Jetzt ist die Stunde vom klugen und törichten Verhalten.
Liebe Mitchristinnen und Mitchristen!
Das heutige Gleichnis ist für gelernte christliche Ohren ärgerlich. Da geht es um zehn junge Frauen, die zu einer Hochzeit eingeladen sind. Sie sollen den Bräutigam mit Lampen zum Hochzeitssaal begleiten. Und ausgerechnet jene, die als klug bezeichnet werden, verweigern den als töricht Bezeichneten die Hilfe. Wir haben doch gelernt, dass solidarisches Teilen eine ganz wichtige Christenpflicht ist, dass allen, die bedürftig sind, geholfen werden muss, unabhängig von der Schuldfrage. Und dann wird hier das Himmelreich mit Frauen verglichen, die egoistisch ihr Öl zusammenhalten und damit schuld daran sind, dass die törichten Frauen nicht an der Hochzeit teilnehmen dürfen. Was soll das heißen? Worum geht es denn überhaupt?
Das Thema des 25. Kapitels im Matthäusevangelium ist die Endzeitrede Jesu. Es will dafür sensibilisieren, dass diese Zeit und Welt ein Ende haben, im persönlichen Leben und im Universum.
Jesus hat, wie auch alle Gläubigen damals, ein nahes Ende der Welt erwartet und möchte, dass seine Jüngerinnen und Jünger vorbereitet, bereit sind, wenn dieses Ende kommt. Und er versucht die Wichtigkeit dieses Bereitseins mit dem Bildwort von einem törichten oder klugen Verhalten zu verdeutlichen. Deshalb geht es auch nicht nur um das Lampenöl, sondern dieses Lampenöl ist ein Bild für das, was wir für unser Leben brauchen, um „hochzeitsfähig“ zu sein – mitten im Leben und einmal auch am Ende unseres Lebens. Es gilt wach zu sein, vorbereitet, um im entscheidenden Augenblick bereit zu sein und bestehen zu können.
Für das Licht, das mit dem Öl genährt wird, können wir Vieles einsetzen: wenn Jesus das Ziel allen Lebens mit einer Hochzeit vergleicht, dann steht vor uns am Ende unserer Zeit ein wunderbares Fest: ein Fest unseres Lebens, ein Fest der Liebe, ein Fest der Hoffnung, dass einmal alles gut sein wird in Gottes ewiger Güte und Freude. Wie soll das gelingen? Mein Leben ein Fest? Ein Fest der Liebe? Ein Fest der Hoffnung? Ein Fest des Glaubens?
So verstanden besteht die Klugheit der Frauen darin, dass sie wissen, dass Glaube, Hoffnung und Liebe nicht von selbst entstehen und als menschliche Fähigkeit vorhanden sind, sondern der Pflege und Nahrung bedürfen. Glauben, hoffen und lieben kann man nicht einfach so, ohne etwas dafür zu tun, kann man sich nicht einfach ausborgen oder schenken lassen. Glaube Hoffnung und Liebe können ansteckend sein, auf andere Menschen ausstrahlen, aber FÜR jemand anderen glauben, hoffen und lieben können wir nicht. Deshalb ist es den klugen Frauen nicht möglich „das Öl“ zu teilen, sie können den Törichten im entscheidenden Moment den Glauben, die Hoffnung oder die Liebe nicht einpflanzen. Sie sind dazu fähig, weil sie sich darum gemüht haben, die anderen aber nicht. Ihr Rat ist richtig, sie schicken die ohne „Öl“ zurück an den Start, könnte man sagen, auf den Weg der Mühe, sich „das Öl“ - die Fähigkeit glauben, hoffen und lieben zu können - zu erarbeiten.
ABER - und das ist die Sinnspitze des Textes -, dann kann es zu spät sein, dann kann der entscheidende Moment vorbei sein, dann ist die Türe verschlossen, die Chance vertan.
Darin liegt die Warnung des Gleichnisses. Seid wachsam, damit ihr nicht überseht, ab wann eure Fähigkeit zu glauben, zu hoffen, zu lieben vertrocknet, verdunstet, schwach wird. Ihr wisst nicht wann ihr sie brauchen werdet, vielleicht geht jahrzehntelang alles gut. Aber wenn es darauf ankommt vertrauen zu können, die Hoffnung nicht aufzugeben oder trotz widriger Erfahrungen zu lieben, dann kann niemand an eurer Stelle, für euch glauben, hoffen und lieben.
In diesem Sinne ist das Gleichnis auch ein Trost für uns. Denn wer sich müht die Fähigkeit zu glauben, zu hoffen und zu lieben zu entwickeln, zu pflegen und zu nähren, wird heutzutage gerne als verstaubt, altmodisch und von gestern belächelt. Vertrauen - wir sind doch versichert! Hoffen - man kann ohnehin nichts machen. Nächstenliebe - jede und jeder ist ihres und seines Glückes Schmied.“
Glauben - 1 Option unter vielen So lauten die Parolen des Zeitgeistes.
Und sie schaffen Angst, wir bauen auf falsche Sicherheiten und werden sehr einsam dabei.
Wie gut ist es dann, wenn wir Menschen treffen, die glauben, hoffen und lieben können, weil sie sich beharrlich und ständig darum gemüht haben. Wie gut ist es dann, wenn Menschen da sind, die bereit sind zu helfen, damit auch in der Not der Glaube, die Hoffnung und die Liebe nicht verlöschen, sondern neue Nahrung bekommen können. Vielleicht könnte man das vorausschauende Mitnehmen des Öls auch mit der Mühe um ein treues religiöses und spirituelles Leben vergleichen.
Es ist klug sich bewusst zu sein, dass die Kraft des Glaubens nicht von selber kommt, sondern die Frucht von Interesse, Dranbleiben und Pflege ist. Und es ist auch klug wachsam zu bleiben wie wir unser Leben gestalten. Wir stecken in Zwängen, manchmal auch in der Gleichgültigkeit… die uns hindern das wirkliche, sinnerfüllte Leben zu leben, das dann zu Ende ist, ehe wir es gelebt haben. Es ist tragisch, am Ende drauf zu kommen, dass ich den wirklichen Sinn meines Lebens nicht gelebt habe, nicht mehr die Zeit oder Kraft habe mein Leben bewusst zu ergreifen und zu gestalten. Vor dieser Entscheidung steht jede und jeder von uns: achtsam sein, wahrnehmen und dafür bereit sein, was wirklich wichtig ist im Leben.
Jetzt ist die Zeit so zu handeln, wie wir es am Ende getan haben möchten. Jetzt ist die Stunde, damit zu rechnen, dass unser Leben weitergeht über unser Leben hinaus und wir auf ein Ziel zugehen, dass größer ist, als wir es uns ausdenken können.
Die törichten Frauen bekommen noch eine Chance – sie sollen Öl kaufen - Dieses Wort ist eine Anspielung auf einen damals altbekannten Text aus dem Buch der Weisheit, aus dem wir in der Lesung gehört haben. „Kommt in mein Haus, feiert mit mir euer Leben“, sagt Gott, die Weisheit, „hier bekommt ihr Getreide und Öl, alles umsonst geschenkt, ich gebe euch Freundschaft, guten Rat für die Fülle des Lebens, ewige Heimat.“
Jesus erzählt uns - bei aller geforderter Bereitschaft: Wenn Gott uns heimholt, das wird ein Fest sein!
Und: Die Welt braucht deine Flamme, die leuchtet und auch Gott braucht dein Licht, damit das Fest der Liebe stattfinden kann. Amen.