Fest der Heiligen Familie
Liebe Glaubensfamilie!
Ich stelle mir immer wieder einmal die Frage, inwieweit die hl. Familie für uns heute ein Vorbild sein kann.
Oder ist einfach zu viel Zeit vergangen zwischen damals und heute, dass das einfach nicht möglich ist? Oder ist die jüdische Kultur einfach so anders, dass diese Familie für uns immer auch fremd bleibt?
Eines ist klar, heilig ist diese Familie nur geworden, weil durch die Heilstat Gottes Jesus in sie hineingeboren wurde. Dazu braucht es eine große Portion Gottvertrauen, für Maria zuerst, wie uns berichtet wird, aber vielleicht noch viel mehr für ihren Verlobten Josef, der damit überhaupt nicht gerechnet hat, sich aber letztendlich für Maria und das Kind entscheidet.
Heute hören wir, wie die Eltern Josef und Maria, das jüdische Ritual nach der Geburt ihres erstgeborenen Sohnes im Tempel vollziehen. Sie erfüllen die Thora. Zwei betagte Menschen, Simeon und Hanna, begegnen dabei dem Kind und verkünden prophetisch den Weg Jesu und Mariens.
Lukas beschreibt die Lebendigkeit und die Beziehungen der Personen von Jung und Alt. Er betont, dass der Hl. Geist auf dem greisen Simeon ruht.
Der Geist öffnet ihm die Augen für das große Geschehen: er erkennt im Kind den Messias, das „Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Herrlichkeit seines Volkes Israel“.
Er spricht auch das österliche Geheimnis an, das mit dem „Schwert des Schmerzes“ verbunden ist, und das Maria besonders treffen wird. Die beiden betagten Persönlichkeiten werden als Mitglieder des Gottesvolkes Israel gezeichnet, die gerecht und gläubig leben. Obwohl Jung und Alt nicht blutsverwandt sind, gehören sie, die sich im Tempel treffen, intensiv im geistlichen Sinne zusammen.
Was sie verbindet, ist das geisterfüllte Leben aus dem Gesetz und das gläubige Vertrauen in Gottes Führung.
Könnte das ein Vorbild für das Zusammenleben der Generationen heute sein?
Ich stelle mir das Leben damals nicht romantisch vor, aber getragen von einem festen Gottvertrauen.
Was man aus den Texten ableiten kann, ist, dass das Leben in Nazareth ein Leben aus der Liebe und dem Glauben war. Dazu gehörte der Synagogenbesuch am Sabbat. In der Heiligen Familie wurde sicher eine gläubige Erzähltradition gepflegt, Josef und Maria kannten die heiligen Schriften sehr gut.
vermutlich ergänzten sie die Worte, die in der Synagoge aus der großen Heilsgeschichte des jüdischen Volkes verkündet wurden: Gottes Wirken von großen gläubigen Gestalten wie König David, von Hanna, der Mutter des Samuel, von Abraham und Sara. Als Gebete wurden die Psalmen selbstverständlich gesprochen.
Wir können heute nicht mehr so selbstverständlich beten wie die früheren Generationen. Gemeinsames Beten in der Familie ist seltener und schwieriger geworden. Umso schöner empfinde ich es, wenn zu Weihnachten viele junge Eltern oder die Großeltern mit ihren Kindern zur Kindermette kommen, um die alten Geschichten zu hören und zu sehen, und mit uns zu beten und zu singen.
Oder wenn junge Mütter mit ihren Kindern im Advent in die Kirche kommen, um Adventgeschichten zu hören und Adventlieder zu singen. Oder sogar in der Rorate am frühen Morgen teilnehmen.
Ich bin überzeugt, den Kindern werden solche Feste immer in Erinnerung bleiben und wer weiß, vielleicht werden auch sie mit ihren Kindern wieder kommen, um die alten Geschichten des Glaubens zu hören.
Ich bin auch sehr stolz auf unsere Ministrantenschar. Junge Mädchen und Burschen, Jugendliche, schon fast erwachsen, denen es wichtig ist, bei den Gottesdiensten, vor allem an den Festtagen, da zu sein und ihren Dienst am Altar zu versehen. Die jungen Leute orientieren sich heute zwar mehr an der Gesellschaft, an TickTock und Co, als an dem, was sie in der Familie gesehen haben. Aber Gott sei Dank nicht immer und nicht alle!
Wir sollten uns daher immer auch fragen: Wie können wir in der Familie von Gott reden, wie können wir heute miteinander beten? Eine berühmte Heilige legt uns ans Herz: "Bringt das Gebet in Eure Familien hinein, denn eine Familie die betet, die hält auch zusammen!"
Über die religiöse Entwicklung des Kleinkindes wissen wir, dass es wichtig ist, Vater und Mutter auch betend zu erleben. Da erfährt das Kind, dass sich die Eltern, die so groß, gut und mächtig sind, vor einem noch Größeren, vor Gott hinstellen und Kraft finden aus der Beziehung zu Ihm.
Mit Kindern beten hat verschiedene Gestalten: Geformte Gebete, zB Tischgebete, Reimgebete wie Gute Nacht Gebete, Spontane Gebete, oder der Tagesrückblick mit Dank und Bitte. Kinder bitten gerne für andere.
Eine unverzichtbare Hilfe für den Glauben in der Familie ist der Sonntag als Tag des Gottesdienstes und Tag der Familie. Das heißt, miteinander etwas unternehmen, spielen, erzählen.
Dabei sollen die Kinder erfahren können, dass es den Eltern beim Gottesdienst und dem Feiern des Kirchenjahres nicht um die Pflichterfüllung geht, sondern um eine Kraftquelle, die aus der Mitte des Glaubens kommt.
Ich freue mich jedes Mal sehr, wenn die Eltern mit ihren Kleinen zur Kinderkirche kommen! Zumindest einmal im Monat, das ist ein gutes Zeichen!
Wenn sich in manchen Familien heftige Debatten zum Sonntagsgottesdienst entzünden, dann kann das wertvoll sein. Die Heranwachsenden wollen ernstgenommen werden in ihrem Denken. Oft wollen junge Leute dabei nur demonstrieren, dass sie sich von der elterlichen Autorität ablösen. Für Eltern braucht es das überzeugte Vorangehen, gute Hörbereitschaft, Geduld, Klugheit und Warten-Können.
Erzwingen lässt sich nichts. Ziel bleibt die eigene freie Entscheidung des jungen Menschen für Gott und für ein Leben mit Glauben und Kirche.
Ich wünsche ihnen als Eltern oder Großeltern Klarheit und Gelassenheit im Umgang mit ihren Kindern und Enkelkindern in der religiösen Erziehung, dann bin ich sicher, dass der Glaube auf fruchtbaren Boden fällt. Amen.