Karfreitags.
Diese Vision vom „Reich Gottes“ lässt sie nicht mehr los. Sie setzen ihr Leben dafür ein.
Wenn wir uns heute „Christen“ nennen, tun wir es bewusst, mit Überzeugung?
Oder sind wir „Christen“ aus Gewohnheit?
Oder anders gefragt: Wann hast Du dich bewusst zu deinem „Christsein“ entschieden?
Man wird getauft, man wird gefirmt, man ist mehr oder weniger eifrig dabei.
Ich glaube aber, dass es für jeden und jede von uns immer wieder einmal so einen Moment gibt, wo man sich bewusst für das „Christsein“ entscheidet. Gibt es nicht diese Momente, wo man, für sich selbst, diesen Ruf, diese Zusage und diese Einladung hört:
„Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe! Komm, folge mir nach!“
Ich weiß mich in guter Gesellschaft, wenn ich sage:
Immer noch fasziniert mich die Art und Weise, wie Jesus gelebt hat, seine herzliche Menschlichkeit, sein heilsamer Umgang mit allen, „die übel dran waren“.
Immer mehr bewundere ich sein Vertrauen in einen Gott, den er als seinen „Vater im Himmel“ angesprochen hat. Und auch uns empfiehlt er, es so zu tun.
Immer noch begeistert mich seine Vision von einer Welt, die von Frieden, von Gerechtigkeit und Liebe bestimmt wird. „...das Reich Gottes ist nahe!“
Daran zu glauben, darauf zu vertrauen – es für möglich zu halten - und auch zu „ermöglichen“ durch unsere Art zu leben – darauf kommt es doch an.
„Kommt her, folgt mir nach!“ –
Auch wenn wir in unserer „Nachfolge“ manchmal „patschert“ oder auch fehlerhaft und nachlässig sind: seine Einladung, oder auch seine Herausforderung, darf uns nicht in Ruhe lassen. –
Und das tut sie ja auch nicht. Sonst wären wir nicht hier zusammen.
Amen