Wen sucht ihr? – Kommt und seht!
Liebe Mitchristinnen,
liebe Mitchristen!
Von einer zunächst beiläufigen Begegnung zwischen Jesus und den Jüngern des Johannes wird uns da berichtet. Johannes weist hin auf den vorübergehenden Jesus. Und mitten in dieser Erzählung dann diese beiden zunächst fast belanglos wirkenden Sätze: Wen sucht ihr? – Kommt und seht!
Heute geht an uns die Frage: Wen sucht ihr? Was sucht ihr? Weswegen seid ihr hier, ihr Männer und Frauen? Ihr Traurigen, ihr Glücklichen? Ihr Ängstlichen? Ihr Gestressten und ihr, die vielleicht nur zufällig oder selten da seid?
Hier und jetzt - im Rahmen unserer Wortgottesfeier gleichen sich vielleicht die Antwort von uns einzelnen: Gott suchen wir. Nach Ihm fragen wir, dem Grund unseres Seins. Dem Ziel, dem wir entgegengehen. Deswegen sind wir hier, um uns Seiner Nähe zu vergewissern. Um uns unserer selbst zu vergewissern. Um unser unruhiges Herz in Ihm Ruhe finden zu lassen.
Aber: Wie würden die Antworten ausschauen, wenn wir hinausgehen würden auf die Straße und Menschen, die wir nicht kennen diese Frage stellen: Wen sucht Ihr? Was sucht ihr? Seid ihr auf der Suche?
Aber ja, viele Menschen sind auf der Suche, viele Menschen suchen nach Antworten auf die Fragen zu ihrem Sein:
Was ist mit mir und mit meinem Leben?
Was ist mit Gott, dem scheinbar allmächtigen und alles wissenden Gott?
Was ist mit dieser Welt und mit den Menschen mit ihrem oftmals selbstüberzogenen und zerstörenden Streben?
Viele Menschen sind auf der Suche nach „Gott“. Und meisten suchen sie ihn nicht mehr in unseren Kirchen.
Außerdem gibt es immer mehr Menschen, die Gott einfach vergessen und abgelegt haben. Die auf unsere Frage „Wen sucht ihr? Was sucht ihr?“ alle möglichen Antworten geben würden, aber niemals „Gott“. Die einen suchen das Heil im Reichtum, im Konsum oder in einem exzessiven Freizeitverhalten. Die anderen suchen Ihr Glück in fernöstlichen Lehren oder lassen sich von selbsternannten Fachleuten in den sozialen Medien beraten.
Diesen einen Gott, den Urheber des christlichen Glaubens braucht man heutzutage nicht mehr – so scheinen immer mehr Menschen zu denken. Aber stimmt das?
Kommt und seht!
Kommt, ihr, drinnen oder draußen, ihr, drinnen in der Kirche oder ihr da draußen, die ihr offenbar ganz andere Probleme und Verpflichtungen habt, kommt und schaut, wo Gott wohnt und wo Gott ist:
„Wo 2 oder 3 in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“
„Seid gewiss, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“
Das hat uns Jesus versprochen!
Gott ist uns nicht verborgen und er ist nicht nur in geheiligten Räumen. Er ist mit uns auf dem Weg. Er ist bei uns. Er begleitet alle unsere Schritte.
Und ist Gott in unserem Leben nicht viel öfters am Werk als wir das annehmen?
Gott ist in unserem Leben da! Schon immer!
Schauen wir unser Leben an: Ist da nicht so viel, wo wir Gottes Wirken erkennen?
Waren da nicht viele Momente, wo wir seine Nähe gespürt haben?
Wo sich seine schützende Hand über uns gelegt hat?
Waren da nicht viele Ereignisse, wo wir von IHM beschenkt wurden? Spüren wir nicht immer wieder in besonderen Augenblicken, dass unser Leben schön ist? Trotz allem. Dass es gut ist, wie es ist? Haben wir nicht in solchen Augenblicken die Gewissheit, dass wir Gottes geliebte Kinder sind; dass unser Leben ein Geschenk Gottes ist?
Natürlich gibt es auch Momente und Situationen, in denen wir zweifeln, dass Gott bei uns ist.
Es gibt Momente voll Verzweiflung und Schmerz.
Es gibt Trennungen und Verluste in unserem Leben, die weh tun.
Es gibt Krankheit und Tod und wir fragen: Warum Gott?
Aber Gott ist nicht verantwortlich für unsere dunklen Momente.
Leid und Schmerz war schon immer da und gehört zum Leben der Menschen dazu. Gott war und ist auch in unseren dunkelsten Stunden bei uns und trägt uns – auch wenn wir uns dessen oftmals nicht bewusst sind und daran zweifeln.
Mehr noch: Gott hat durch die Geburt Jesu, durch den menschgewordenen Sohn Gottes alles Leid, allen Schmerz und alle Verzweiflung mit uns geteilt. Durch den Sohn sind IHM keine der Nöte von uns Menschen fremd – ER hat sie auf sich genommen, ER hat sie mit uns geteilt. Und letztendlich hat ER alles Leid durch seine Auferstehung verwandelt und heil gemacht.
Im Evangelium hat es weiter geheißen:
Da kamen sie mit ihm und sahen, wo er wohnte und blieben jenen Tag bei ihm.
Sie kamen mit, sie machten sie auf und folgten ihm.
Auch wir sind aufgerufen sich aufzumachen, sich mit ihm auf den Weg zu machen. Auch uns lädt er ein seinen Spuren zu folgen.
Und wenn wir uns auf seinen Ruf „Kommt und seht“ einlassen und uns aufmachen zu einem Leben in Gott und mit Gott, dann werden wir wie Andreas und der andere Jünger von Gott berufen.
Dann können auch wir hinausgehen und sagen: Wir haben den Messias gefunden, Gott, der die Liebe ist.
Amen.